Vertraut den neuen Wegen

Predigt in der EMK Adliswil am 02.11.2025, diverse bib­lis­che Bezüge, u.a. Matthäus 18,1–3

Liebe Gemeinde,

es braucht Ver­trauen, um aufzubrechen. Ohne Ver­trauen bleibt man ste­hen. Oder macht sog­ar Rückschritte. Wenn Sor­gen und Angst gewin­nen, ist der Rück­zug wahrschein­lich. Wenn dage­gen Ver­trauen den Ton angibt, kann zum Auf­bruch geblasen wer­den. – Was nährt solch­es Ver­trauen? Bib­lis­che Bilder kön­nen helfen: Zum Beispiel die WOLKEN- BZW. FEUERSÄULE, die den Israeliten in der Wüste vor­ange­ht. Darin wird anschaulich, was wir ger­ade gesun­gen haben: Gott geht nicht nur mit, son­dern voraus auf unseren Wegen. Wir sind nicht allein oder ori­en­tierungs­los. Son­dern geführt, begleit­et, geleit­et und wenn nötig, getra­gen. Gott ist da. Darum kön­nen wir den Wegen ver­trauen, auf die er uns weist. Sog­ar wenn sie ganz neu und anders sein sollten.

Ein anderes solch­es Bild aus der Bibel ist der REGENBOGEN. Kür­zlich war ich vor einem Gespräch, dem ich mit etwas Zagen und Zit­tern ent­ge­gen­sah, noch eine kurze Runde spazieren. Auf der Wacht­brücke sah ich einen Regen­bo­gen, der in der Sihl stand. Gottes Bun­desze­ichen. «Solange die Erde beste­ht, gilt mein Bund!» Mir hat das gut getan und Mut gemacht. So fiel es leichter, dem Weg in das Gespräch zu trauen… Das Gespräch übri­gens war her­aus­fordernd, im Rück­blick gese­hen aber auch sehr gut.

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Auf dein Wort, Herr!

Predigt zu Lukas 5,5b in der EMK Adliswil am 26.10.2025

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Liebe Gemeinde,

Petrus erzählt: «Ich werde es nie vergessen! Es ist Jahrzehnte her und fühlt sich doch an, als wäre es erst gestern gewe­sen: Wir waren die ganze Nacht draussen auf dem See Genezareth. Es war ruhig. Kaum Wind. Das Wass­er still. So ruhig, dass sich sog­ar die Sterne darin spiegel­ten …. Es war zu ruhig. Wir sahen näm­lich nicht einen einzi­gen Fisch. Mal um Mal holten wir die Net­ze ein. Doch sie waren immer leer. Als der Mor­gen däm­merte, waren wir fix und fer­tig. Müde. Ent­täuscht. Leer. – Wovon soll ein Fis­ch­er leben, wenn er nichts fängt?
Schliesslich fuhren wir zurück ans Ufer. Dort staunten wir nicht schlecht. Es herrschte emsiger Betrieb. So früh am Mor­gen. Unzäh­lige Men­schen. Und mit­ten­drin Jesus von Nazareth, der zu ihnen redete. Ich hat­te natür­lich schon von ihm gehört. Dass er ein fan­tastis­ch­er Red­ner sei. Dass in seinen Worten Gott nahe komme. Und dass Men­schen durch ihn gesund wür­den. – Von nahem hat­te ich ihn aber noch gese­hen. Jet­zt kam er auf mich zu. Er bat mich, von meinem Boot aus zu den Leuten sprechen zu kön­nen. Eigentlich wollte ich nur noch ins Bett. Aber er hat­te etwas an sich, das mich pack­te. Also liess ich ihn ein­steigen und rud­erte ein paar Meter vom Ufer weg. – Dann redete er zu den Men­schen. Ich sass neben ihm und hörte zu. Seine Worte waren ruhig, klar und voller Kraft. Sie macht­en etwas mit mir. Es kam mir vor, als würde er nur zu mir sprechen.
Als er fer­tig war, drehte er sich um und sagte zu mir: ‘Fahr hin­aus auf den See und wirf die Net­ze aus!’ Das war total ver­rückt! Er wollte mir sagen, wie man fis­cht!? Mir, Simon, der seit vie­len Jahren Fis­ch­er war. Ich erk­lärte ihm also, dass wir schon die ganze Nacht draussen waren und nichts gefan­gen hät­ten. Nach ein­er kurzen Pause hörte ich mich dann zu meinem eige­nen Erstaunen sagen: ‘Auf dein Wort hin will ich die Net­ze auswerfen!’»

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BEREITSCHAFT: “Hier bin ich! Sende mich!”

Predigt zu Jesa­ja 6,1–8 in der EMK Adliswil am 19.10.2025

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Liebe Gemeinde,

es wird Ihnen aufge­fall­en sein: Der Predigt­text aus Jesa­ja 6 und das Lied (Ich, der Meer und Him­mel schuf; Nr 552 im Gesang­buch der EMK), das wir davor gesun­gen haben, beziehen sich aufeinan­der. Das ’Hier bin ich, Herr’ des Liedrefrains kommt aus dem Beru­fungs­bericht Jesa­jas. Hätte der Musik­er Daniel L.Schutte die Bitte eines Fre­un­des nicht als Auf­trag Gottes ver­standen und sein ‘Hier bin ich, Herr!’ dazu gesagt, gäbe es das Lied nicht. Daniel L.Schutte schreibt über die Entste­hung des Liedes: Im Jahr 1981 war ich The­olo­gi­es­tu­dent in Berke­ley. Da bat mich ein Fre­und um einen Gefall­en: «Dan, ich weiss, ich bin sehr spät dran. Aber ich bere­it eine Ordi­na­tions­feier vor und ich brauche Musik, die auf Jesa­ja 6 basiert.» Ich labori­erte in diesen Tagen an ein­er Grippe und wehrte zunächst ab, umso mehr als ich wusste, dass die Feier bere­its drei Tage später stat­tfind­en sollte. Schliesslich sagte ich aber doch zu. Dabei war mir bewusst, dass ich ohne Gottes Hil­fe und Kraft nichts zus­tande brin­gen würde. Also betete ich. Dabei kam mir die Geschichte von Samuel in den Sinn, der nachts von Gott gerufen wurde, um etwas zu tun, das er sich nicht zutraute. Dann machte ich mich an die Arbeit. Bis zur let­zten Sekunde nahm ich noch Änderun­gen vor. Als ich das Lied meinem Fre­und vor­legte, war ich sehr unsich­er. Umso mehr staunte ich, auf welche Begeis­terung das Lied stiess. Die Men­schen liebten das Stück und fan­den sich wieder in dem Dia­log zwis­chen Gott und uns. Dieser Dia­log ist ja der Kern des Liedes.

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Du sollst nicht begehren

Predigt zu Exo­dus 20,17 in der EMK Adliswil am Erntedank­fest vom28.09.2025;

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Liebe Gemeinde,

„Die Schweiz­erin­nen und Schweiz­er sind Welt­meis­ter im Kla­gen, ohne zu lei­den!“ Das war schon vor bald 30 Jahren im Tages-Anzeiger zu lesen (F. Höpflinger, 29.12.1997). Ich fürchte, diesen Welt­meis­ter­ti­tel tra­gen wir immer noch.
Die Schlagzeilen lassen es jeden­falls klin­gen, als stün­den die Sozial­w­erke kurz vor dem Bankrott, als gäbe es bald keine Arbeit mehr, als fehle es allen am Nötig­sten oder als näh­men Ver­brechen über­hand.
Doch die Fak­ten sehen anders aus: Die Arbeit­slosigkeit ist im inter­na­tionalen Ver­gle­ich nach wie vor tief. Beim Pro-Kopf-Ver­mö­gen lässt die Schweiz weit­er­hin alle anderen Län­der hin­ter sich. Und laut Krim­i­nal­sta­tis­tik wächst die Zahl der Straftat­en nicht stärk­er als die Bevölkerung – mit Aus­nahme der dig­i­tal­en Delik­te.
Im inter­na­tionalen Ver­gle­ich geht es der Schweiz also benei­denswert gut. Den­noch wird weit­er geklagt und gejam­mert. Warum nur?

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Aufbruch ins Unbekannte

Predigt zu Gen­e­sis 12,1–4 in der EMK Adliswil am Son­ntag 31.08.2025;

Liebe Gemeinde,

es geht heute wieder ums Auf­brechen. Um den Segen, der aus Auf­brüchen wächst. Und darum, dass wir oft ins Unbekan­nte auf­brechen … auf­brechen müssen.
Das begeis­tert mich allerd­ings sel­ten. Viel lieber breche ich auf, wenn ich weiss, was mich erwartet. Ich gehe gerne zu Fre­un­den, von denen ich weiss, dass sie mir gut tun. Mit dem WoMo starte ich am leicht­esten, wenn ich weiss, dass und wo ein Platz reserviert ist. Auch zu pas­toralen Dien­sten breche ich am lieb­sten auf, wenn ich genau weiss, was von mir erwartet wird.
Nur ist das eher die Aus­nahme, dass ich in bekan­nte Gefilde auf­brechen kann. Häu­figer sind Auf­brüche mit Unsicher­heit­en ver­bun­den. Es kön­nte ja aller­hand schief gehen. Es kön­nte ganz anders her­auskom­men als geplant. Falls über­haupt ein Plan existiert. Was wird wohl daraus? Nicht sel­ten ist solche Ahnungslosigkeit sog­ar das dominierende Gefühl beim Auf­bruch. Ich weiss zwar, dass ich nicht bleiben kann, son­dern gehen muss. Doch wohin? Wie? Wann? Mit Wem? Das ist alles offen. Es ist ein Auf­bruch ins Unbekannte.

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Warum aufbrechen?

Predigt zu Jona 1–4 in der EMK Adliswil und in der Regen­bo­genkirche am Son­ntag 17.08.2025;

Liebe Gemeinde,

Schritte wagen im Ver­trauen auf einen guten Weg, auf­brechen im Ver­trauen, dass Gott uns trägt…. was wir ger­ade gesun­gen haben, kennze­ich­net christlich­es Glauben und Leben. Und doch ist es kein Selb­stläufer. Im Auf­bruch leben? Warum eigentlich? Ist an einem guten Ort Bleiben wirk­lich keine Option? — Als langjährige (Wir haben unter­dessen über 700 Nächte in einem WoMo ver­bracht) Camper:innen leben Pia und ich in den Ferien buch­stäblich ‚im Auf­bruch‘. Wir geniessen es auch oft: Auf­brechen. Neues ent­deck­en. Oder schlicht dem guten Wet­ter fol­gen, dem schlecht­en weg­fahren kön­nen. Es fordert aber auch her­aus: Diesen Som­mer z.B. sehn­ten wir uns nach einem schö­nen Platz zum Sein und zum Bleiben. Wir fan­den ihn aber nicht. Das Wet­ter war zu unsich­er. Und viele Orte boten kaum mehr als einen Park­platz. Kein schönes Plätzchen. Da fragt man sich schnell: Warum tun wir uns das über­haupt an. Immer wieder Auf­brechen? Muss das sein? Obwohl wir wis­sen: Am drit­ten oder vierten Tag wer­den wir an den schön­sten Orten unruhig. Und es zieht uns wieder weiter.

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Schwerter zu Pflugscharen

Predigt zu Jesa­ja 2,1–5 in der Regen­bo­genkirche am Son­ntag 10.08.2025;

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Liebe Gemeinde,

vor 80 Jahren wur­den auf Hiroshi­ma und Nagasa­ki Atom­bomben abge­wor­fen. Ver­gan­gene Woche fan­den Gedenk­feiern statt. Dabei wurde ein­dringlich appel­liert, dem Frieden eine Chance zu geben. Ein drin­gend nötiger Appell! Denn der Trend geht in die andere Rich­tung. Wer Macht hat, nutzt diese wieder hem­mungs­los aus. Kriegstreiber:innen treiben hem­mungs­los und ganz öffentlich ihre bösen Spiele treiben. Sog­ar in Japan ist eine atom­are Bewaffnung nicht mehr tabu. Vor­bei der Traum, dass sich Friede weltweit aus­bre­it­en kön­nte! Wir sind in den let­zten Jahren bru­tal daraus aufgeschreckt worden.

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Singt Gott neue Lieder

Predigt zu Psalm 96,1–8a in der EMK Adliswil am Son­ntag 13.07.2025;

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Liebe Gemeinde,

„singt Gott ein neues Lied!“ Gle­ich zwei Psalmen begin­nen mit diesen Worten. Geschrieben vor mehr als 2‘500 Jahren. Es begann also nicht erst mit den soge­nan­nt ‚mod­er­nen‘ Liedern und Wor­ship-Songs. Schon zu Davids Zeit­en wur­den immer wieder neue Lieder geschrieben und gesun­gen. Jede Epoche der Kirchengeschichte hat­te ihre neuen Lieder: Gre­go­ri­an­is­che Gesänge waren ein­mal ‚der let­zte Schrei‘. Die Ref­or­ma­tion hat­te ihre Lieder. Die soge­nan­nte Ortho­dox­ie im Protes­tantismus eben­falls (→ Paul Ger­hard). Der Method­is­mus hat­te mit Charles Wes­ley einen her­aus­ra­gen­den (und äusserst pro­duk­tiv­en) Liederdichter. Die Erweck­ungs­be­we­gung, die charis­ma­tis­che Bewe­gung. Jede (notwendi­ge) Erneuerung in der Kirche ging ein­her mit neuen Liedern. Der Glaube braucht neue Lieder.

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Verwurzelt. Wie im Himmel, so …

Predigt zu Lukas 10,25–37 in der EMK Adliswil am Son­ntag 29.06.2025; Kurz­fas­sung der Predigt von Bischof Ste­fan Zürcher am 22.06.25 an der JK in Langenthal

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Liebe Gemeinde,

„Ver­wurzelt. Wie im Him­mel, so…“ lautete das Mot­to der JK. – Das Bild fordert unsere Vorstel­lungskraft her­aus. Wurzeln gehen nor­maler­weise nach unten, in den Boden. Doch für Glaubende wird ger­ade der Him­mel zum Wurzel­grund und Nährbo­den. Da find­et der Glaube Halt. Vom Him­mel her wird er genährt. Wenn das Leben der Kirche im Him­mel ver­wurzelt ist, kann es auf­blühen und Frucht bringen.

Was steckt hin­ter dem Bild vom himm­lis­chen Wurzel­grund und Nährbo­den? Im DV-Bericht war zu lesen von der «Ver­wurzelung in ein­er alles über­strö­menden, göt­tlichen Liebe», aus der «eine unge­heure Kraft» her­vorge­ht. Sie ist der himm­lis­che Wurzel­grund und Nährbo­den, Gottes Liebe zu uns und zu all seinen Geschöpfen! Das Mot­to «Ver­wurzelt. Wie im Him­mel, so…» ist vom Unser Vater inspiri­ert. Wir beten immer wieder: «Dein Wille geschehe, wie im Him­mel so auf Erden». Das heisst: Him­mel und Erde lassen sich nicht tren­nen. Die göt­tliche Liebe als himm­lis­ch­er Wurzel­grund und Nährbo­den durch­dringt die Erde. Sie ist in dieser Welt lebendig und schöpferisch am Werk, um uns, in uns und auch durch uns, durch die Kirche. Dazu sind wir näm­lich berufen: Uns von Gottes Liebe durch­drin­gen zu lassen. Uns von ihr ver­wan­deln und prä­gen zu lassen. So Gott und unsere Mit­geschöpfe zu lieben. – Wie das gelin­gen kann, zeigt Jesu Geschichte vom barmherzi­gen Samarit­er, die wir in der Schriftle­sung schon gehört haben.

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MISSION: Zeug:innen Christi sein

Predigt zu Matthäus 28,18–20 in der EMK Adliswil am Son­ntag 15.06.2025

Fest der Kul­turen in Adliswil

Liebe Gemeinde,

schon am Kar­fre­itag und dann wieder an Him­melfahrt standen die Zeichen auf Abschied: Es war vor­bei! Zunächst das Zusam­men­leben mit Jesus, wie es die Jünger:innen drei Jahre lang genossen hat­ten. Und dann die kurze Phase, in der sich der Aufer­standene wieder zeigte. Es war vor­bei! Es galt loszu­lassen. Abschied zu nehmen. Und doch prägt schon Him­melfahrt, und dann erst recht Pfin­g­sten, ein neuer Auf­bruch. Die Stim­mung war nicht dominiert vom Abschiedss­chmerz. Son­dern es beflügelt das Gefühl: „Jet­zt geht es los!“ Wie war das möglich? Wie wurde aus einem Abschied ein neuer Anfang? Woher kam das Ver­trauen in die Zukun­ft, wo doch etwas aufhörte, was sehr gut war? – Es lohnt sich, die bib­lis­chen Texte mit dieser Fragestel­lung anzuschauen. Dabei kön­nen wir für uns heute ler­nen. Wir sind als Gemeinde/Bezirk im Umbruch. Unsere Erin­nerung ist geprägt von vie­len tollen Erfahrun­gen. Doch die sind weit weg, während grosse Her­aus­forderun­gen und viele Fra­gen uns bedrän­gen. Die Zukun­ft scheint ungewiss. Da kön­nten Abschiedss­chmerz, Nos­tal­gie und Res­ig­na­tion die Dik­tatur übernehmen. Doch das muss nicht sein. Es ist möglich, in der Kraft des Geistes neu aufzubrechen.

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