zu 1.Thess 5,17 u.a.
Die Bibel verlangt ja manchmal schon viel. Zum Beispiel soll man nie aufhören mit Beten. Geht das überhaupt? Wie kann das ganz praktisch funktionieren?
Es gibt dazu kaum allgemein gültige Regeln. Aber ich erzähle gerne, was bei mir im Moment funktioniert. — Und als Supplement gibt es einige Links zu Musikvideos mit aus meiner Sicht gelungenen aktuellen Versionen von alten Chorälen und Weihnachtsliedern.
Beten = in Beziehung mit Gott sein
Wenn Beten ausschliesslich bedeuten würde, mit geschlossenen Augen und gefalteten Händen zu Gott reden, dann wäre klar: Niemand kann pausenlos beten. Allerdings glaube ich nicht, dass die Bibel grundsätzlich Unmögliches verlangt. Da sie aber tatsächlich mehrfach dazu auffordert, nie mit Beten aufzuhören, muss mit Beten noch Anderes gemeint sein. Aber was? Wovon redet die Bibel, wenn sie «Beten» sagt?
Ich verstehe es so: Beten bedeutet das Gestalten der Beziehung zu Gott. In dieser Beziehung soll und will ich permanent leben, nicht nur, wenn ich direkt mit Gott rede.
Ich bin verheiratet. Das ist immer mein Beziehungsstatus bzw. Zivilstand. Darauf hat keinen Einfluss, ob ich gerade Zeit mit meiner Frau verbringe oder ob wir uns örtlich getrennt mit unterschiedlichen Dingen beschäftigen. Um diesen Beziehungsstatus nicht zu gefährden, ist es aber wichtig, dass wir uns regelmässig Zeit nehmen, die nur uns gehört. Da reden wir miteinander, erleben etwas zusammen und konzentrieren uns ganz aufeinander. So gestalten wir unsere Beziehung. Wir sind nicht immer, aber immer wieder ausschliesslich aufeinander fokussiert.
Ganz ähnlich ist es im Blick auf meine Beziehung zu Gott. Auch da kann ich mich nicht pausenlos auschliesslich mit ihm beschäftigen. Das Motto ist auch hier: «Nicht immer, aber immer wieder». Wenn ich mit Gott in Beziehung bleiben will, brauche ich regelmässig Zeit, in der ich mich ganz auf ihn konzentrieren kann. Diese Zeiten des Gebets mögen von der Form her ganz unterschiedlich gestaltet sein. Jedenfalls verlasse ich mich darauf, dass, wenn ich sie pflege, «ich in ihm bleibe und er in mir» (vgl. Jh 15,5) bzw. mein Beziehungsstatus zu Gott lebendig bleibt und also «mein Gebet nicht aufhört». Ich bleibe in Kontakt mit ihm und in meinem Leben kann viel wachsen (noch einmal: vgl. Jh 15,5).
Wie kann man Zeit mit Gott verbringen?
Wie können solche regelmässigen Zeiten mit Gott gestaltet werden? — Menschen sind ja ganz unterschiedlich. Es hilft nicht allen dasselbe. Da muss und darf vielmehr jeder und jede einen eigenen Weg finden. Mir hilft (Aufzählung ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
- Diszipliniert jeden Tag etwas in der Bibel lesen, darüber nachdenken, vielleicht einen Gedanken im Tagebuch aufschreiben und beten.
- Regelmässig nichts anderes tun als im engen Sinn beten (Augen schliessen; Hände falten; still sein oder zu Gott reden). Dabei geht für mich Qualität vor Quantität. Lieber nur wenige Minuten am Tag ganz dabei sein als halbstundenweise angestrengt probieren und doch nicht zur Ruhe kommen.
- Bewegung draussen: Ich gehe mehrmals täglich auf einen kurzen Spaziergang nach draussen und lasse meine Gedanken schweifen.
- Musik und Lieder sind für mich wichtig, wenn ich Zeit mit Gott verbringen will. Dabei nehme ich dankbar die Möglichkeiten wahr, welche die heutigen elektronischen Medien bieten.
Extra: Weihnachtslieder hören
Gerade in der Advents- und Weihnachtszeit höre (und sehe) ich sehr viel Musik. Es gibt so viele tolle neue Versionen, welche die alten Weihnachtslieder wieder ganz neu lebendig machen und mir dabei etwas von Gottes Nähe vermitteln. Im folgenden einige meiner neusten Entdeckungen, geprägt natürlich von meinem Musikgeschmack. Viel Vergnügen beim Reinhören!
- Amazing Grace: Eines der weltweit bekanntesten Kirchenlieder. Es besingt die Gnade Gottes. Wikipedia gibt einen guten, knappen Überblick über die Entstehung und den Hintergrund. Ich finde die Fassung von Peter Hollens und Home Free zur Zeit die Beeindruckenste.
- O come, all ye faithful: Für mich einer der schönsten Weihnachtschoräle. Zur Zeit höre ich es aber immer wieder in der Fassung der A‑capella-Gruppe Pentatonix.
- Joy to the world: Das vielleicht beliebteste Weihnachtslied aus dem angelsächsischen Sprachraum. Es findet sich als ‘Freue dich, Welt, der Herr ist da’ auch in vielen deutschen Gesangbüchern. An der Version des Oslo Gospel Choirs gefällt mir besonders, wie sie Elemente aus dem Oratorium ‘Messias’ von G.F.Händel aufnimmt (der Link führt zu einer Konzertaufnahme von 2011 in Montreux mit noch weiteren drei Weihnachtsliedern).
- Little drummer boy: Ein amerikanisches Weihnachtslied. Es erzählt die Geschichte eines armen Jungen, der es sich nicht leisten kann, dem neugeborenen Jesus ein Geschenk zu machen und daher mit dem Einverständnis Marias für ihn auf seiner Trommel spielt. Auf wundersame Weise scheint der Neugeborene dies zu verstehen und lächelt ihn dankbar an. Der Link führt auch wieder zu einer Version der Gruppe Pentatonix.
Übrigens: Ich liebe nicht nur englischsprachige Weihnachtslieder. Aber bei den deutschsprachigen gehe ich eher den analogen Weg, d.h. ich setze mich ans Klavier und singe selber. Doch dazu gibt es keine Links …