
Mein Glaube ist offensichtlich nicht so stark. In der Geschichte von der Heilung eines epileptischen Knaben steht nämlich der Satz: “Wer glaubt, kann alles!” (Mk 9,23). Und ein anderes Mal hat Jesus gesagt, dass ein Glaube von der Grösse eines Senfkorns ausreiche, um einen Berg zu versetzen (vgl. Mt 17,20). Ich aber habe erstens noch nie einen Berg versetzt und bin zweitens weit davon entfernt, meinem Glauben alles zuzutrauen. Mein Glaube ist oft schwach und immer wieder mit Zweifeln vermischt. — Ist das ein Problem? Oder spielt die Stärke meines Glaubens — wenn sie denn messbar wäre — vielleicht gar keine Rolle?
In Markus 9,14–29 scheitern die Jünger Jesu trotz eines gefühlt starken Glaubens. Sie können den Knaben nicht heilen. Der Vater des kranken Kindes aber dringt mit seinem von Zweifeln durchsetzten Glauben zu Jesus durch mit seiner Bitte: “Ich glaube, hilf meinem Unglauben!” (Mk 9,24) Sie veranlasst Jesus, den Knaben zu heilen. Entscheidend ist dabei Jesu Vertrauen in den starken Gott, nicht der angefochtene Glaube des Vaters.
Wo mein Glaube schwach ist, darf ich mich an Jesu Vertrauen in den starken Gott anlehnen. Es braucht nicht mehr, als dass wir die Tür öffnen, damit Jesus eintreten kann. Deshalb sagt der Vater des Knaben: “Ich glaube!” Doch unser Glaube muss nicht vollkommen sein. Darum kann der Vater auch sagen: “Hilf meinem Unglauben!” Unser Glaube darf unvollkommen und schwach sein. Es reicht, wenn wir es machen wie der Vater aus unserer Geschichte. Er lehnt sich in seiner ganzen Schwachheit an den Glauben Jesu an. Und seine Hoffnung wird nicht enttäuscht: Jesus macht spielend wett, was der Vater selbst nicht an Vertrauen aufzubringen imstande ist.
Darum finde ich diese Geschichte so toll und so wohltuend. Weil sie mich nicht unter Druck setzt. Weil sie mir die Angst vor meinen Zweifeln nimmt. Und weil sie mich ermuntert zu beten: “Ich glaube, hilf meinem Unglauben!” — Mehr braucht es nicht. Den Rest dürfen wir getrost Christus überlassen.