Starker Glaube oder Glaube an einen starken Gott?

Pho­to by Jere­my Perkins on Unsplash

zu Markus 9,14–29

Mein Glaube ist offen­sichtlich nicht so stark. In der Geschichte von der Hei­lung eines epilep­tis­chen Knaben ste­ht näm­lich der Satz: “Wer glaubt, kann alles!” (Mk 9,23). Und ein anderes Mal hat Jesus gesagt, dass ein Glaube von der Grösse eines Sen­fko­rns aus­re­iche, um einen Berg zu ver­set­zen (vgl. Mt 17,20). Ich aber habe erstens noch nie einen Berg ver­set­zt und bin zweit­ens weit davon ent­fer­nt, meinem Glauben alles zuzu­trauen. Mein Glaube ist oft schwach und immer wieder mit Zweifeln ver­mis­cht. — Ist das ein Prob­lem? Oder spielt die Stärke meines Glaubens — wenn sie denn mess­bar wäre — vielle­icht gar keine Rolle?

In Markus 9,14–29 scheit­ern die Jünger Jesu trotz eines gefühlt starken Glaubens. Sie kön­nen den Knaben nicht heilen. Der Vater des kranken Kindes aber dringt mit seinem von Zweifeln durch­set­zten Glauben zu Jesus durch mit sein­er Bitte: “Ich glaube, hilf meinem Unglauben!” (Mk 9,24) Sie ver­an­lasst Jesus, den Knaben zu heilen. Entschei­dend ist dabei Jesu Ver­trauen in den starken Gott, nicht der ange­focht­ene Glaube des Vaters.

Wo mein Glaube schwach ist, darf ich mich an Jesu Ver­trauen in den starken Gott anlehnen. Es braucht nicht mehr, als dass wir die Tür öff­nen, damit Jesus ein­treten kann. Deshalb sagt der Vater des Knaben: “Ich glaube!” Doch unser Glaube muss nicht vol­lkom­men sein. Darum kann der Vater auch sagen: “Hilf meinem Unglauben!” Unser Glaube darf unvol­lkom­men und schwach sein. Es reicht, wenn wir es machen wie der Vater aus unser­er Geschichte. Er lehnt sich in sein­er ganzen Schwach­heit an den Glauben Jesu an. Und seine Hoff­nung wird nicht ent­täuscht: Jesus macht spie­lend wett, was der Vater selb­st nicht an Ver­trauen aufzubrin­gen imstande ist.

Darum finde ich diese Geschichte so toll und so wohltuend. Weil sie mich nicht unter Druck set­zt. Weil sie mir die Angst vor meinen Zweifeln nimmt. Und weil sie mich ermuntert zu beten: “Ich glaube, hilf meinem Unglauben!” — Mehr braucht es nicht. Den Rest dür­fen wir get­rost Chris­tus überlassen.


	

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