
Zu Matthäus 6,33, Matthäus 10,39, Matthäus 16,24
In seiner Formulierung des Liebesgebots spricht Jesus vom Gleichgewicht zwischen der Liebe zu den Mitmenschen und der Liebe zu sich selbst (vgl. Mk 12,31). Ich soll mich selbst nicht lieber haben als die Menschen um mich herum. Schon das fordert mich oft ganz schön heraus. Wenn dann Jesus aber sogar von Selbstverleugnung redet oder davon, dass ich mich selber vergessen und nur an die Förderung des Reiches Gottes denken soll, fühle ich mich schlicht überfordert. Die Angst, ich selbst könnte dabei zu kurz kommen, greift nach meinem Herz.
Ich müsste ihm mehr vertrauen können und daran festhalten, dass er für mich bestimmt Gutes will. Dann käme ich einem grossen Geheimnis des Glaubens auf die Spur: Wer ganz bei dem ist, was seine Aufgabe ist, wer sich selbstvergessen verschenken kann an diejenigen, die ihn brauchen, kommt selbst bestimmt nicht zu kurz. Das bringt Jesus in der Bergpredigt so auf den Punkt: “Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen!” (Mt 6,33 nach Luther 84). Ich ahne, dass dies gar nicht nur eine Forderung, sondern mindestens genauso sehr eine Verheissung sein könnte.
Nicht zuerst an den eigenen Vorteil, ans eigene Überleben denken. Das könnte nicht nur für einzelne Menschen, sondern auch für Gruppen, Gemeinden und Kirchen ratsam sein. Davon spricht Walter Wilhelm, der neue Verantwortliche für ‘Diakonie und Seelsorge’ im Diakonat Bethesda, in einem Interview. Darin finde ich Sätze, die mich zugleich ansprechen und herausfordern, z.B.: ” Kirche wird lernen müssen, sich zu verschenken – uneigennützig zu sein, auf die Gefahr hin, sich dadurch aufzulösen. Es gehört zu den Geheimnissen des Glaubens, dass die Angst um sich selber fehl am Platz ist.”
Gebet: Jesus Christus, erlöse mich von meiner Angst um mich selber. Lass mich entdecken, dass ich nicht zu kurz komme, wenn ich mich in Deinem Namen für andere engagiere. Amen.