Stehaufmännchen

Bildquelle: http://www.cmbs.de/resilienz/ (aufgerufen am 19.04.2018, 08.45)

zu 2. Korinther 4,8–9

Paulus sah sich in Korinth immer wieder mit heftiger Kri­tik kon­frontiert. Viele fan­den, dass sein Auftreten zu beschei­den sei. Von einem Bevollmächtigten Christi erwarteten sie einen starken Auf­tritt, beein­druck­ende Autorität und eine blendende Rhetorik. Paulus schrieb zwar wortgewalti­ge Briefe. Doch in der direk­ten Begeg­nung scheint er schwach gewirkt zu haben. Das weck­te in Korinth ern­ste Zweifel an sein­er Beru­fung und Begabung als Apostel.

In sein­er Antwort auf solche Vor­würfe ste­ht Paulus dazu, dass er kein Su­per­held sei. In 2. Korinther 4,8–9 schreibt er: «Wir sind von allen Seit­en bedrängt, aber wir ängsti­gen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verza­gen nicht. Wir lei­den Ver­fol­gung, aber wir wer­den nicht ver­lassen. Wir wer­den unter­drückt, aber wir kom­men nicht um.» Der Apos­tel führt kein tri­umphales Leben. Da rei­ht sich nicht Sieg an Sieg. Sein Engage­ment aber ist geprägt von Treue, Durch­hal­tev­er­mö­gen und von Hartnäckigkeit.

Ich erin­nere mich an ein Kinder­spielzeug, ein lustiges, kleines Kerlchen mit run­dem Bauch, ein Ste­haufmän­nchen. Egal, was man mit ihm machte: Es stand immer wieder auf. Vielle­icht wack­elte es noch eine Weile mit dem Kopf. Doch bald stand es wieder ruhig und aufrecht, als sei nichts geschehen.

Wir Men­schen sind von Natur aus keine Ste­haufmän­nchen. Wir haben ziem­lich Mühe, in allen Lebensla­gen den Kopf oben zu behal­ten. Es gibt ja so Vieles, was an den Ner­ven zer­rt, uns zu Boden wirft oder nieder­drückt: Ent­täuschun­gen, Krankheit, Tod, gescheit­erte Beziehun­gen, Unrecht, Stre­it. Das alles greift das innere Gle­ichgewicht an.

Paulus hinge­gen scheint ein Ste­hauf-Mann zu sein. Was ihm zustösst, kann ihn wohl aus dem Gle­ichgewicht brin­gen, vielle­icht sog­ar mal zu Boden wer­fen. Aber es kann ihn nicht unten hal­ten. Er ste­ht immer wieder auf und geht weit­er. Er ver­liert nie den Mut. Diese Fähigkeit schreibt er aber nicht sich sel­ber zu. Beschei­den unter­stre­icht er: Die Kraft, die mir ermöglicht, wieder aufzuste­hen, kommt von Gott und nicht von mir selb­st. Seine Kraft ist im Schwachen mächtig (vgl. 2.Kor 12,9). Er ver­traut auf die Zusage Gottes. Ja, es hat sich in sein­er Erfahrung bestätigt: Gott hil­ft uns schwachen Men­schen auf die Beine helfen – immer wieder.

Bildquelle: Mar­tin Schemm / pixelio.de

Es lässt sich nicht ver­hin­dern, dass Schwieriges oder Schlimmes uns ins Straucheln oder gar zu Fall bringt. Doch die Kraft des Lebens, die Gott uns schenkt, hil­ft, dass wir uns wieder aufricht­en kön­nen. Es mag sein, dass das dur­chaus anstren­gend ist. Und vielle­icht ste­hen wir nach einem Umfall­er zunächst nur wack­lig auf den Beinen. Doch dank Gottes Hil­fe und Kraft kön­nen wir den Kopf immer wieder oben hal­ten. Oder eben, wie Paulus schreibt: «Wir sind von allen Seit­en bedrängt, aber wir ängsti­gen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verza­gen nicht. Wir lei­den Ver­fol­gung, aber wir wer­den nicht ver­lassen. Wir wer­den unter­drückt, aber wir kom­men nicht um.» — Schliesslich gilt: Gottes Kraft ist in uns Schwachen mächtig.

(Dieser Beitrag basiert auf einem Wort zum Tag, das am 4.März 2018 bei ERF Plus über den Sender ging.)

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