Die Speisung der 5000 veranschauliche das Wunder der Gemeinde. Diese Überzeugung vertreten die beiden deutschen Pfarrer und Theologen Klaus Douglass und Fabian Vogt in ihrem Buch ‘Expedition zum Anfang’. Dieses Wunder lasse sich so umschreiben: Christen nehmen um sich herum (körperlich, seelisch oder geistlich) hungrige Menschen wahr. Sie lassen sich von dieser Not betreffen und sichten die Ressourcen, mit denen sie helfen könnten. Diese stellen sie vertrauensvoll Gott zur Verfügung und lassen sich von ihm beauftragen: “Gebt ihr ihnen zu essen!” Und dann fangen sie an zu verteilen und staunen, wie viele Menschen trotz äusserst begrenzter Ressourcen satt werden.
Diese Wundergeschichte — übrigens die einzige, die von allen vier Evangelien überliefert wird — beschäftigt mich. Im Alltag in Kirche und Gemeinde erlebe ich das Wunder kaum je so überwältigend wie damals Jesu Jünger. Und ich frage mich, woran das liegen mag. Hat es damit zu tun, dass wir uns heute viel zu sehr von der Begrenztheit unserer Ressourcen einschüchtern lassen. Auf der Suche nach Fischen und Broten nehmen wir wahr: Mitgliederzahlen und Finanzen sind rückläufig. Viele sind müde geworden. Wir werden älter … Solche Entwicklungen beklagen wir und das bremst uns dann schon ziemlich aus.
Jesus macht es anders. Er sieht zwar, dass nur zwei Fische und fünf Brote da sind. Aber beim Gebet schaut er nicht darauf. Sondern er hebt die Augen auf und nimmt die Weite des Horizonts wahr. Jesus konzentriert sich also nicht auf die Begrenztheit der Ressourcen, sondern auf die grossen Möglichkeiten Gottes wahr. Daraus wächst sein Vertrauen und der Mut, mit Verteilen anzufangen. — Ob wir als Gemeinden und Kirchen lernen könnten, weg von unseren Ressourcen hin auf die Möglichkeiten Gottes zu schauen? Ob wir dann mehr davon erleben würden, was für ein Wunder die Gemeinde bzw. Kirche eigentlich ist?
Übrigens: Diese Wundergeschichte beschäftigt mich so stark, dass ich eine Predigt darüber schreibe. Ich werde sie voraussichtlich an folgenden Terminen halten: 6. Mai 2018 in der EMK Oberglatt; 17. Juni 2018 in der EMK Bülach.