
Bibelstellen: Matthäus 6,25–34; Philipper 4,6; 1. Petrus 5,7
“Sorgt euch nicht!” — Ist das die richtige Botschaft? Als die Bundesratsmitglieder gestern innert kurzem erneut zu viert vor die Medien traten, machten sie ja schon sehr besorgte Mienen. Genauso beschwören überall in Europa und darüber hinaus Politiker die Menschen: “Die Lage ist ernst!” Ausserdem zeigen die immer wieder leer geräumten Regale in den Lebensmittelgeschäften, dass sich viele Leute tatsächlich Sorgen machen. Andererseits sieht man beim tollen Frühlingswetter auch heute noch viele Leute sich recht sorglos draussen miteinander tummeln. Was ist denn angemessen?
Bestimmt ist jetzt nicht der Moment für sorgloses, ja verantwortungsloses Verhalten. Die Lage ist ernst. Es macht sehr viel Sinn, sich an die verordneten Massnahmen zu halten und es müssen alle helfen, dem Virus die Verbreitungswege möglichst abzuschneiden. Abstand halten und Beziehungen auf Distanz pflegen, das ist das Gebot der Stunde. Dazu haben wir ja ganz gute Möglichkeiten dank Telefon, Handy, Social Media etc.
Die Lage ist ernst zu nehmen, ganz sicher. Aber die Lage ist keineswegs hoffnungslos. Sorgfältige Verantwortung zu steigern in Angst, ja in Panik, scheint mir nicht angemessen. Die Krise wird vorbeigehen. Nicht heute. Nicht morgen. Aber mit der Zeit. Und dann werden wir hoffentlich allerhand gelernt haben und miteinander die Kraft finden, die Folgen der Krise zu überwinden.
Was die Bibel mit ihrer Warnung vor Sorge anspricht ist die panische Angst, man könnte selbst zu kurz kommen. Und die Ungeduld, die meint, es müsse alles besser schon gestern als erst morgen gelöst sein. — Vor allem die Stelle aus dem Matthäus-Evangelium lädt ein zum Vertrauen auf die Gegenwart Gottes. Und aus diesem Vertrauen heraus sich heute auf das konzentrieren, was jetzt getan und gelöst werden kann. Und was später aktuell wird, muss uns jetzt noch nicht Angst machen (vgl. Mt 6,34). Jetzt können wir dazu beitragen, dass sich die Verbreitung der Pandemie verlangsamt. Das kostet etwas, z.B. den Verzicht auf individuelle Bewegungsfreiheit. Die Verantwortung gegenüber den Risikogruppen gebietet jetzt aber genau das. Morgen oder Übermorgen, also wenn die Krise überstanden sein wird, bedeutet Verantwortung dann vielleicht: Denen helfen, die wirtschaftlich Schaden genommen haben. Ob wir dann dazu in der Lage sein werden, muss uns jetzt noch nicht Angst machen. Eins nach dem anderen.
“Habt keine Angst um Euch selbst!”, sagt Jesus. Sondern “sorgt euch darum, dass ihr euch Gottes Herrschaft unterstellt und tut, was er verlangt, dann wird er euch schon mit all dem anderen versorgen” (Mt 6,33, diesmal in der Fassung der Gute Nachricht Bibel). — Wenn ich das sehr weit fasse, bedeutet es: “Nehmt Veranwortung füreinander wahr! (Die Gesunden für die Kranken, die Einzelnen für die Gesellschaft, die Generationen füreinander, etc.) Dann werdet ihr nicht zu kurz kommen!”
In diesem Sinne sollen und dürfen wir einander tatsächlich Mut zusprechen und sagen: “Sorgt euch nicht!”
Lieber Daniel
Es ist wunderbar dass wir diesen Blog benutzen dürfen!
Vielen Dank
Rocío Dannecker
Danke für deine Gedankenanstösse. Wir kamen auf Gedankenhygiene zu sprechen und wie es uns manchmal gut gelingt das “sich Sorgen machen” zu unterbrechen und manchmal nicht. Es stimmt: es genügt, wenn wir uns um das kümmern, was im Moment aktuell ist. Vertrauen üben, ein lebenslanger Weg!
‘Gedankenhygiene’ ist ein gutes Stichwort. Da kommt mir wieder in den Sinn: Als ich letzten Sommer zu Fuss unterwegs war, bin ich mehrmals an einem Plakat der Agentur C (die blauen Plakate mit Bibelversen darauf) vorbeigekommen mit dem Text: “Achte auf deine Gedanken. Die Bibel”
Ein Tipp:
Telefoniert mit jemandem, lest gemeinsam einen Blogeintrag und tauscht euch miteinander aus.
Wenn ich mir jeweils vorstelle, was, wie gemacht werden soll, bekomme ich oft Stress, weil ich eben nicht weiss, wie etwas gehen soll.
Da hilft mir das Bild der Autobahn, eine Erkenntnis von einem „Tag der Stille“: wenn ich neben der Autobahn stehe und die Autos beobachte, kommt es mir gefährlich vor und ich habe das Gefühl, es sei unmöglich da zu fahren. Wenn ich aber selber auf der Autobahn fahre, geht es ohne Problem. Also: meinen Weg in der Gegenwart gehen und ihn mir nicht sorgenvoll vorstellen, bevor ich ihn gehe. Im Kleinen, wie im Grossen!
Danke für dieses Bild Barbara — sehr anschaulich und hilfreich! Den ersten Schritt muss man wagen und dann geht es meistens besser als erwartet, das habe ich auch schon oft erlebt. Und Gott ist dann — um beim Bild des Autofahrens zu bleiben — eine Art Spurhalteassistent, wenn ich mich ihm anvertraue.