In dieser Woche sind viele daran, ihre Arbeit auf Homeoffice umzustellen. Ich muss da nichts umstellen. Während meines bisherigen Arbeitslebens habe ich immer in dem Haus gearbeitet, in dem ich wohnte. Den grössten Teil dieser Zeit (bisher 19 Jahre) war das Büro sogar Teil meiner Wohnung. Das funktioniert heute ganz gut. Aber ich habe lernen müssen, auf ein paar Punkte zu achten. Ich liste sie hier auf. Vielleicht hilft das dem einen oder der anderen, das eigene Homeoffice zum funktionieren zu bringen:
- Am Arbeitsplatz bzw. im Büro arbeite ich. Kaffeepausen finden an einem anderen Ort statt. Und wenn ich für Privates auf einen Computer ange-wiesen bin, erledige ich das wenn immer möglich nicht auf dem Büro-PC und anderswo in der Wohnung.
- Ein einigermassen fester und regelmässiger Arbeitsrhythmus hilft mir. Der muss nicht auf die Minute festgelegt sein. Aber für mich ist in der Re-gel zwischen 8 und 12, sowie zwischen 14 und 18 Uhr Arbeitszeit. Daran halte ich mich abgesehen von kurzen Verschnaufpausen draussen.
- Um Arbeit und Freizeit sauber auseinanderzuhalten, habe ich mir nach einer persönlichen Krise ein Arbeitsweg-Ritual angewöhnt. Bevor ich im Büro zu arbeiten beginne, gehe ich eine Runde ums Quartier. Nach der Arbeit manchmal dieselbe Strecke in umgekehrter Richtung zurück (Falls demnächst eine Ausgangssperre verhängt wird, werde ich dieses Ritual anpassen müssen. Aber darauf verzichten werde ich nicht).
- Auch wenn ich keine Termine habe, bei denen ich Menschen begegne, kleide ich mich ordentlich. Freizeitkleidung (ausser Shorts an heissen Tagen), Trainings- oder gar Schlafanzug sind während der Arbeit auch im Homeoffice tabu.
- Wichtig ist mir auch eine Tür, die man schliessen kann. Sie signalisiert den anderen in der Wohnung: Jetzt bin ich an der Arbeit und nicht zu stören. — Klar, in einer kleinen Wohnung steht für ein vorübergehendes Homeoffice nicht unbedingt ein ganzes Zimmer zur Verfügung. Aber vielleicht gibt es andere Möglichkeiten: Ein Vorhang vielleicht. Oder man kann ein Möbelstück so verschieben, so dass ein separater, vom Wohn-bereich getrennter Arbeitsplatz wenigsten angedeutet wird.
- Etwas gemütlich darf das Homeoffice aber schon sein. Man soll sich ja wohl fühlen beim Arbeiten. Ohne Kerze auf dem Tisch oder manchmal ein paar Blumen würde mir jedenfalls etwas fehlen.
- Anderes, was ich mir für die Arbeit am PC angewöhnt habe, gilt wohl für jedes Büro und dürfte bekannt sein: News und Social Media nur zu gewis-sen Zeiten checken; auf Mails nicht sofort, sondern zu festgelegten Zei-ten reagieren (bei mir: bei Arbeitsbeginn und vor Arbeitsschluss).
Meine Erfahrung ist: Homeoffice braucht etwas Selbstdisziplin, wenn es funktionieren soll. Darum habe ich mir solche Regeln formuliert und halte mich daran. Wenn sie nun anderen helfen, ihre eigenen Regeln für gelungene Arbeit im Homeoffice zu finden, um so besser.
Dein Arbeitsweg-Ritual gefällt mir, das merke ich mir! Ich mache bisher einen Tag Home Office pro Woche und merke dann am Abend manchmal, dass ich keine Minute draussen war. Das Arbeitsweg-Ritual würde dem Abhilfe schaffen!
Feste Arbeitszeiten helfen mir auch. Start ist um 8 Uhr. Die Mittagspause fällt kurz aus, wenn ich alleine zu Hause bin und dauert etwas länger, wenn ich mit einem Teil der Familie essen kann.
Wir haben vor ein paar Jahren das Pult so umgestellt, dass wir nun vom Arbeitsplatz hinausschauen können. Der Blick geht auf unseren Sitzplatz. Dieser Blick ins Grüne hilft mir beim Nachdenken und es macht das Arbeiten viel angenehmer als früher, als wir die Wand anschauten.
Ein grosses Kompliment für Deine Tips, wie man das Homeoffice optimal organisiert! Und jetzt kommt ein Seufzer. Hätte ich doch diese Tips schon gehabt, als ich meine Diss. schrieb. Solange es ging, habe ich im Lesesaal der ZB gearbeitet. Da war der Tag strukturiert. Aber irgendwann war es soweit, dass ich mehr Material hatte, als auf den Arbeitsplatz in der ZB passte. So habe ich die Diss. zu Hause fertig geschrieben. Aber ich habe es als Strafe angesehen, zu Hause arbeiten müssen. Mir ist der Arbeitsweg als Trennung von Privat und Arbeitsplatz immer sehr wichtig gewesen. Mit Deinen Tips kann man sich wenigstens einen virtuellen Arbeitsweg schaffen. Nur schon sich so anziehen, dass diese Kleidung auch für ein berufliches Treffen angemessen ist, schafft den erforderlichen Abstand. Es ist sehr hilfreich, den Tag zu strukturieren, wie wenn man auswärts arbeiten würde. Thomas Mann hat übrigens seinen Arbeitstag auch so strukturiert, wie Du es beschrieben hast. Wer weiss, vielleicht kann ich Deine Tips einmal weitergeben. Jedenfalls, vielen Dank dafür.
Am Freitag telefonierte ich mit der Mutter eines Schülers. Ich freute mich zu hören, wie toll sie den neuen Alltag mit zwei Unterstufenschülern und einem 3 1/2jährigen organisiert: die Kinder ziehen sich am Morgen an und dann lässt sie eine Schulglocke (aus dem Netzt heruntergeladen) läuten. Die Glocke läutet auch zur Pause (TV verboten) und zur weiteren Arbeit. So arbeiten die zwei Schüler etwa 2 Stunden pro Tag. Ich bin glücklich über diese Kreativität!