Bibeltext: Markus 12,28–34
Der Bibelleseplan, dem ich mehr oder weniger täglich folge, schlug gestern diesen Abschnitt vor: Das allerwichtigste, das höchste Gebot, bestehe in der Liebe zu Gott und zu den Mitmenschen. Ich gestehe, im ersten Moment wusste ich nicht so recht, was ich in Zeiten von Corona damit anfangen sollte. Es ist so allgemein, dass man damit in der konkreten Situation kaum zu hilfreichen Schritten kommt. Ausserdem erwartet man von einem Pfar-rer ja zwar schon, dass er von der Liebe redet. Doch wenn er es dann tut, löst das weniger Interesse, sondern eher ein gelangweiltes Gähnen aus.
Was könnte denn christliche Nächstenliebe im Moment konkret bedeuten?
Aus christlicher Motivation als medizinisch nicht geschulter Mensch Corona-Patienten pflegen zu wollen, wäre wohl wenig hilfreich. Nicht nur, dass man sich da-bei selber gefährden könnte. Man würde auch leicht zum Risiko für andere Menschen.
Aber vielleicht liegt der christliche Auftrag der Nächstenliebe gerade an einem anderen Ort: Die Diskussionen über die verfügten Massnahmen ver-laufen emotional, zum Teil auch gehässig. Die gegenseitige Kontrolle im Blick auf das Befolgen der Anordnungen ist unbarmherzig. Manche Men-schen verfallen in Panik. Andere legen eine überhebliche Sorglosigkeit an den Tag. Die einen wie die anderen verhalten sich teilweise irrational. Das alles tut der Stimmung im Land nicht gut. Es treibt uns auseinander. Dabei wäre doch in einer Krisensituation wichtig, dass die Menschen zusammen-rücken, nicht physisch natürlich, aber indem sie aufeinander achten und ei-nander Sorge tragen.
Vielleicht liegt unser Auftrag aktuell gerade darin: Zu einer Stabilisierung der Stimmung im Land beitragen. Dank unseres Gottvertrauens von der Angst um uns selber befreit Gelassenheit ausstrahlen. Hoffnung säen. Und ganz bestimmt nicht mitmachen beim ‘Bashing’ der angeblich Verantwor-tungslosen. Verstehen, dass Senioren die Angst vor der Einsamkeit plagt und etwas dagegen unternehmen, statt in den SocialMedia über sie herzie-hen. Angesichts von Verschwörungstheorien und Weltuntergangsszenarien dagegen halten, indem wir Zeichen der Hoffnung setzen. Nicht jeder schril-len Schlagzeile glauben. Im Bewusstsein, dass viele Fake-News im Umlauf sind, gelassen bleiben und doch die Situation ernst nehmen und verantwor-tungsvoll handeln. Denen Hilfe anbieten, die am besten gar nicht mehr rausgehen sollten, auch nicht zum Einkaufen. Und jene, die alles immer noch auf die allzu leichte Schulter nehmen, nicht anklagen oder denun-zieren. Aber sie bei Gelegenheit ansprechen und zu mehr Zurückhaltung motivieren.
“Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!” Das hat im Moment sehr viel mit gesellschaftlicher Verantwortung zu tun. Und damit, der Stimmung im Lan-de Sorge zu tragen. — Vielleicht könnte man es auch ganz anders, mit einem Zitat von Max Frisch sagen. Ich habe das heute irgendwo aufgeschnappt, weiss aber leider nicht mehr wo. Er soll gesagt oder geschrieben haben: “Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihm nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.” — Das klingt in meinen Ohren sehr christlich und auch nächstenliebend. Denn unser ‘Geschäft’ ist: Hoffnung machen und Vertrau-en wecken.
Danke, Daniel, vor allem für die von der Angst befreiten Sorglosigkeit, die Jesus uns ermöglicht. Lernen, keine Angst mehr zu haben.
Zitat: In jeder Krise steckt eine Chance, ist für mich unvollständig!
Für mich gilt: In jeder Krise steckt eine Chance Gottes!!!!
Diese gilt es wahrzunehmen.Gott wartet mit weit ausgestreckten Armen auf uns. Laden wir Jesus Christus ein, der uns begegnen möchte. Wenden wir uns auch in Krisen nicht von ihm ab, sondern ihm zu! Wir dürfen erleben, dass wir täglich ermutigt werden von Nachbarn, Freunden und Bekannten! Nächstenliebe, Solidarität, Kreativität, Phantasie, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit sind nicht abgesagt.Wenden wir sie an und die “Früchte” davon dürfen auch wir dann ganz konkret spüren in unserem Alltag. Das darf ich täglich erleben!
Gott segne euch!
Silvia Meyer