Bibeltext: Lukas 24,1–11, 36–43
… in der Angst gefangen
Eigentlich sollte Ostern ein Tag sein, an dem gilt:“Freude herrscht!‘ So aber war es nicht von Anfang an. Erst gegen Abend kam Freude auf. Vorher regierten am Ostertag, wie die Berichte der Evangelien zeigen, Angst, Trauer und Zweifel. Die Frauen hatten den Jüngern zwar erzählt, dass Jesus lebe. Beim Lesen dünkt einem, das hätten sie doch glauben können. Schliesslich hatte Jesus vorher oft davon gesprochen, dass er leiden und sterben, danach aber auferstehen werde. Doch das wollte den Jüngern nicht wieder in den Sinn kommen. Sie waren am Ostermorgen von Karfreitag her noch total im Ausnahmezustand. Sie hatten Angst, dass sie auch gefangen genommen und getötet werden könnten. Sie wussten überhaupt nicht, was sie als Nächstes tun sollten. Solange war Jesus bei ihnen gewesen. Er hatte ihnen immer geholfen, wenn sie nicht mehr weiterwussten. Doch jetzt war er weg. Alle hatten zwar gewusst, was für ein guter Mensch er gewesen war. Doch geschickte das das Misstrauen zwischen Pilatus und Herodes ausnützend hatten Jesu Gegner es geschafft, dass Jesus ans Kreuz geschlagen wurde. Damit war es auch für die Jünger gefährlich geworden. Deshalb hatten sie Angst. — Angst kann einen einmauern wie ein Gefängnis. Und dann sieht man nicht mehr drüber, sieht nicht mehr, was auch noch ist und kann nicht mehr an ein Wunder glauben.
Der Osterbotschaft vertrauen lernen
Alle Osterberichte ‘funktionieren’ so: Jesus taucht auf. Die Menschen erschrecken. Doch dann spricht er sie an und die Angst muss weichen. — Wenn Jesus kommt, muss die Angst gehen. Das ist einfach so. Man kann es gar nicht richtig erklären. Aber man darf es glauben. Wenn Jesus kommt, muss die Angst gehen. So war es schon damals im Sturm auf dem See Genezareth, als die Jünger Angst hatten, ihr letztes Stündlein hätte geschlagen. Jesus kam übers Wasser zu ihnen. Der Sturm legte sich. Die Angst musste verschwinden.
Und so, wohl noch stärker, ist es an Ostern. Jesus kommt, die Angst muss gehen und Freude kommt auf. Wobei das seine Zeit braucht. Und man muss Jesus sehen wollen, man muss glauben wollen, dass es wahr ist, dass er lebt. Und dann muss man sich daran gewöhnen und glauben wollen, dass es jetzt anders ist und man keine Angst mehr zu haben braucht. Man muss es sich richtig vorsagen, vorbuchstabieren … so wie die Jünger damals wohl x‑mal hingeschaut und in den Augen gerieben und nochmals hingeschaut haben, ob Jesus wirklich da war.
Die Jünger haben ja die Fenster und Türen nicht gleich aufgemacht. Die blieben noch zu. Und Thomas, der zuerst nicht dabei war (vgl. Johannes 20,24), wollte ihnen später gar nicht glauben, dass Jesus da gewesen war. ‚Ihr spinnt doch!‘, sagte er nur. ‚Ihr seid so verzweifelt, dass ihr Sachen seht, die es gar nicht gibt!“ – Und es war nötig, dass Jesus eine Woche später, als Thomas auch dabei war, noch einmal kam. Erst dann konnte auch seine Angst abnehmen und seine Freude wachsen.
Jesus ist da! Er lebt! Er hilft! Du brauchst keine Angst zu haben. – Das ist die Osterbotschaft. Aber das zu glauben, das muss man immer wieder üben. Den Jüngern half Jesus, indem er ihnen die Narben von den Verletzungen am Kreuz zeigte. Diese Hilfe haben wir heute nicht mehr. Wir können Jesus nicht berühren, können ihn auch nicht so sehen, wie ihn die Jünger damals sagen.
Aber wir können einander davon erzählen, wie Jesus unsere Angst weggenommen hat. Wir können einander vorsagen und miteinander buchstabieren: Jesus lebt! Und wir können es einander zusingen. Das hilft, dass wir glauben lernen, die Angst überwinden und Freude bekommen.
Die Osterbotschaft weitergeben
An Jesus zu glauben, wäre am einfachsten, wenn er immer so bei uns wäre, dass wir ihn sehen und berühren könnten. Wenn wir seine Stimme hören könnten, so wie wir die Stimme von anderen Menschen hören. Wenn wir ihm die Hand geben könnten, so wie man der Mutter oder dem Vater die Hand gibt, wenn die Angst einen überfallen will.
Doch das geht leider nicht. Und es war auch schon bei den ersten Jüngern nicht so. Jesus ist wieder verschwunden. Sie haben ihn noch ein paar Mal gesehen, nach Pfingsten aber nie mehr. Und doch blieb in ihren Herzen der lebendige Christus da.
Und er hat ihnen eine Aufgabe gegeben. Er sagte zu den Jüngern: „So wie der himmlische Vater mich zu euch geschickt hat, um eure Angst zu überwinden, so schicke ich euch zu den anderen Menschen“ (vgl. Johannes 20,21). Sie sollten allen Leuten zu erzählen anfangen, was Jesus ihnen gesagt hatte: Jesus lebt! Die Angst muss weichen!
Diese Aufgabe haben nun wir heute. Wir sollen es allen Menschen weitersagen, dass Jesus auferstanden ist, dass er lebt und dass der Tod seine Macht verloren hat. Wie können wir das tun?
Jemand kann vielleicht gut singen und anderen mit einem Lied eine Freude machen. Ein anderer kann gut über den Glauben reden und so Leuten Mut machen. Jemand kann gut zuhören und andere trösten. Und wieder ein andere ist gut darin, anderen eine Karte (oder ein Mail oder eine Whatsapp-Nachricht …) zu schreiben und sie so zu ermutigen ….
Es ist unsere Aufgabe, was wir gut können, dafür zu brauchen, damit andere glauben können, dass Jesus lebt. Diesen Auftrag hat Jesus seinen Jüngern und über sie allen Christen gegeben.