Doppelter Wohnsitz

Bibel­text: Philip­per 3,20

Wo sind Sie zu Hause? Ein Bünd­ner, der seit Jahren in der Region Zürich wohnt, sagte mir ein­mal: “Ich wohne hier. Aber wirk­lich zu Hause bin ich in Chur.” Andere haben ganz offiziell zwei Wohn­sitze. Man trifft sie zum Beispiel im Zen­trum von Städten. Sie sagen: „Ich habe hier nur meinen zweit­en Wohn­sitz. Mein erster Wohn­sitz, meine Heimat, ist auf dem Land oder in den Bergen. Während der Woche bin ich hier, aber am Woch­enende zieht es mich nach Hause. Dort lebe ich so richtig auf.“

Sind auch Chris­ten Men­schen mit dop­pel­tem Wohn­sitz? So sieht es offen­bar z.B. Paulus, wenn er in Philip­per 3,20 schreibt: „Unser Bürg­er­recht aber ist im Him­mel; woher wir auch erwarten den Hei­land, den Her­rn Jesus Chris­tus.“ – Chris­tus­gläu­bige Men­schen leben und arbeit­en zwar in dieser Welt. Sie sind ihren Geset­zmäs­sigkeit­en unter­wor­fen. Doch ihre Heimat ist nicht hier. Ihr Bürg­er­recht, ihre Heimat­berech­ti­gung, ihr erster Wohn­sitz ist bei Gott, im Him­mel, in der Welt Jesu Christi, in seinem Reich. Sie leben zwar ein­er­seits ganz im Hier und Jet­zt. Sie engagieren sich in dieser Welt und in diesem Leben. Geprägt sind sie aber vor allem von den Werten und Visio­nen des Him­mels. Daher kommt ihre Sehn­sucht nach der grossen Wende zum Guten, die Jesus Chris­tus ver­sprochen hat und brin­gen wird.

Chris­ten sind deshalb in dieser Welt nie ganz zu Hause. Umso dankbar­er sind sie, nicht alleine unter­wegs zu sein. Sie wis­sen Glaubens­geschwis­ter an ihrer Seite. Deren Gemein­schaft und Glaube ermutigt und ermah­nt sie zugle­ich. Es gibt ihnen Mut und Kraft, auch mal gegen den Strom zu schwim­men oder sog­ar Gefährdun­gen auszuhal­ten in der Kon­fronta­tion mit den Werten dieser Welt. ‘Bürg­er des Him­mels’ müssen sich ja wehren gegen Men­schen und Mächte, die sich nur auf Dies­seit­iges konzen­tri­eren. Das scheinen mir übri­gens heute bei uns vor allem die Propheten des Ego­is­mus zu sein, die Lob­by­is­ten von Wet­tbe­werb und Geld, von Zer­streu­ung und bloss­er Unter­hal­tung. Vor ihnen warnt schon der Apos­tel Paulus. Er weiss genau, wie gefährlich es ist, wenn man der Dik­tatur des Irdis­chen ver­fällt. Mar­tin Luther for­mulierte dur­chaus in seinem Sinn: „Woran ein­er sein Herz hängt, das ist sein Gott.“

Chris­ten sind also Bürg­er des Him­mels, nicht dieser Welt. Das soll an ihrem Reden und Ver­hal­ten auch abzule­sen sein. Das heisst allerd­ings nicht, dass sie lebens­fremd reden und han­deln, dass sie sich von allem Weltlichen möglichst fern­hal­ten müssten. Im Gegen­teil! Wer im Let­zten gebor­gen ist, kann ver­ant­wortlich für das Vor­let­zte sor­gen. Wer ein Ziel vor Augen hat, kann die Auf­gaben ernst nehmen, die ihm auf dem Weg dor­thin begeg­nen. Das himm­lis­che Bürg­er­recht gibt Leitlin­ien für ver­ant­wortlich­es Han­deln hier und heute.

“Unser Bürg­er­recht ist im Him­mel”, sagt Paulus. Dort also, d.h. bei Gott, sind wir zu Hause. Da leben wir auf. Und von dort beziehen wir Kraft, Mut und Zuver­sicht zum ver­ant­wortlichen Leben hier und heute.

(Dieser Beitrag basiert auf einem ‘Wort zum Tag’, das am 18. März 2017 bei ERF Plus über den Sender ging.)

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