GASTBEITRAG: Die Rede des Noah im Jahr 2020

Pho­to by Kar­son on Unsplash

von Pfr. Robert Seitz; dieser Text stammt aus dem Buch ‘Ver­liebt in die Schöp­fung’, das auf Ostern 2020 angekündigt war und bald erscheinen wird.

Meine Damen Poli­tik­erin­nen und Her­ren Poli­tik­er,
wie ihr alle wisst, habe ich Erfahrung mit dem Bau von Schif­f­en zum Über­leben. Auf mein­er Werft ist damals ein tolles Schiff ent­standen, auch wenn einige später abw­er­tend von einem „Kas­ten“ gere­det haben. Dum­mer­weise kon­nte ich später dieses Schiff nicht pro­duzieren und verkaufen, weil ja fast nie­mand mehr da war.
Nun hat sich die Men­schheit wieder ver­mehrt und wie ich höre, ste­ht der Erde eine neue Sint­flut bevor.
Die Wass­er steigen, Inseln versinken, Venedig ist nicht nur von Touris­ten, son­dern auch vom Wass­er über­schwemmt.
Die Erd­bevölkerung nimmt immer noch zu und Religiöse glauben an das alt­bib­lis­che Wort: Ver­mehret euch. Eure gläser­nen Banken­hochhäuser investieren in immer noch mehr. Wach­s­tum ist allerorts in Konz­er­nen und an Börsen die Devise. Kon­sum nimmt immer noch zu.

Das ist die Sint­flut der Post­mod­erne. Ihr, die Damen und Her­ren Poli­tik­er, Staatschefs und Wirtschaft­skapitäne müsst jet­zt handeln!

Einige spekulieren weit hin­aus und träu­men von Raum­schif­f­en und Leben auf  anderen Plan­eten. Das kön­nt ihr glatt vergessen.
Wer will denn schon in Rau­manzü­gen und in öden Wüsten spazieren gehen?Euch bleibt nur ein­er Wahl: Die Erde ist eure Arche.

Unsere Arche aus Holz über­stand damals schw­er­ste Stürme. Warum ist diese his­torische Ret­tungs­fahrt über­haupt gelun­gen?
Wir ver­standen uns als eine Fam­i­lie von Men­schen und Tieren. Alle wussten: Jet­zt dür­fen wir einan­der nicht auf­fressen. Es gibt nicht Starke und Schwache. Jet­zt müssen wir miteinan­der teilen, um zu über­leben.
Und wir wussten in der Not: Herkun­ft, Sippe, Nation­al­ität spie­len keine Rolle, weil sie über­holte Vorstel­lun­gen sind.

Meine Damen und Her­ren Poli­tik­erin­nen und Poli­tik­er, Konz­ernchefinnen und Konz­ernchefs, hört gut zu: Eure Auf­gabe ist es, jen­seits von Börse und Prof­it die Men­schheit und die Erde zu bewahren. Lasst euch befreien aus dem Denken von Prof­it und entwick­elt neue Ideen zum Überleben.

Liebe Kon­sumentin­nen und Kon­sumenten, ich, der alte Noah, weiss, wovon ich rede. Zu mein­er Zeit lebten die Men­schen einan­der in Grund und Boden mit ihrem Kon­sum­denken. Das Dicht­en und Tra­cht­en der Men­schen war böse, ist in 1. Mose 6 zu lesen. Das kann nur heis­sen: sie beuteten einan­der aus. Es gab Arme und Reiche. Und eben das muss fun­da­men­tal geän­dert wer­den.
Die Erde muss jet­zt eine Poli­tik der weltweit­en Fam­i­lie der Leben­den gestal­ten. Das Herz, ein schwieriger Begriff für Man­gerin­nen und Man­ag­er, muss jet­zt mutige Entschlüsse fassen:
- Weg von immer mehr Wach­s­tum,
- Umverteilung von Reich­tum
- Weniger Kon­sum bei Reichen
- Naturfre­undlich  pro­duzieren
- Ehrfurcht vor allen Geschöpfen

Ich selb­st, der alte Noah, bin gescheit­ert. Nichts ist anders gewor­den nach unser­er Sint­flut. Ihr alle habt es noch ein­mal in den Hän­den. Baut eine Welt jen­seits von Nation­al­is­mus, von Kap­i­tal­is­mus und Fundamentalismus.

Ein Gedanke zu „GASTBEITRAG: Die Rede des Noah im Jahr 2020“

  1. Was für ein toller Beitrag, da juckt es mich in den Fingern!!!
    Ehrlich, die Hoff­nung auf die Poli­tik­er ist mir unter­wegs etwas abhan­den gekom­men. wie son­st wäre es möglich abzuwä­gen zwis­chen Mil­liar­den­ver­luste in der Wirtschaft, gegenüber eini­gen hun­dert Toten mehr! Die Poli­tik gerät zuse­hends unter Druck! Die katas­trophale wirtschaftliche Lage kann ich nachvol­lziehen, eben­so die vie­len Arbeit­slosen, trotz­dem frage ich mich, was ist ein Men­schen­leben über­haupt noch wert??
    Momen­tan lese ich die Biogra­phie von Mar­tin Luther King. So beein­druck­end und voller Hoff­nung. Bei sein­er grössten Rede legt er plöt­zlich das extra für ihn ange­fer­tigte Manuskript zur Seite und begin­nt frei zu sprechen, von seinen Träu­men. Das Volk “geht” mit, ist begeis­tert. Da ist ein Men­sch, der mit dem Herzen gut sieht, Visio­nen hat und vor allem einen Glauben an einen starken Gott. Solche Men­schen brauchen wir in der Gesellschaft, in der Wirtschaft, in der Poli­tik und vor allem auch in unseren christlichen Kirchen! Aber ich merke, es ist gar nicht so ein­fach, denn das Umdenken, Quer­denken etc. begin­nt bei mir persönlich!
    So sage ich hoff­nungsvoll zusam­men mit Mar­tin Luther King und eini­gen anderen heuti­gen Zeitgenossen:I HAVE A DREAM!!!!!!!!

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