Versöhnung — oder: Wenn Gott das Vorzeichen ändert

1. Mose 50,15–21

Predigt am 17.07.2022 in der EMK Adliswil

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Liebe Gemeinde,

„Herr, gib mir Mut zum Brück­en­bauen!“ Das Lied, das wir ger­ade gesun­gen haben, löst Gegen­sät­zlich­es aus in mir. Ein­er­seits Zus­tim­mung: Ja, ich möchte Brück­en zwis­chen Men­schen bauen kön­nen. Ich möchte zu Ver­söh­nung, zu besserem Miteinan­der: beitra­gen kön­nen. Ich möchte mich auch selb­st ver­söh­nen. Und ganz sich­er: Ja, dazu brauche ich Hil­fe, Gottes Hil­fe! Meine eigene Kraft und Kom­pe­tenz reicht nicht. Auf mich allein gestellt bin ich oft hil­f­los, wenn ich anderen zu Frieden helfen möchte. Erst recht, wenn ich mich selb­st ver­söh­nen möchte oder sollte. – Dabei ist doch genau dies der Anspruch an uns Chris­ten. Wir selb­st erwarten es von uns. Und andere fordern von uns: Wir sollen Botschafter und Förder­er der Ver­söh­nung sein (vgl. Schriftle­sung aus 2. Ko 5,17–21). — Ander­er­seits wehre ich mich gegen den Druck solch­er Erwartun­gen: Es ist bekan­nt, dass Ver­söh­nung Zeit braucht, viel Zeit. Vorschnelle Friedenss­chlüsse kön­nen fatal sein kön­nen, wenn der Kon­flikt unter der Ober­fläche weit­ergärt. Und ich merke: Wo ich selb­st in Kon­flik­te ver­wick­elt bin, kann (und will?) ich mich manch­mal nicht ver­söh­nen. Noch nicht. Weil die Ver­let­zung noch zu sehr schmerzt. Weil das Ver­trauen, dass es beim näch­sten Mal gehen kann, nicht da ist. Noch nicht. Weil ich noch Zeit brauche.

Am ver­gan­genen Son­ntag fan­den auf der Lenz­er­hei­de Moun­tain­bike-Ren­nen statt. Weltcup. Die besten der Welt waren am Start. Kurz vor dem Ziel lagen zwei Schweiz­er an der Spitze des Ren­nens. Es war klar, dass sie den Sieg unter sich aus­machen wür­den. Vorne Nino Schurter. Die Leg­ende. Er hat­te die Chance alleiniger Reko­rd­hal­ter im Blick auf die Anzahl Weltcup­siege zu wer­den. Hin­ten Matthias Flück­iger Der Kro­n­prinz. Etwa gle­ich stark, aber in der schlechteren Ren­npo­si­tion. So fuhren sie in den Wald. Das Pub­likum flippte schon fast aus in Erwartung des CH-Dop­pelsieges. — Doch dann erschienen auf der anderen Seite des Waldes zwei andere Fahrer zuerst. Von den Kam­eras nicht erfasst, hat­ten sich die bei­den Schweiz­er zu Fall gebracht. Sie wur­den schliesslich 3. und 4. – Gle­ich nach der Ziel­d­urch­fahrt sah man sie ein paar Worte tauschen. Zu ver­ste­hen war zwar nichts. Aber man sah, dass das Gespräch nicht fre­undlich war. In den TV-Inter­views fol­gten weit­ere Sticheleien und Vorwürfe ….

Ich weiss nicht, wie die bei­den den Kon­flikt lösen wer­den. Klar ist, sie müssen sich wieder ver­söh­nen. Schliesslich wer­den sie in ein paar Wochen an der Welt­meis­ter­schaft zusam­men in ein­er Mannschaft fahren. Und das kann nur klap­pen, wenn der Kon­flikt gelöst ist und die bei­den wieder an einem Strick ziehen.

Wie kommt man zur Ver­söh­nung? Was braucht es dazu? – Ich lese ihnen dazu eine der bib­lis­che Geschichte:

Als Josefs Brüder begrif­f­en, dass ihr Vater tot war, beka­men sie Angst. Sie dacht­en: »Hof­fentlich ist Josef uns gegenüber nicht nach­tra­gend. Son­st wird er uns all das Böse heimzahlen, das wir ihm ange­tan haben.« Darum ließen sie ihm mit­teilen: »Dein Vater hat uns vor seinem Tod aufge­tra­gen, dir zu sagen: ›Vergib deinen Brüdern das Unrecht und ihre Schuld! Ja, sie haben dir Bös­es ange­tan. Nun vergib ihnen dieses Unrecht. Sie dienen doch dem Gott deines Vaters!‹ «Als Josef das hörte, fing er an zu weinen. Da gin­gen seine Brüder zu ihm hin, war­fen sich vor ihm nieder und sagten: »Wir sind deine Knechte.« Aber Josef sagte zu ihnen: »Fürchtet euch nicht! Bin ich etwa Gott? Ihr hat­tet Bös­es für mich geplant. Aber Gott hat es zum Guten gewen­det. Er wollte tun, was heute Wirk­lichkeit wird: ein großes Volk am Leben erhal­ten. Deshalb fürchtet euch nicht! Ich werde für euch und für eure Kinder sor­gen.« Er tröstete sie und redete fre­undlich mit ihnen.         Gen­e­sis 50,15–21 (Basis Bibel)

Das ist eine der grossen bib­lis­chen Ver­söh­nungs­geschicht­en. Sie kann einen unter Druck set­zen oder sog­ar ein­schüchtern, wenn man in einem Kon­flikt steckt. Im Luther-Deutsch klingt Josefs Faz­it so: „Ihr gedachtet es böse zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen!“ Entschuldigt, ja recht­fer­tigt das alles, was seine Brüder Josef ange­tan hat­ten? Ist es christliche Pflicht, so schnell wie möglich zu sagen: ‚Gott schreibt auch auf krum­men Zeilen ger­ade!‘ Lässt sich so ein Kon­flikt schon in der Entste­hung ersticken?

Ich glaube fest: Gottes Ziel ist immer die Ver­söh­nung! Opfer und Täter (wenn sich über­haupt so genau fest­stellen lässt, wer was ist. Oft ist das nicht so ein­deutig) müssen Schritte aufeinan­der zu machen. Ver­söh­nung ver­langt von allen Beteiligten, über den eige­nen Schat­ten zu sprin­gen. Wer dies ver­weigert, wer auf sein­er Ver­let­ztheit, Wut und Opfer­rollen behar­ren will, ver­schliesst sich dem heil­samen Wirken von Gottes Geist. – Den­noch ist das ja kein Zauber­spruch: „Ihr gedachtet es böse zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen!“ – Es gibt keine Abkürzung bei Ver­söh­nung­sprozessen. Sie kön­nen sehr lang­wierig sein. Und der Glaube daran, dass Gottes Wille zum Guten stärk­er ist als böse Tat­en zaubert schmerzhafte Ver­let­zun­gen, Wut, Hass, Trauer nicht ein­fach weg. Aber er ermutigt, sich auf den lan­gen Weg zur Ver­söh­nung zu machen.

I. —  Schauen wir doch die Josef­s­geschichte etwas genauer an. Am Anfang ste­ht eine Bilder­buch­fam­i­lie (für dama­lige Zeit­en). Geseg­net mit zwölf Söh­nen. Nichts schien das Bild zu trüben. Doch wie es sein kann in Fam­i­lien. Hin­ter der tollen Fas­sade gab es Span­nun­gen. Nicht weit­er über­raschend, wenn man sich nur schon über­legt: Die zwölf Söhne hat­ten vier ver­schiedene Müt­ter. Die bei­den jüng­sten waren von der erk­lärten Lieblings­frau des Patri­archen, von Rahel. Bei der Geburt des jüng­sten war sie gestor­ben. Vielle­icht ein Grund dafür, dass Jakob, der Vater, seine bei­den jüng­sten mehr liebte als die anderen zehn zusam­men. Am meis­ten kam Josef in den Genuss der Bevorzu­gung. Und wie es halt so ist: Der ver­hätschelte Teenag­er begann zu glauben, dass er bess­er sei als die anderen. Hielt sich für den Nabel der Welt. Kein Wun­der, dass die älteren Brüdern immer mehr von Neid erfasst wur­den. Immer häu­figer kam es zu Kon­flik­ten. Jakob, dem Vater, gelang es offen­bar nicht mehr, seinen älteren Söh­nen zu ver­mit­teln, dass auch sie ihm lieb und wichtig seien. Und so eskalierte die Sit­u­a­tion vol­lends: Die 10 älteren Brüder woll­ten das Prob­lem ein für alle Mal lösen. Sie zogen sog­ar in Erwä­gung, ihren Brud­er Josef umzubrin­gen. So weit kam es dann zwar nicht. Aber sie nah­men Josef gefan­gen und sper­rten ihn in eine Zis­terne. Schliesslich verkauften sie ihn an vor­beiziehende Sklaven­händler. Dem Vater Jakob macht­en sie später weis, sein Liebling Josef wäre von wilden Tieren zer­ris­sen worden.

Für den ver­wöh­n­ten Josef begann so ein langer Lei­densweg. Jet­zt war er Sklave und bekam nichts mehr geschenkt. Zwar hat­te er zunächst noch eine ver­gle­ich­sweise gute Stel­lung. Aber seine Her­rin wollte ihn aus­nutzen: Sex­uelle Beläs­ti­gung – was damals mit Sklaven ‚erlaubt‘ war. Als Josef sich den­noch wehrte, bezahlt er damit, dass er nun ver­leumdet wurde. So kam er ins Gefäng­nis. Dem Tod war er dort näher als dem Leben. Und nichts mehr wert. – Das alles ‚dank‘ den lieben Brüdern. Die Wut, ja vielle­icht sog­ar Hass, wird in diesen Jahren in ihm gefressen haben. Nicht in der Zis­terne, auch nicht als Sklave angeket­tet und einem Kamel zu Fuss nach Ägypten fol­gend und erst recht nicht im Gefäng­nis hätte Josef sagen, ja nur denken kön­nen: ‚Gott gedenkt es gut zu machen‘ – Es wird zwar nichts davon erzählt, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Joseph im Gefäng­nis von Rachep­han­tasien ver­schont wurde. Und um sein Ver­trauen auf Gott wird er hart gerun­gen haben.

Auf uner­wartete und wun­der­same Weise führte sein Weg später aus dem Gefäng­nis und schliesslich in höch­ste Regierungskreise. Gott brachte Josef in Stel­lung. Er braucht ihn um vie­len zu helfen eine Hunger­snot zu über­winden. Möglich, dass Joseph da schon zu ahnen begann, dass Gott aus seinem Lei­densweg etwas Gutes zu schaf­fen imstande war. – Den­noch: Als seine Brüder erst­mals in Ägypten auf­taucht­en, weil der Hunger auch sie plagte, war Josef noch alles andere als ver­söhn­lich ges­timmt. Was er da alles bew­erk­stel­ligte und wie er seinen Brüdern Angst ein­jagte …. Gott musste an ihm arbeit­en, dass eine Ver­söh­nung möglich wurde. So begann ihm zu däm­mern, dass er nicht nur Opfer war. Dass er zum Kon­flikt, der seinen Lei­densweg verur­sachte, seinen Teil beige­tra­gen hat­te. Und dass Gott aus dem Kon­flikt etwas Gutes hat­te wach­sen lassen.

Gott änderte das Vorze­ichen. Machte aus Minus Plus. Josef sah sich nicht mehr als Opfer, son­dern erkan­nte, dass er an dem Ort, wo er gelandet war, etwas für Gott bewirken kon­nte. Die bösen Pläne der Brüder waren nicht aufge­gan­gen. Auch ein Minus, aus dem ein Plus wurde. Aus Rache wurde ein Ret­tungs­plan für ganze Völk­er (Ich finde übri­gens das Wort ‚Plan‘ sehr missver­ständlich. Dass Gott von Anfang an geplant hat­te, Josef lei­den zu lassen, kann ich mir nicht vorstellen. Aber er hat­te das Ziel, mit ihm etwas Gutes zu schaf­fen. Er kon­nte flex­i­bel auf die Sit­u­a­tion reagieren und es gelang ihm so, aus Intri­gen ein Segen wer­den zu lassen. – Reden wir lieber nicht von Gottes Plan, son­dern von seinen Zie­len mit uns und für uns). – Jeden­falls: Nach vie­len Jahrzehn­ten wurde Ver­söh­nung möglich. Gott gedachte es gut zu machen. Und er erre­ichte sein Ziel. Aber eben: der Weg, den Josef gehen musste, bis er das sehen und sagen kon­nte, war lang.

Das ist wichtig: Ver­söh­nung braucht Geduld, braucht Zeit. Und es braucht die schöpferische Kraft Gottes, die aus dem Chaos und Schla­mas­sel, das men­schliche Kon­flik­te anricht­en, Gutes schafft. – Darum wäre mein Rat tat­säch­lich: Nicht zu schnell Frieden machen und einen Kon­flikt abschliessen wollen. Wenn unter schö­nen Worten ein Kon­flikt weit­er­glimmt, kann das unberechen­bar und gefährlich sein. Bei der Feuer­wehr wis­sen alle: Schwel­brände gehören zum gefährlich­sten was es gibt. Darum braucht es, wenn ein Feuer gelöscht ist, noch län­gere Zeit eine Brandwache. Und ich nehme an, das ist bei Kon­flik­ten ganz ähn­lich. Es braucht Zeit und man muss sorgfältig darauf acht­en, dass nichts mehr glimmt, bevor aufgear­beit­et und weit­erge­gan­gen wer­den kann.

II. – Was braucht es, damit Ver­söh­nung gelin­gen und ein Kon­flikt ad acta gelegt wer­den kann?

  • Zeit: Das zeigt mir die Josef­s­geschichte deut­lich: Es braucht viel Zeit. ‚Jufle‘ ist keine Gan­gart für die Lösung von Kon­flik­ten. Druck hil­ft nicht. – Natür­lich muss es nicht immer ein halbes Leben lang dauern wie in der Josef­s­geschichte. Aber die benötigte Zeit ist nicht zu unterschätzen.
  • Bere­itschaft, aufeinan­der zu zu gehen: Von allen, ob Täter oder Opfer oder welche Mis­chung von bei­den braucht es die Bere­itschaft, aufeinan­der zu zu gehen. Es müssen sich alle bewe­gen wollen, son­st wird es nichts mit der Ver­söh­nung. Und es wird auch nichts mit der Heilung von Verletzungen.
  • Akzep­tanz: Muss man geschehenes Unrecht akzep­tieren, um sich ver­söh­nen zu kön­nen? Eine heik­le Frage. Mir hil­ft die Unter­schei­dung zwis­chen Akzep­tieren und Annehmen. Man muss nicht Unrecht akzep­tieren. Josef muss nicht dahin kom­men, dass er sagen kann: „Es war gut, dass ihr mich als Sklaven verkauft habt.“ – Aber er musste so weit kom­men, um sagen zu kön­nen: ‚Es ist nun ein­mal so geschehen und lässt sich nicht mehr ändern.‘ Ich muss annehmen, dass meine Geschichte so lief, wie sie eben lief. Und dabei hil­ft ihm offen­bar die Ein­sicht, dass Gott daraus sog­ar noch etwas Gutes machen kon­nte. – Akzep­tieren oder gar recht­fer­ti­gen muss ich mir geschehenes Unrecht nicht. Aber annehmen, dass es jet­zt zu mein­er Geschichte geht. Es ist nicht mehr zu ändern. Wenn ich das annnehme, kann ich mich zu lösen begin­nen. Dann muss ich nicht mehr zurück star­ren, son­dern kann ‚umkehren‘, den Blick nach vorne wen­den und weit­er gehen.
  • Gottver­trauen: Ganz gewiss braucht es Ver­trauen in die heilende und schöpferische Kraft Gottes, damit Ver­söh­nung gelin­gen kann. — Wir haben zu Beginn dieses Gottes­di­en­stes ein Lied von Paul Ger­hard gesun­gen. Aus vie­len sein­er Texte spricht ein gross­es Gottver­trauen. Dabei war er alles andere als ein Glück­skind. Er lebte zur Zeit des 30jährigen Krieges Bere­its mit 14 Jahren war er Voll­waise. Später, als Pfar­rer ein­er lutherischen Gemeinde, litt er unter heftigem Mob­bing durch einen Amt­skol­le­gen. Von fünf Kindern erre­ichte nur eines das Erwach­se­nenal­ter. Auch seine Frau wurde ihm früh durch den Tod entris­sen. Den­noch schrieb er:

Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt,
der aller­treusten Pflege des, der den Him­mel lenkt.
Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn,
der wird auch Wege find­en, da dein Fuss gehen kann.

Ob Josef in der Zis­terne, in der Sklavenkarawane oder im Gefäng­nis Ähn­lich­es hätte schreiben kön­nen? Er wird jeden­falls um solch­es Gottver­trauen gerun­gen und gebetet haben. Denn das braucht es, wenn man durch­hal­ten will, bis Ver­söh­nung möglich wird.

  • Gottes Wirken: In vie­len Fällen braucht es tat­säch­lich Gottes Wirken. Nur er kann das Vorze­ichen ändern. Er kann Kon­flik­t­parteien befähi­gen, das Prob­lem ganz neu und anders zu sehen. Mit sein­er Hil­fe lässt sich Poten­zial ent­deck­en, dass aus dem Kon­flikt wach­sen kann. Eben: „Ihr gedachtet es böse zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen!“
  • Demut/Bescheidenheit: Last but not least muss ich mich (selb­st wenn ich in erster Lin­ie Opfer sein sollte) damit anfre­un­den, dass ich nicht Richter bin in der Sache. Ich bin Mit­men­sch, hof­fentlich Brud­er oder Schwest­er. Aber ich bin nicht Richter und ich habe nicht das let­zte Wort. Das gehört Gott.

III. —  Lassen Sie mich abschliessend die ganze Geschichte mit Blick aufs neue Tes­ta­ment chris­tol­o­gisch ver­tiefen. – Der atl. Josef hat seinen Lei­densweg nicht gesucht. Aber es ist ihm gelun­gen, darauf das Gottver­trauen nicht zu ver­lieren und sich von Gott verän­dern zu lassen.

Jesus hat, so berichtet es das NT, seinen Lei­desweg sog­ar gesucht. Seine Pas­sion ist nicht gegen seinen Willen über ihn gekom­men. Er hat sich der Gefan­gen­nahme und allem, was daraus fol­gte, frei­willig gestellt. Er hat sich dem Bösen aus­geliefert und ger­ade darin das Böse überwunden.

Was böse gedacht war, wen­dete Gott zum guten” Jesu Verurteilung und Hin­rich­tung kam nur auf­grund eines juris­tisch anfecht­baren, d.h. ungerecht­en, Prozess­es zus­tande. Es ging nicht mit recht­en Din­gen zu. Das Urteil hätte rechtlich gese­hen nie in Kraft geset­zt wer­den können.

Es war min­destens ein Jus­tizir­rtum, wenn nicht gar ein Jus­tiz­mord, der damals in Jerusalem geschah. Und Gott benützte genau das, was böse gedacht war, um das Gute, näm­lich die Ret­tung aller zu voll­brin­gen. Aus dem Ver­such zur Besei­t­i­gung eines Unbe­que­men schuf Gott die Möglichkeit, seinen Willen zu real­isieren. Gott will, dass alle Men­schen gerettet wer­den … er will umfassende Ver­söh­nung, wie wir in der Schriftle­sung gehört haben. Schliesslich: „In Chris­tus war Gott selb­st am Werk um alle Men­schen mit sich zu ver­söh­nen.“ Das “Hap­py End” dieser Geschichte hat seit Ostern nichts von sein­er Kraft ver­loren. Und es ist erst der Anfang eines neuen Lebens, ja, ein­er neuen Welt. Es ist die Grund­lage, auf dem Gottes Reich, die erneuerte Schöp­fung gebaut wird. Das “Hap­py End” wird so zum “Hap­py Begin­ning” ein­er Geschichte, die nicht abgeschlossen wer­den kann oder muss, son­dern die offen ist auf Gott hin. Ver­söh­nung, die weit über alles men­schlich vorstell­bare und irdisch mögliche hin­aus­ge­ht. Darum zum Schluss noch ein­mal: “Denn Gott war in Chris­tus und ver­söh­nte die Welt mit sich selb­st …  Er hat den, der von kein­er Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit wür­den, die vor Gott gilt!”(2.Ko 5,19.21). Amen

Ein Gedanke zu „Versöhnung — oder: Wenn Gott das Vorzeichen ändert“

  1. Diese Gedanken sind so gut nachvol­lziehbar, sie passen in meine — in unsere Zeit. Ja, so passiert es im All­t­ag, am Arbeit­splatz, in der Nach­barschaft, unter Freunden.
    Danke Herr Eschbach für diese Predigt, sie spricht mir ins Herz und sie macht Mut zur Versöhnung.

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