Bibeltext: Josua 1,9
Ich bin ein Angsthase! Vermutlich sieht man mir das nicht an. Ich gebe und fühle mich oft souverän, gelassen, zuversichtlich. Ich fühle die Angst selten. Aber das hat nicht damit zu tun, dass ich so mutig wäre. Sondern es liegt daran, dass ich Situationen, in denen ich Angst fühlen könnte, in denen ich an Grenzen kommen könnte, sorgfältig meide. Durch detaillierte Planung lange im Voraus. Indem ich darauf achte, nicht zu hohe Erwartungen zu wecken. Vermeidungstaktiker wie ich können sehr kreativ sein, wenn es darum geht, vorzugaukeln, dass man furchtlos sei. Wenn einem dann aber einmal das Heft aus der Hand rutscht und die Kontrolle verloren geht, dann ist die Angst da. Und wie! Ich bin dann wie gelähmt. Versuche mir Vertrauen und Glauben einzureden. Doch das kommt im Herzen nicht an.“
Josua, der Nachfolger Moses im Alten Testament, war aus ganz anderem Holz geschnitzt als ich. Als Kundschafter im gelobten Land liess er sich nicht einschüchtern von der Wehrhaftigkeit der Bewohner. Später sagte er Ja zur Aufgabe, Israel nach Kanaan zu führen. Er brachte alle Anlagen mit sich, ein Held zu werden. Dennoch bekommt er am Jordan, an der Schwelle zum gelobten Land, von Gott zu hören: „Ich sage dir noch einmal: Sei mutig und entschlossen! Hab keine Angst und lass dich durch nichts erschrecken; denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst!“
Warum mahnt Gott einen mutigen Kundschafter und tatkräftigen Leader, keine Angst zu haben? Ich glaube, dass es mit Kontrolle abgeben zu tun hat. Entscheidend sind weder Mut noch Angst. Nicht die eigene Kraft gibt den Ausschlag. Und auch nicht eigene Grenzen. Sondern entscheidend ist, dass Gott mitgeht. Darin liegt das Geheimnis. Es geht nicht darum, dass ich alles kontrolliere und die Sache im Griff behalte. Das kann ich sehr oft ja gar nicht. Es ist eine Energieverschwendung sondergleichen, wenn ich es dennoch versuche. Und es überwindet die Angst nicht, sondern verstärkt sie.
Angsthasen, wie ich einer bin, sind ganz besonders herausgefordert und eingeladen, die Kontrolle abzugeben. Sich Gott anzuvertrauen. Sich darauf zu verlassen, dass er mitgeht. Sich führen zu lassen. Und zu entdecken, dass die Angst kleiner wird, wo immer man sich auf den verlässt, der überall und immer mitgeht. Das ist ein tolles Wort zum Tag: „Ich sage dir noch einmal: Sei mutig und entschlossen! Hab keine Angst und lass dich durch nichts erschrecken; denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst!“