Trauer verwandeln

Bibel­text: Johannes 16,20

In den Abschied­sre­den nach Johannes ver­sucht Jesus seine Jün­gerin­nen und Jünger vorzu­bere­it­en: Auf das Unvorstell­bare, das in seinem Weg in den Tod geschehen wird. Auf Angst. Auf Trauer. Auf Verzwei­flung. Es sind Reden voller Warn­hin­weise. So zum Beispiel jen­er in Johannes 16,20: „Amen, ich ver­sichere euch: Ihr werdet jam­mern und weinen, und die Welt wird sich freuen. Ihr werdet trau­rig sein; doch ich sage euch: Eure Trauer wird sich in Freude verwandeln.“

Wir wollen das eigentlich nicht hören. Dass die Treue zu Jesus etwas, wom­öglich viel kostet. Dass sie uns jam­mern, kla­gen, weinen lassen wird. Lieber wür­den wir wis­sen, wie Petrus ein­mal fragte: „Wir haben alles ver­lassen und uns ganz auf dich ein­ge­lassen. Jesus, was kriegen wir dafür? Was ist unser Lohn?“ – Der Lohn ist, dass die Trauer nicht das Let­zte ist. Dass sie sich in Freude ver­wan­deln wird. Dass aus Trä­nen Perlen werden.

Aber die Bibel ist da ganz real­is­tisch. Zum Leben und Glauben gehört bei­des dazu: Freude und Trauer, Niedergeschla­gen sein und aus­ge­lassen­er Tanz. Es gibt keine Light-Vari­ante der Nach­folge. Es gibt nur das ganze Leben. Das volle Pro­gramm. Dies aber mit der Aus­sicht, dass am Schluss die Freude und die Liebe tri­um­phieren werden.

Ist das bil­lige Vertrös­tung auf das Jen­seits? So haben viele Mächtige zu allen Zeit­en die The­olo­gie miss­braucht. Sie haben Arme und Schwache unten gehal­ten, indem sie ihnen ver­sprachen: Wenn Ihr jet­zt brav seid und still lei­det, dann werdet ihr es im Him­mel umso bess­er haben. So haben sie die Bibel zum Instru­ment ihrer Machter­hal­tung gemacht. Und ihre Botschaft ins Gegen­teil verkehrt.

Natür­lich spricht die Bibel in glänzen­den Far­ben von der Vol­len­dung in der Zukun­ft. Aber nicht nur. Die Ver­wand­lung von Trauer in Freude geschieht auch schon in diesem Leben. In Psalm 30,12 ste­hen Sätze, die stark an Jh 16,20 erin­nern. Aber sie ste­hen dort nicht in der Zukun­fts­form, son­dern im Per­fekt. Für diesen Psalm­beter ist es bere­its geschehen: „Du hast meine Klage in einen Freuden­tanz ver­wan­delt. Das Trauerge­wand hast du mir aus­ge­zo­gen und mir ein Fes­tk­leid angelegt.“ – Wohl gehören Klage, Trä­nen, Verzwei­flung etc. zum Leben dazu. Davor ist nie­mand gefeit. Aber ihre Macht ist begren­zt von Gott. Er spricht uns zu, dass auch in unserem All­t­ag, heute, er daran ist zu ver­wan­deln: Klage in Freuden­tanz, Trä­nen in Perlen, Verzwei­flung in Hoffnung.

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