Bibeltext: 1. Könige 8,56
König Salomo weiht den Tempel in Jerusalem ein. Viele Generationen lang haben die Israeliten darauf gewartet. Die Einweihung ist eine grossartige Feier. Alles wird aufgeboten, was möglich ist. Es werden Reden gehalten. Symbolische Handlungen vollzogen. Gebete gesprochen. Man kann nicht hoch genug einschätzen, wieviel dieser Moment dem Volk Israel damals bedeutet hat. Der Bericht darüber bezeugt das; es gibt darin viele bedeutungsschwere Formulierungen. Vers 56 in 1.Könige 8 spricht mich an. König Salomo betet: „Gepriesen sei der Herr! Denn er hat seinem Volk Israel Ruhe geschenkt, wie er es versprochen hat. Wort für Wort hat sich erfüllt, was er durch seinen Knecht Mose verheißen hat.“
In meinen Augen ist freilich nicht dies das Problem, dass es in vielen Fragen unterschiedliche, ja widersprüchliche christliche Haltungen gibt. Sondern schwierig wird es da, wo der Konflikt ausgetragen wird, als stünde dabei der Glaube an sich auf dem Spiel. Ähnliche Konflikte, die mit solcher Heftigkeit ausgetragen wurden, spiegeln sich auch in der Bibel. In Rom stritt man sich offenbar darüber, ob Christen Fleisch essen dürften. Dabei ging es nicht um Vegetarismus oder Veganismus. Sondern Auslöser war die Tatsache, dass es auf den Märkten nur Fleisch zu kaufen gab, das vorher in einem heidnischen Tempel den Göttern geweiht worden war. Manche Christen fanden, das spiele keine Rolle. Christus sei ja eh stärker. Andere aber hatten Angst davor, mit dem Verzehr solchen Fleisches ihrem Glauben zu schaden. Paulus redet in seinem Brief beiden Seiten ins Gewissen. Dann fasst er in Römer 14,17 zusammen: „Beim Reich Gottes geht es schliesslich nicht um Essen und Trinken. Es geht um Gerechtigkeit, Frieden und Freude, die der Heilige Geist schenkt.“
Es ist wirklich tragisch, wie schnell oft vergessen geht, worauf es ankommt. Wir schiessen uns auf unsere Themen ein. Und gerade weil es uns ernst ist mit dem Glauben, verteidigen wir Ansichten gnadenlos, über die Christus vielleicht nur müde lächelt. Weil sie bei weitem nicht so wichtig sind, wie wir meinen. Es ist ja nicht die richtige Lehre, die uns rettet. Sondern Christus allein rettet. Und ihm ist wichtig, dass das Reich Gottes wächst. Das heisst, dass die Gerechtigkeit sich ausbreitet und gestärkt wird. Dass Menschen Frieden finden mit Gott und miteinander. Dass wir uns öffnen, damit der Heilige Geist uns mit Freude füllen kann, uns durchdringen und prägen kann. Es ist kein Zufall, dass das Reich Gottes in der ganzen Bibel immer wieder mit dem Bild eines Festes umschrieben wird. Eines Festes, das steigt, weil Gerechtigkeit und Friede um sich greifen. Darum geht es vor allem anderen. Daran erinnert Paulus die Gemeinde in Rom.
Das heisst nicht, dass wir nicht auch kontrovers über alle möglichen Fragen diskutieren dürften. Doch. Wir dürfen. Das ist ja auch oft spannend und anregend. Aber bitte nicht so, dass man sich gegenseitig den Glauben anzuzweifeln oder gar abzusprechen beginnt. Sondern so, dass darin Gerechtigkeit, Frieden und Freude spürbar werden. Denn das ist es, was Gott für uns alle will. Sein Reich ist das Reich der Gerechtigkeit, des Friedens und der Freude.