Wollen, was Gott will

Matthäus 6,10b

Impuls am 12.11.2023 in der EMK Adliswil

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Liebe Gemeinde,

in einem mein­er lieb­sten Segenssprüche heisst es: „Der Gott, der Frieden schafft und Frieden gibt, rüste euch aus mit allen guten Kräften, die ihr braucht, seinen Willen zu erfüllen. Er wirke in euch, was ihm selb­st gefällt.“ – ChristIn­nen reden ja immer wieder vom Willen Gottes und davon, wie wichtig es sei, danach zu leben. Wir beten auch Son­ntag für Son­ntag: „Dein Wille geschehe, wie im Him­mel, so auf Erden!“ Doch so ein­fach ist das ja nicht mit dem Willen Gottes! Auch wenn uns z.B. von den zehn Geboten und vom Dop­pel­ge­bot der Liebe her grund­sät­zlich klar sein müsste, was Gott will: In der konkreten Sit­u­a­tion kann es dann doch schwierig sein: Im Blick auf den Nahostkon­flikt z.B.: Bedeutet ‚fest an der Seite Israels zu ste­hen‘ (wie es ger­ade in christlichen Kreisen oft und z.T. laut­stark gefordert wird) automa­tisch, ein Geg­n­er Palästi­nas sein zu müssen?

– Oder hin­sichtlich der Kli­makrise: Dass Chris­ten sich für die ganze Schöp­fung inter­essieren und engagieren soll­ten, dürfte klar sein. Aber wie genau? Was muss ich? Was darf ich nicht? Und wo darf ich mir auch mal ohne schlecht­es Gewis­sen etwas gön­nen? – Oder im Blick auf die Gemein­deen­twick­lung: Wo sind meine eige­nen Bedürfnisse berechtigt? Wo sollte ich über meinen Schat­ten sprin­gen und mich auf Neues, Fremdes ein­lassen? Wie wichtig ist Tra­di­tion?… Was will Gott? Ist er pro­gres­siv oder tra­di­tion­al­is­tisch? – Oder nochmals etwas aus den aktuellen Schlagzeilen: Am Fr wurde Bri­an, der wohl berühmteste/berüchtigste Häftling der Schweiz auf freien Fuss geset­zt. Was wäre der richtige Umgang mit so jeman­dem? Wenn er jet­zt plöt­zlich vor mir ste­hen würde, was kön­nte ich dann sagen, was tun, wie ihm begeg­nen? — Oder ganz alltäglich/persönlich: Wann soll/darf ich mich um meine Befind­lichkeit küm­mern und mir Gutes tun? Und wann sollte/müsste ich vom Sofa auf­sprin­gen, um jeman­den zu unter­stützen, der/die auf mich angewiesen ist?

Den Willen Gottes tun und leben. Nur schon wis­sen oder wenig­stens ahnen, was er will, ist manch­mal schwierig und oft anstren­gend. Und dann gib es in der Bibel ja auch noch so War­nun­gen wie z.B. am Ende der Berg­predigt, wo Jesus sagt: „Nicht jed­er, der zu mir sagt: ›Herr, Herr!‹, wird in das Him­mel­re­ich kom­men. Son­dern das gilt für diejeni­gen, die den Willen meines Vaters im Him­mel tun.!“ (Mt 7,21)

Den ein­gangs zitierten Segensspruch liebe ich, weil er nicht fordert, pflicht­gemäß den Willen Gottes zu tun. Son­dern er spricht die Fähigkeit zu, Gottes Willen zu leben. Das ist etwas ganz anders und kön­nte eine Leichtigkeit in die Sache brin­gen, die vie­len ChristIn­nen oft fehlt: „Gott … rüstet euch aus mit allen guten Kräften, die ihr braucht, seinen Willen zu erfüllen. Er wirkt in euch, was ihm selb­st gefällt.“ Wenn ich mich darauf ver­lassen kön­nte. Wenn ich nicht mehr tun müsste, was Gott fordert, son­dern selb­st wollen würde, was ihm gefällt …. Wenn mein Wün­schen und Wollen sich mit seinem Willen syn­chro­nisieren kön­nte. Und nicht nur mein, son­dern unser aller Wollen. Wenn die Men­schen ler­nen kön­nten, zu wollen was Gott will! Wie toll wäre das denn? – Na ja, es klingt doch sehr paradiesisch und in unser­er Welt unre­al­is­tisch. Und doch lebt unser Glaube nicht zulet­zt von der Hoff­nung, dass Gott dieses Ziel mit allen seinen Geschöpfen erre­ichen wird. Ein­mal wer­den alle nicht nur wollen, was Gott will, son­dern das auch noch gerne tun. So wird es sein, wenn – wie die Offen­barung sagt – Gottes alles in allem sein wird.

Der Weg dahin mag noch sehr weit sein. Und doch kön­nen wir Schritte in diese Rich­tung gehen. Kön­nen wollen ler­nen, was Gott will. Kön­nen um die Erfül­lung des Wil­lens Gottes beten. Wie Paulus im Kol schreibt (® Gruss­wort): „Wir bit­ten Gott, dass er euch die voll­ständi­ge Erken­nt­nis seines Wil­lens schenkt.“ Oder eben, wie wir jeden Son­ntag beten: „Dein Wille geschehe, wie im Him­mel, so auf Erden!“ – Pfr. R.Seitz deutet diese Unser-Vater-Bitte in ein­er Med­i­ta­tion so aus:

Deine Barmherzigkeit und Güte
werde der Trend unser­er Zeit
und die heilige Sorge um die Schöp­fung
lebe in unseren Herzen.
In Sitzun­gen von Ver­wal­tungsräten,
in Par­la­menten und Partei­gremien,
auf Chefe­ta­gen und Trak­tanden­lis­ten
mögen immer mehr Frauen und Män­ner fra­gen:
Was sind vor dem Him­mel
die eigentlichen Pri­or­itäten unser­er Zeit?
Immer weniger möge der Wille von Ego­is­t­en
und ewigen Tonange­bern gehört werden.

Ich glaube, es geht bei dieser Bitte nicht darum, einen bere­its fest­geschriebe­nen Plan Gottes zu erfahren und diesen dann abzuar­beit­en. Son­dern es geht um unsere Ver­wand­lung. Es geht darum, dass Gott an uns so arbeit­et, dass wir nach den Pri­or­itäten des Him­mels fra­gen und entschei­den. Es geht darum, dass wie seinen Geist in uns Wirken lassen, so dass unser Wollen nicht mehr eigen­nützig bes­timmt ist, son­dern dass wir wollen, was Gott will. Dann wird es uns leichter fall­en und häu­figer gelin­gen, im All­t­ag Entschei­dun­gen zu tre­f­fen, die Gott fallen.

Zu wollen was Gott will, hat viel mit Gebet zu tun und damit, sich sein­er Gegen­wart, sich dem Wirken seines Geistes zu öff­nen … und zu akzep­tieren, dass er uns verän­dert, ver­wan­delt. Die Sal­bung war in atl. Zeit­en übri­gens ein Sym­bol genau dafür. Der kün­ftige König oder wer­dende Priester sollte ganz erfüllt und geleit­et sein von Gottes Geist. Wie der Duft des Sal­böls ihn noch lange begleit­ete, so sollte all sein Reden und Tun vom Duft Gottes durch­wirkt sein und seinen Geist ausstrahlen. Die Sal­bung, wie wir sie heute im Anschluss anbi­eten, will deut­lich machen und zus­prechen: Gott erfüllt dich. Sein Geist lebt und wirkt in dir. Du hast Gottes Unter­stützung auf dem Weg zu ler­nen und zu wollen, was Gott will.

Ich schliesse mit einem Gebet von Jörg Zink:

Ich möchte wollen, Herr, wie du willst.
Ich gehe meinen Weg durch die Tage,
durch unzäh­lige Tore.
Aus einem armen, leeren Tag in die Ruhe der Nacht
 aus der Ruh­elosigkeit ein­er Nacht in einen reichen Tag.
Abend und Mor­gen sind die Tore, durch die du mich führst.
Meinen Weg gehe ich
und begeg­ne Men­schen.
Ich finde ihr Geschick, ihre Wün­sche,
ihr Leid und ihre Mühe.
Ich möchte, dass du mich führst,
wenn ich zu den Men­schen komme,
damit ich dich finde in ihren Gesichtern.
Dich suche ich, mein Gott,
auf meinen vie­len Wegen.
Ich finde dich nicht,
wohin ich mich auch wende,
wenn du mir nicht das Tor öffnest
Du selb­st bist das Tor.
Ich will es durch­schre­it­en
und dich find­en.
Mich selb­st suche ich.
Aber ich finde keinen Weg zu mir.
Ich irre in mir selb­st und bitte dich:
Führe mich durch den Irrgarten mein­er Seele
und zeige mir die Tür,
durch die ich zu dir ein­treten darf,
damit ich nicht bei mir, son­dern bei dir wohne.
Herr, du willst, dass ich meinen Weg finde.
Du willst, dass ich glück­lich bin
und an ein Ziel gelange.
Ich möchte wollen, ‘wie du willst. Amen (aus: Jörg Zink, Wie wir beten kön­nen, S.179)

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