Dankbare Sorglosigkeit

Matthäus 6,33

Erntedank-Predigt am 29.09.2024 in der EMK Adliswil

Liebe Gemeinde,

sich Sor­gen zu machen, Prob­leme zu sehen und darüber zu stöh­nen fällt vie­len oft leicht. Darum sang der deutsche Enter­tain­er Jür­gen von der Lippe schon vor bald 40 Jahren: “Guten Mor­gen liebe Sor­gen, seid ihr auch schon alle da? Habt ihr auch so gut geschlafen? Na, dann ist ja alles klar ….

Zur Dankbarkeit hinge­gen müssen sich viele einen Schupf geben. Und aus Dankbarkeit her­aus grosszügig zu teilen ist noch weniger selb­stver­ständlich. Dazu habe ich vor­let­zte Woche zwei Erleb­nisse gemacht:

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Den Himmel erfahren

Lukas 17,20–21

Predigt am 01.09.2024 in der EMK Adliswil und in der Regen­bo­genkirche

Liebe Gemeinde,

berühren sich Him­mel und Erde wirk­lich? Geht das? Die Sonne, die im Meer versinkt, ist eine optis­che Täuschung. Was sich in unseren Augen für Momente zu berühren scheint, bleibt eben doch 150 Mio. km voneinan­der ent­fer­nt.
Unbe­strit­ten ist aber, dass wir uns nach Berührun­gen des Him­mels sehnen. Mit ‚Him­mel‘ meine ich dabei, was im Englis­chen ‚heav­en‘ heisst: Der von Gottes Gegen­wart erfüllte Him­mel. Engl. ‚sky‘ dage­gen meint das Blaue über uns, das Fir­ma­ment oder das weite (und doch sehr leere) Weltall. Das fasziniert zwar, aber wir sehnen uns nicht danach. Wir sehnen uns aber nach dem Zuhause Gottes, eben dem ‚Heav­en‘. Gibt es Berührun­gen damit? – Die Bibel erzählt z.B. vom Besuch Gottes bei Abram und vom Gespräch der Emmausjünger mit dem Aufer­stande­nen. Das sind sehr konkrete Erfahrun­gen von Berührung durch den Him­mel. Doch das war vor langer Zeit. Gibt es so etwas auch heute?

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Im Gespräch mit der Bibel und Gott

Psalm 23

Predigt am 25.08.2024 in der EMK Adliswil

Liebe Gemeinde,

Wir sind unter­wegs, sind Auf dem Weg: Ob tat­säch­lich auf ein­er Wan­derung oder nicht, ob im All­t­ag in Beruf, Fam­i­lie, Fre­un­deskreis und Freizeit. Wir sind auf dem Weg. Auch im Glauben sind wir unter­wegs. Wir gehen weit­er, kön­nen nicht bleiben, wo wir sind, dür­fen und müssen uns weit­er­en­twick­eln. Auf diesem Weg sind wir zugle­ich ein­ge­laden und her­aus­ge­fordert, unter­wegs zu Hause zu sein. So habe ich es heute vor ein­er Woche formuliert.

Unter­wegs zu Hause sein kann ich in Beziehun­gen, mit anderen Men­schen und mit Gott. Ich bin auf dem Weg nicht allein, son­dern lebe in Beziehung. In der Kom­mu­nika­tion, indem ich gehört, gese­hen und ange­sprochen werde, finde ich Gebor­gen­heit. So kann ich unter­wegs zu Hause sein.

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Unterwegs zu Hause

Lukas 9,57–62

Predigt am 18.08.2024 in der EMK Adliswil

Liebe Gemeinde,

der Wan­der­steck­en in mein­er Hand zeigt an, dass auch heute Bezüge zu mein­er Wan­derung im Som­mer Teil der Predigt sind. Zum Ein­stieg sehen Sie das The­ma einge­blendet: Unter­wegs zu Hause. – Was löst diese For­mulierung in Ihnen aus? Leuchtet sie ein? Stört sie? Löst sie Wider­spruch aus?

Am let­zten Son­ntag lautete das The­ma: Auf dem Weg. Es ging darum, wie sehr unser Glauben und Leben auf dem Weg geschieht. Heute spitze ich das mit ‚unter­wegs zu Hause‘ zu. Damit teile ich eine Frage mit Ihnen, die mich schon lange begleit­et und die auf dem Weg neue Aktu­al­ität gewann. Ohne dass ich sie abschliessend beant­worten könnte.

Doch der Rei­he nach: Wir sind Auf dem Weg. Jesus nach­fol­gen bzw. an Chris­tus glauben bedeutet: auf dem Weg sein. Ob uns immer klar ist, wie sehr wir damit her­aus­fordert sind? Mit Jesus auf dem Weg sein ist eigentlich eine nomadis­che Lebens­form. Das Nomadis­che ist uns aber ziem­lich fremd. Als Gesellschaft ste­hen wir ihm ja ziem­lich kri­tisch oder sog­ar ablehnend gegenüber: Fahrende wer­den als ‚Zige­uner‘ beschimpft und auf wenige und kleine Flächen begren­zt. Mit Migra­tion haben wir grosse Schwierigkeit­en. Selb­st Flüch­t­ende nehmen wir eher grum­mel­nd auf. Unser Lebensstil ist sesshaft. Wir haben uns unser ‚Plätzchen‘ erobert, das wir ener­gisch vertei­di­gen. – Ich habe den Ein­druck, dass das nicht nur für unser Wohnen und Leben gilt. Son­dern auch für unsere Überzeu­gun­gen, Konzepte und Gedanken.

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Auf dem Weg

Gen­e­sis 35,3; Jesa­ja 55,8

Predigt am 11.08.2024 in der EMK Adliswil

Liebe Gemeinde,

Auf dem Weg – Schon in der Bibel kommt das Stich­wort ‚Weg‘ häu­fig vor. Oft als Bild für den Glaubensweg, den Lebensweg, ja das Leben über­haupt. 1678 veröf­fentlichte der englis­che Bap­tis­ten­predi­ger John Bun­yan sein Buch ‚Pil­ger­reise zur seli­gen Ewigkeit (orig­i­nal: ‚The Pilgrim’s Progress from this World to That Wich is to Come‘). Es wurde zu einem der bekan­ntesten Büch­er der Weltlit­er­atur und trug dazu bei, das Bild des Weges zum zen­tralen Begriff der Glaubenssprache zu machen. Heute trägt seit län­gerem auch der Pil­ger­boom dazu bei, dass ‚Weg‘ als zen­trales Ele­ment von Spir­i­tu­al­ität (nicht nur der christlichen) wahrgenom­men und ver­standen wird.

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Eine Miteinander Kirche

Eph­eser 2,14–22

Predigt am 09.06.2024 in der EMK Adliswil

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Liebe Gemeinde,

EMK ste­ht für evan­ge­lisch-methodis­tis­che Kirche. Das wis­sen wir. Aber manche Leute spie­len bisweilen gerne ein wenig mit diesen Buch­staben. Sie fra­gen sich dann: Wofür kön­nte EMK auch noch ste­hen? – Schon öfter gehört habe ich zum Beispiel: EMK ste­ht eigentlich für ‚Eine Menge Kom­mis­sio­nen‘. Damit verbindet sich die Kri­tik, dass wir überor­gan­isiert bzw. über­struk­turi­ert seien. Andere deuten mit Blick auf Kon­flik­te und Span­nun­gen, die das Zusam­men Leben und Glauben stra­pazieren, EMK als ‚Es Men­schelt Kräftig‘. Auch das kön­nte etwas treffen.

Pro­gram­ma­tisch war hinge­gen die Deu­tung, die Bischof Bol­leter vor ziem­lich langer Zeit (® 2005) ein­mal in ein­er Kon­feren­zpredigt machte: EMK, so sagte er damals, ste­he für ‚Eine Miteinan­der Kirche‘. Das sei vielle­icht manch­mal mehr Vision als Real­ität. Aber wir soll­ten uns dafür engagieren, es bess­er zu ver­wirk­lichen: Eine Miteinan­der Kirche.

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Furcht ist nicht in der Liebe

1. Johannes 4,16b-21

Predigt am 26.05.2024 in der EMK Adliswil

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Liebe Gemeinde,

an der Liebe Gottes kommt man in der Kirche nicht vor­bei. Manch­mal kön­nte es einem fast zu viel wer­den! — Heute ja schon wieder ganz am Anfang: „Die Liebe Gottes sei mit euch allen!“ Immer­hin in der Form eines Zus­pruchs, ein­er Zusage. Und nicht als Forderung: „Liebt einan­der!“„Liebt mehr oder liebt bess­er!“ – Die Forderung kön­nte näm­lich schmer­zliche Erin­nerun­gen weck­en: An Momente, in denen wir anderen Liebe schuldig geblieben sind. Und an Momente, in denen andere Liebe uns gegenüber ver­mis­sen liessen und uns so ver­let­zten.
Tja, die Liebe. Das ganze Jahr 2024 ste­ht unter dem Mot­to: «Alles, was ihr tut, geschehe aus Liebe!» (Jahres­lo­sung aus 1.Kor 16,14). Was für ein hoher Anspruch! Und wie traumhaft, wenn es gelin­gen kön­nte! Aber, ist das realistisch?

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Anders als geplant

Apos­telgeschichte 2,1–18

Predigt am 19.05.2024 (Pfin­g­sten) in der EMK Adliswil

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Liebe Gemeinde,

Anders, als geplant! – Die Geschichte von Jesus ver­lief nie so, wie sie Men­schen geplant hät­ten: Der Ret­ter als armes Kind in ein­er Krippe statt als König im Tri­umphzug. Der erwartete Mes­sias kein Kriegsheld, son­dern ein Wan­der­predi­ger. Über­win­dung von Schuld und Not durch Lei­den…. Es war und lief alles anders, als es die Hüter von Tra­di­tion und Glaube erwartet, geplant hat­ten. Und so ging es weit­er: Der Tod nur als Durch­gangssta­tion. Die Aufer­ste­hung. Und dann Pfin­g­sten. Auch dieser Tag war ganz anders als geplant …

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Rede, Herr, dein Knecht hört

1. Samuel 3,1–11a

Predigt am 12.05.2024 in der EMK Adliswil

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„In jen­er Zeit kam es nur noch sel­ten vor, dass der Herr zu einem Men­schen sprach und ihm etwas offen­barte.“ So stellt das 1. Samuel­buch fest: Gott zog sich zurück. Er schwieg. Und vie­len fiel das nicht ein­mal auf. Sie wussten nichts mehr davon, wie wichtig Gottes Reden für das Gelin­gen ihres Lebens gewe­sen wäre.

Und heute? Wir hören viele Stim­men. Auch viele laute und gewaltige Stim­men. Und Gottes Stimme? Er scheint oft zu schweigen. Oder seine Stimme wird übertönt, weil er leise redet. Dabei wäre es doch so wichtig, dass Gott gehört wird! Auf ihn selb­st, nicht auf sein Boden­per­son­al. Müsste er uns nicht den Weg weisen kön­nen zu einem besseren Mit- und Füreinan­der? Hätte er nicht sehr viel zu sagen zu Krisen und Kon­flik­ten, zu Katas­tro­phen und zum Siegeszug des Ego­is­mus? Doch Gottes Stimme ist kaum zu hören. Auch in Kirchen und Gemein­den ist es sel­tener, als wir uns wün­schen. – So kommt es, dass unter Chris­ten immer wieder ‚‘hören­des Gebet‘ gefordert, propagiert und gefördert wird. Es sei wichtig, mehr, inten­siv­er, engagiert­er auf Gott zu hören.

Das sehe ich auch so. Auf Gott hören ist wichtig und kommt oft zu kurz. Den­noch habe ich auch meine Fra­gen, wenn ‚hören­des Gebet‘ oder ein bes­timmtes Vorge­hen beim ‚hören­den Gebet‘ zur Meth­ode erhoben wird. Es klingt mir zu ein­fach, zu sehr nach Rezept. Schliesslich kann nie­mand mit Zuhören Gott zum Reden zwin­gen. Und wenn er schweigt, sagt auch das etwas.

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Jesus lieben — sonst nichts

Johannes 21,15–19

Predigt am 14.04.2024 in der EMK Adliswil und in der Regen­bo­genkirche

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„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!“ Die Jahres­lo­sung 2024 konzen­tri­ert Entschei­den­des in ganz weni­gen Worten. Es kommt darauf an, dass die Liebe wirk­sam wird. Paulus hat in 1.Kor 13, dem berühmten Hohe­lied der Liebe, aus­führlich­er so for­muliert: „Stellt euch vor: Ich kann die Sprachen der Men­schen sprechen und sog­ar die Sprachen der Engel. Wenn ich keine Liebe habe, bin ich wie ein dröh­nen­der Gong oder ein schep­pern­des Beck­en. Oder stellt euch vor: Ich kann reden wie ein Prophet, kenne alle Geheimnisse und habe jede Erken­nt­nis. Oder sog­ar: Ich besitze den stärk­sten Glauben –sodass ich Berge ver­set­zen kann. Wenn ich keine Liebe habe, bin ich nichts. Stellt euch vor: Ich verteile meinen gesamten Besitz. Oder ich bin sog­ar bere­it, mich bei lebendi­gem Leib ver­bren­nen zu lassen. Wenn ich keine Liebe habe, nützt mir das gar nichts.“  Und dann am Schluss dieses Kapi­tels: „Was bleibt, sind Glaube, Hoff­nung, Liebe –diese drei. Doch am grössten von ihnen ist die Liebe.“

Die Liebe ist die Haupt­sache beim Leben und Glauben. Dem würde nie­mand wider­sprechen, der oder die sich an Chris­tus ori­en­tiert. Und doch ist es kom­pliziert: Weil schöne Worte über die Liebe nur das eine sind, diese Liebe im Leben konkret wer­den zu lassen aber etwas ganz anderes. Weil Liebe oft mit Ver­liebt­sein ver­wech­selt wird. Weil nicht Gefüh­le, son­dern ein entsch­iedenes Ja zum Mit­men­schen gemeint ist. Weil Liebe so etwas Gross­es ist, dass gut gemeinte fromme Worte der Real­ität kaum stand­hal­ten. Weil es zu ein­fach klin­gen will zu sagen: ‚Haupt­sache, du hast Jesus lieb. Son­st braucht es nichts!‘ (vgl. Themenformulierung).

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