Himmelfahrt: Abschied oder Aufbruch?

Ein etwas län­ger­er Text, der sich mit dem Sinn und Inhalt des Feiertags ‘Him­melfahrt’ beschäftigt. Er basiert auf ein­er Predigt, die ich am Him­melfahrt­stag 2019 am Spy­cher­fest in Nuss­bau­men bei Bülach gehal­ten habe.

Bibel­texte: Lukas 9,61f, Lukas 24,50–53, Apos­telgeschichte 1,4–14 und andere

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Abschiede sind eigentlich kein Grund für ein Freuden­fest. Und doch haben wir heute einen Feiertag, der auf einen Abschied zurück­ge­ht. Jesu Him­melfahrt war doch ein Abschied. Die Jünger sahen Jesus zum let­zten Mal. Ihnen war bewusst, dass sie nie mehr so mit ihm wür­den unter­wegs sein kön­nen, wie sie es in den besten Jahren ihres Lebens genossen hat­ten. – Wie kon­nte aus der Erin­nerung an diesen Abschied ein Feiertag wer­den? War es vielle­icht gar kein Abschied?

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(Un)glaube?

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Bibel­text: Markus 9,14–29

Video-Gottes­di­enst — Her­zlichen Dank an Urs Bertschinger, Orgel (Eingewei­hte wer­den es schnell merken: Die Orgel­musik haben wir dies­mal in der EMK Zürich 2 aufgenom­men) und Luca Hunold, Tech­nik, für ihre Unterstützung.

Begegnung mit Gott

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zu Johannes 1,17

Das erste Kapi­tel des Johannes-Evan­geli­ums ist ein ganz beson­der­er Text. Mich fasziniert daran ein­er­seits sein Bemühen, die gute Nachricht von Jesus in der Sprache der dama­li­gen Philoso­phie zu for­mulieren. Ander­er­seits bringt dieses Gedicht präzise auf den Punkt, was sich im Neuen Tes­ta­ment gegenüber früher geän­dert hat. Zusam­menge­fasst klingt das in der Lutherüber­set­zung in Vers 17 so: «Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Chris­tus geworden.»

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GASTBEITRAG: Was ist Würde?

von Pfr. Robert Seitz; aus seinem Buch: ‘offene Fen­ster’, S. 27f

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Wahre Würde hat wenig zu tun
mit glänzen­den Orden auf ein­er Brust.
Diese erin­nern eher an unwürdi­ge Kriege.
Sie hat nicht viel zu tun mit dezen­ten Klei­dern,
mit dunkel­blauen Kostüms
oder Nadel­streifen und Krawat­ten.
Auch der zer­lumpte Bet­tler in Paris
in seinen aus­ge­fransten Klam­ot­ten,
das schmutzige Kind auf dem Abfall­haufen in Rio,
der Aussätzige in Soma­lia -
sie alle haben ihre Würde.

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Heilig?

zu Johannes 2,13–17

Obwohl der Begriff darin gar nicht vorkommt, lässt mich der Bericht des Johan­ne­se­van­geli­ums von der soge­nan­nten Tempelrei­nigung über das Wort “heilig” nach­denken:  Was ist mir heilig? Wie ver­halte ich mich im Blick auf mir heilige Dinge? Bedro­ht Unheiliges Heiliges? Oder ist es vielle­icht eher umgekehrt? „Heilig?“ weiterlesen

Mitten im Sturm geborgen

aus: Kees de Kort: Jesus und der Sturm

Bibel­text: Markus 4,35–41

Video-Gottes­di­enst — Her­zlichen Dank an Oth­mar Wüthrich, Orgel und Luca Hunold, Tech­nik, für ihre Unterstützung.

Übri­gens: Wer sich für die Geschichte des Mut­tertages inter­essiert, find­et unter diesem Link einen infor­ma­tiv­en Artikel der öster­re­ichis­chen EMK, inkl. eines kurzen englis­chsprachi­gen Clips. 

GASTBEITRAG: ‘Seid wachsam!’

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von Pfr. Christoph Schluep, Regen­bo­genkirche EMK Zürich 2

Bibel­text: Markus 13,33–37

Die Andacht heute ist aus dem 13. Kapi­tel des Markus-Evan­geli­ums. Es ist die grosse Endzeitrede, die ein­er­seits etwas ver­wirrend ist und Angst macht, ander­er­seits aber auch eine gewisse Aktu­al­ität hat. Ohne zu recher­chieren kann ich mir gut vorstellen, dass es nicht wenige Apoka­lyp­tik­er in den Kirchen gibt, die in Coro­na den Anfang des Endes sehen. Ob das so ist, wer­den wir bald sehen.  Unser Text ist das Ende des Kapi­tels, die Fort­set­zung ist der Anfang der Passionsgeschichte

33 Gebt acht, bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann der Zeit­punkt da ist.  
34 Es ist wie bei einem Men­schen, der auss­er Lan­des ging: Er ver­liess sein Haus, gab seinen Knecht­en Voll­macht, jedem seine Auf­gabe, und dem Türhüter befahl er, wach­sam zu sein.  
35 Seid also wach­sam, denn ihr wisst nicht, wann der Herr des Haus­es kommt: ob am Abend oder um Mit­ter­nacht oder beim Hah­nen­schrei oder am frühen Mor­gen, 
36 damit er, wenn er auf ein­mal kommt, euch nicht schlafend finde.  
37 Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!

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GASTBEITRAG: ‘Ihr irrt sehr!’

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von Pfr. Christoph Schluep, Regen­bo­genkirche EMK Zürich 2

Bibel­text: Markus 12,13–27

13 Und die Leute von Jerusalem schick­en einige von den Phar­isäern und den Hero­di­an­ern zu Jesus, um ihm eine Fangfrage zu stellen.  
14 Und sie kom­men und sagen zu ihm: Meis­ter, wir wis­sen, dass du der Wahrheit verpflichtet bist und auf nie­man­den Rück­sicht nimmst; denn du acht­est nicht auf das Anse­hen der Per­son, son­dern lehrst den Weg Gottes, wie es richtig ist. Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuern zu zahlen, oder nicht? Sollen wir zahlen oder nicht zahlen?  
15 Er aber kan­nte ihre Heuchelei und sagte zu ihnen: Was stellt ihr mich auf die Probe? Bringt mir einen Denar, damit ich ihn anse­he!  
16 Und sie bracht­en ihm einen. Da sagt er zu ihnen: Wessen Bild und Inschrift ist das? Sie sagten zu ihm: Des Kaisers.  
17 Da sagte Jesus zu ihnen: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist! Und sie wun­derten sich sehr über ihn. 

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GASTBEITRAG: Wunder

Bildquelle: https://oraciontaizecadiz.wordpress.com/

von Pfr. Christoph Schluep, Regen­bo­genkirche EMK Zürich 2

Bibel­text: Markus 8,1–9

Bei der Geschichte von der Speisung der 4000 ist Vieles ganz aussergewöhnlich: 

Zum einen ste­ht nur zwei Kapi­tel vorher die Geschichte der Speisung der Fün­f­tausend. Sie wird hier fast wörtlich wiedergegeben. Schlaue The­olo­gen sprechen gerne von ein­er Dop­pelüber­liefer­ung, dh. eine Geschichte wird zweimal sep­a­rat über­liefert, weil sie nicht ganz iden­tisch sind. Nie­mand merkt es, nur wir, 2000 Jahre später, weil wir so gescheit sind. Aber das ist natür­lich Unsinn: Markus wusste sehr wohl, dass er ein fast iden­tis­ches Wun­der  kurz vorher erzählt hat. Das Aussergewöhn­liche daran ist nun nicht mehr die Ver­mehrung des Brotes — jed­eR LeserIn weiss, dass Jesus das kann. Aussergewöhn­lich ist, dass die Jünger es offen­bar nicht begrif­f­en haben. Sie sind das zweite Mal eben­so sprach­los und ideen­frei wie das erste Mal. Das scheint mir der geistliche Clou dieser Geschichte zu sein. 

Ein weit­ere Gesicht­spunkt ist die Selb­stver­ständlichkeit des Wun­ders: Jesus dankt nur, und dann ist viel mehr da, als benötigt wird. Wie es geschieht, wird nicht erzählt. Dass es jeman­dem aufge­fall­en wäre, auch nicht. Es passiert ein­fach so, als wäre es alltäglich. 

Und schliesslich: Diese Geschichte erin­nert mich auf eine fast schon schock­ierende Art an die Zeit, in der wir ger­ade leben: Aus nichts wird sehr, sehr viel, und wir wis­sen nicht, wie es geschieht. Nicht Brot, aber Tod. 

Drei Gedanke­nanstösse zu drei Gesichtspunkten: 

1. Wie oft müssen wir etwas erleben, bevor wir es glauben kön­nen bzw. es so tief in unsere Seele hineinsinkt, dass wir ein näch­stes Mal darauf ver­trauen kön­nen? Wie oft muss uns Gott helfen oder einen Weg zeigen, bis wir in der näch­sten Sack­gasse nicht wieder verza­gt und hoff­nungs­los vor dem Berg ste­hen, son­dern uns ver­trauensvoll an Jesus wen­den, weil wir glauben und erfahren haben und wis­sen, dass er hil­ft? Vielle­icht wäre das heute Hil­fe zur Hoff­nung: Hat er dich je hängenlassen? 

2. Jesus dankt, und aus fast nichts wird sehr viel. Nun, ich kann kein Brot ver­mehren, aber ich kann danken. Und sehen, was ich wirk­lich habe und nicht bloss ver­mis­sen, was mir fehlt. Das macht mein Leben reich. Es bleibt aber die Auf­gabe des Verteilens: Jesus macht nicht Brot für sich, son­dern für die anderen. Auch mein Brot gehört nicht nur mir. Was ich dank­end als Gabe Gottes erkenne, ist immer auch eine Gabe Gottes an mich — durch mich — für andere. 

3. Wer je gezweifelt hat, ob Brot sich über­haupt ver­mehren kann und ob diese Geschichte nicht ein­fach ein Ammen­märchen ist, merkt jet­zt, wie wenig es wirk­lich braucht, damit plöt­zlich alles still­ste­ht, weil die unheilige Ver­mehrung nicht mehr zu stop­pen ist. Oder hätte jemand von uns gedacht, dass wir noch Zeug­In­nen ein­er mod­er­nen Pest wer­den? Diese Geschichte gibt mir aber trotz­dem Hoff­nung: Wo viele viel brauchen und nichts mehr haben, da teilt Jesus aus. Wann und wie weiss ich auch nicht, aber ich weiss:  „Da sagt Jesus zu den Jüngern: Das Volk tut mir leid.“ (Markus 8,2). Das bringt das Bild oben zum Aus­druck — etwas kitschig vielle­icht, aber nicht min­der wahr.