der Ewigkeitssonntag konfrontiert uns mit dem Tod und der eigenen Sterblichkeit. Das mögen wir zwar nicht, aber es ist wichtig. In Psalm 90,12 bittet einer sogar: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden!“ – Auch ausserbiblisch wurde der Gedanke an den Tod in der Antike empfohlen. So gab es im alten Rom folgenden Brauch: Bei Triumphzügen von hohen Offizieren hatte ein Sklave auf dem Triumphwagen zu stehen. Seine einzige Aufgabe bestand darin, dem Geehrten alle paar Minuten ins Ohr zu sagen: „Memento mori!“ Frei übersetzt: „Denk daran, du bist sterblich!“ Vielleicht etwas makaber, aber ein probates Mittel um auch im Triumph am Boden zu bleiben.
ich habe Anfang Woche ein Mail erhalten. Darin hat mir jemand ausführlich von einer anderen EMK-Gemeinde erzählt. Es ist von vielen Problemen die Rede. Aber der Bericht endet dann so: „Unsere Gemeinde würde es, menschlich gesehen, in dieser Form nicht geben nach allen Problemen, die wir in den letzten Jahren hatten. Und doch gibt es sie. Sie ist lebendig und Vielen eine Heimat. Ostern — Auferstehung, das Ende der Hoffnungslosigkeit, wenn auch anfänglich gar nicht wahrgenommen.“
Wir haben am nächsten Donnerstag Bezirksversammlung. Sie haben die Berichte vielleicht schon gelesen. Die Zahlen zu den Finanzen mitgenommen und studiert. Und dabei wohl entdeckt: Es gibt Herausforderungen, Sorgen und Fragen. Die Zukunft unseres Gemeindebezirks mag – menschlich gesehen – kurzfristig gesichert sein. Mittelfristig steht sie mindestens auf wackligen Füssen. Und langfristig? Na ja, sagen wir mal so: Würde jemand wetten, dass es den Gemeindebezirk in zehn Jahren noch so gibt? – Das wäre menschlich gesehen riskant. Anzeichen eines neuen Aufschwungs drängen sich ja nicht auf.
sie hätten es wissen können … und waren doch überhaupt nicht darauf gefasst. Jesus hatte seinen JüngerInnen seine Auferstehung angekündigt. Dennoch konnten sie die Osterbotschaft nicht fassen. Die Begegnung mit Engeln und die Nachricht, dass Jesus am Leben sei, hat sie erst einmal zu Tode erschreckt. Mindestens verwirrt, eher sogar verstört und panisch reagierten sie auf diese Situation, die sie nicht einordnen konnten. Deutliche Spuren dieses Schreckens zeigt der wohl älteste Osterbericht in den Evangelien in Markus 16,1–8:
in seinem Jahresrückblick zählt der Tagesanzeiger 20 Dinge auf, die 2023 zum ersten Mal passiert sind. Darunter gibt es Positives. Aber hängen bleiben vor allem die Katastrophenschlagzeilen: Wetterrekorde, die zeigen, dass der Klimawandel in vollem Gang ist. Und das kaum gebremst. Der Zusammenbruch der CH-Superbank Credit Suisse. Der demographische Wandel: Erstmals gibt es mehr als 100‘000 65-jährige in der CH. Und das sind 14‘500 mehr als 20jährige. Der Vormarsch von Rechtspopulisten in der westlichen Welt. Die KI hat den Sprung in den Alltag geschafft, was womöglich grosse Risiken birgt ….
Dazu kommen viele weitere schlechte Nachrichten: Kriege. Naturkatastrophen. Signale, dass die Gesellschaft am Auseinanderbrechen sein könnte. Wer sich das alles bewusst macht, braucht Kraft, es auszuhalten. Zuversicht wird zur Herausforderung. Gesucht sind Quellen der Hoffnung. Dabei flüchten sich manche in verklärende Nostalgie. Sie schwärmen dann vor guten alten, vermeintlich besseren Zeit. Andere flüchten in die Zukunft. Sie heben geradezu ab und verlieren sich in Visionen z.B. über die Eroberung neuer Lebensräume im Weltraum. Dazwischen suchen manche, u.a. Christen, Hoffnung zu wecken und zu begründen. Das ist schliesslich eine Hauptaufgabe von ChristInnen/Kirchen: Wir sind ExpertInnen der Hoffnung. Dazu sind wir nicht nur ausgesandt, sondern auch begabt. – Aber das ist schwierig heute. Wer anderen Hoffnung machen will, braucht zuerst eine gute Verwurzelung der eigenen Zuversicht. Muss selbst Hoffnung haben! Aber wie und woher? Was lässt uns angesichts von lauter Katastrophen und Problemen hoffen?
Gehalten am 26.11.2023 (Ewigkeitssonntag) in der EMK Adliswil
Liebe Gemeinde,
der Kontrast ist gross am Ewigkeitssonntag: Auf der einen Seite sind die Trauer und der Schmerz in der Erinnerung an jene, die nicht mehr unter uns sind. Auf der anderen Seite sind Hoffnung und Vorfreude auf die Vollendung, auf die Ewigkeit. Wie bringen wir beides zusammen?
Predigt am 09.04.2023 (Ostern) in der EMK Adliswil
Liebe Gemeinde,
beim Lesen in den Osterberichten der Evangelien bin ich diesmal bei Lk hängen geblieben. Wie die anderen auch erzählt er von den Frauen, die am frühen Ostermorgen zum Grab Jesu gingen. Dort finden sie aber nicht den Leichnam Jesu, den sie salben wollten. Dafür treffen sie auf Engel. Lk erzählt von zwei Engeln, welche die Frauen mit vorwurfsvollem Unterton anreden: “Was macht Ihr denn hier? Warum sucht Ihr den Lebenden bei den Toten?” – Sie klingen wie ein genervter Lehrer, der seinen Schülern schon zum 27.Mal zu erklären versucht, was sie längst wissen sollten: „Ihr müsstet es doch längst wissen! Jesus hat es Euch doch so oft erklärt und vorausgesagt. Warum sucht Ihr ihn jetzt doch bei den Toten?“
„Freue dich, Welt!“ – Wie meistens, vielleicht in diesem Jahr sogar noch stärker, steht diese Einladung, ja Aufforderung ziemlich quer in der Landschaft. Zugegeben: Der Advent wäre eigentlich die Zeit der Vorfreude auf Weihnachten. Die Zeit zuversichtlicher Hoffnung. Die Zeit fröhlicher Einstimmung auf das Fest. Doch weder Vorfreude noch Zuversicht sind prägende Faktoren der aktuellen Stimmung. Im Gegenteil: Die bedrängende Nachrichtenlage mit Krisen, Konflikten und Kriegen weltweit belastet. Die Sorge um den offensichtlicher werdenden Klimawandel bremst. Die Nervosität im Blick auf mögliche Engpässe in der Energieversorgung und wirtschaftlichen Abschwung irritiert! – „Freue dich, Welt?“ – Ja, wie denn? Warum denn? Worauf denn?
Gott ist im Kommen. Das ist das Thema des Advents. Die Zukunft rückt in den Fokus. Zu lesen sind am Anfang des Kirchenjahres viele biblische Hoffnungstexte. Tolle Visionen. Einladungen zum Träumen von einer neuen, besseren Welt. Solche Bibeltexte provozieren freilich auch Widerspruch. Wenn und Aber erwachen:Aber das klingt zu schön um wahr zu sein!Wenndie Menschen sich nicht von innen heraus verändern, bleibt alles unrealistisch. – Sind biblische Zukunftstexte eine tragfähige Grundlage für Hoffnung?Oder sind es nur Floskeln und fromme Wünsche? Realitätsfremd, entstanden als letzter schwacher Trost in eigentlich schon auswegloser Situation? So wie in Filmen immer dann, wenn es nichts mehr zu sagen gibt, einer zu trösten versucht mit: „Alles wird gut!“ Und man hört, dass er selbst gar nicht zu glauben wagt, was er sagt. – Wie ist das mit biblischen Texten der Hoffnung? Nehmen wir z.B. Jesaja 35
im November liegt der Gedanke an Vergänglichkeit und Tod näher als in anderen Monaten: Die meisten Bäume haben ihre Blätter abgeworfen. Wo sie noch an den Ästen hangen, ist die Leuchtkraft der herbstlichen Farben vorbei. Die Tage sind kurz geworden. Und oft bleibt es selbst mitten am Tag grau, neblig, düster. – Zwar lässt sich irgendwie auch ein Neuanfang schon ahnen. So mild, wie es bisher war, wächst das Gras noch immer etwas nach. Manche Knospen haben sich schon entwickelt. Und da oder dort blüht schon eine vorwitzige Frühlingsblume … um die man sich aber Sorgen machen muss. Noch ist der Neuanfang bedroht. Schliesslich: Die Kälte wird schon noch kommen.
In den Abschiedsreden nach Johannes versucht Jesus seine Jüngerinnen und Jünger vorzubereiten: Auf das Unvorstellbare, das in seinem Weg in den Tod geschehen wird. Auf Angst. Auf Trauer. Auf Verzweiflung. Es sind Reden voller Warnhinweise. So zum Beispiel jener in Johannes 16,20: „Amen, ich versichere euch: Ihr werdet jammern und weinen, und die Welt wird sich freuen. Ihr werdet traurig sein; doch ich sage euch: Eure Trauer wird sich in Freude verwandeln.“