Predigt am 17.11.2024 in der EMK Adliswil
Liebe Gemeinde,
im Sommer habe ich einen ganzen Tag lang das Dorf Airolo erkundet. Es galt die höchste Gewitterwarnstufe. Deshalb verzichtete ich auf die geplante Wanderung durch die Leventina. Im Notfall wollte ich schnell Schutz finden können. – Es kam zwar dann gar kein Gewitter. Aber das ist eine andere Geschichte.
Airolo – das Dorf am Südportal des Gotthardpasses. Hier konnte man erstmals südliches Flair wahrnehmen. Die Bewohner*innen lebten lange gut vom Verkehr über die direkteste Nord-Süd-Achse. Das sieht man dem Dorf bis heute an.
Doch das ist Vergangenheit. Gotthardautobahn und Eisenbahn-Basistunnel schnitten Airolo vom Verkehrsfluss ab. Heute macht hier kaum mehr jemand Rast. Viele Hotels, Restaurants und Tankstellen sind geschlossen. Die Infrastruktur bröckelt vor sich hin. — Gefühlt alle 10 Schritte lese ich: ‚Vendesi‘, d.h. ‚zu verkaufen‘. Leute trifft man kaum auf der Strasse. Das Dorf wirkt depressiv. Es ist eingehüllt im Staub und Lärm der Baustelle für die 2.Gotthardröhre. Airolo wirkte auf mich, als wäre es aus der Zeit gefallen. Hat man hier die Zeichen der Zeit verkannt? Es zeichnete sich doch ab, dass der Verkehr bald an oder unter Airolo vorbei verlaufen würde. Wurde versäumt, eine neue Grundlage für die Wirtschaft zu suchen?
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