Memento Mori

Psalm 90

Predigt am 24.11.2024 (Ewigkeitsson­ntag) in der EMK Adliswil
Nach ein­er Predigt von Pfrn. Bar­bara Pfister

Liebe Gemeinde,

der Ewigkeitsson­ntag kon­fron­tiert uns mit dem Tod und der eige­nen Sterblichkeit. Das mögen wir zwar nicht, aber es ist wichtig. In Psalm 90,12 bit­tet ein­er sog­ar: „Lehre uns bedenken, dass wir ster­ben müssen, auf dass wir klug wer­den!“ – Auch ausser­bib­lisch wurde der Gedanke an den Tod in der Antike emp­fohlen. So gab es im alten Rom fol­gen­den Brauch: Bei Tri­umphzü­gen von hohen Offizieren hat­te ein Sklave auf dem Tri­umph­wa­gen zu ste­hen. Seine einzige Auf­gabe bestand darin, dem Geehrten alle paar Minuten ins Ohr zu sagen: „Memen­to mori!“ Frei über­set­zt: „Denk daran, du bist sterblich!“ Vielle­icht etwas mak­aber, aber ein pro­bates Mit­tel um auch im Tri­umph am Boden zu bleiben.

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Zeichen der Zeit

Lukas 12,54–57

Predigt am 17.11.2024 in der EMK Adliswil

Kodak Leuchtreklame

Liebe Gemeinde,

im Som­mer habe ich einen ganzen Tag lang das Dorf Airo­lo erkun­det. Es galt die höch­ste Gewit­ter­warn­stufe. Deshalb verzichtete ich auf die geplante Wan­derung durch die Lev­enti­na. Im Not­fall wollte ich schnell Schutz find­en kön­nen. – Es kam zwar dann gar kein Gewit­ter. Aber das ist eine andere Geschichte.

Airo­lo – das Dorf am Süd­por­tal des Got­thard­pass­es. Hier kon­nte man erst­mals südlich­es Flair wahrnehmen. Die Bewohner*innen lebten lange gut vom Verkehr über die direk­teste Nord-Süd-Achse. Das sieht man dem Dorf bis heute an.

Doch das ist Ver­gan­gen­heit. Got­thardau­to­bahn und Eisen­bahn-Basis­tun­nel schnit­ten Airo­lo vom Verkehrs­fluss ab. Heute macht hier kaum mehr jemand Rast. Viele Hotels, Restau­rants und Tankstellen sind geschlossen. Die Infra­struk­tur bröck­elt vor sich hin. — Gefühlt alle 10 Schritte lese ich: ‚Vende­si‘, d.h. ‚zu verkaufen‘. Leute trifft man kaum auf der Strasse. Das Dorf wirkt depres­siv. Es ist einge­hüllt im Staub und Lärm der Baustelle für die 2.Gotthardröhre. Airo­lo wirk­te auf mich, als wäre es aus der Zeit gefall­en. Hat man hier die Zeichen der Zeit verkan­nt? Es zeich­nete sich doch ab, dass der Verkehr bald an oder unter Airo­lo vor­bei ver­laufen würde. Wurde ver­säumt, eine neue Grund­lage für die Wirtschaft zu suchen?

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Menschen sind wichtiger als Regeln

Markus 2,23–3,6

Predigt am 10.11.2024 in der EMK Adliswil

Gersten-Ähren vor blauem Hintergrund

Liebe Gemeinde,

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!“ Die Jahres­lo­sung mag klar und ein­deutig klin­gen. Und sog­ar methodis­tisch: Immer­hin hat John Wes­ley immer wieder vom Glauben gere­det, der in der Liebe tätig wer­den müsse.

Doch was heisst denn Liebe in der konkreten Sit­u­a­tion? Wenn zum Beispiel ein­er an mein­er Tür klin­gelt und um Geld bet­telt. Er könne sein Bahn­bil­lett son­st nicht bezahlen, erzählt er. Ich sehe ihm aber an, dass er das Geld sofort in Hoch­prozentiges ver­flüs­si­gen wird. Wie geht dann Liebe konkret? – Oder wie ich ein­mal erlebte: Ein unter­ge­tauchter Asyl­be­wer­ber, getrieben von Hunger und Kälte, stran­det in der EMK Bülach. Wie ver­halte ich mich ihm gegenüber liebevoll? Natür­lich gab ich ihm etwas zu Essen und liess ihn sich aufwär­men. Aber nach­her? Sollte ich ihn bei den Behör­den melden, denen er entwischt ist? Oder sollte ich ihm, wie er sich wün­schte, helfen, sich doch noch ganz nach Deutsch­land durchzuschlagen?

Wie funk­tion­iert die Liebe, von der Jesus spricht? Muss ich wom­öglich aus Liebe manch­mal Regeln brechen? – Genau darüber hat Jesus immer mit seinen jüdis­chen Zeitgenossen gestrit­ten. Viele hiel­ten nicht aus, wie lock­er er um der Leibe willen über heilige Gebote hin­weg ging.

Es ist kom­pliziert. Alles in Liebe geschehen zu lassen, heisst: Dem Vor­bild Jesu zu fol­gen. Das kann aber in Kon­flik­te führen, auch in Kon­flik­te damit, was als Gottes Gebote ange­se­hen wird. Beispiel­haft dafür ste­ht Jesu Umgang mit dem Sab­bat­ge­bot. Ich lese Markus 2,23–3,6 :

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Auf den Punkt gebracht

Markus 8,27–33

Predigt am 03.11.2024 in der EMK Adliswil und in der Regen­bo­genkirche

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Liebe Gemeinde,

wer war bzw. ist Jesus eigentlich? An dieser Frage schei­den sich die Geis­ter bis heute. Dabei hat die Antwort darauf entschei­dende Bedeutung.

Mk hat die Antwort genau in der Mitte seines Evan­geli­ums platziert. Er unter­stre­icht so die Bedeu­tung der Aus­sage: Er erzählt vom Beken­nt­nis des Petrus. Daran schliessen sich eine erste Lei­den­sankündi­gung und ein Stre­it zwis­chen Jesus und Petrus an.
Der Abschnitt bringt auf den Punkt, worum es Mk geht: Das ist 1. die Überzeu­gung: Ja, Jesus ist Gottes Sohn. Ja, er ist der erwartete Mes­sias. Es ist 2. die Präzisierung: Nein, er ist das nicht so, wie alle erwartet haben, son­dern ganz anders. Nicht Macht, son­dern Lei­den über­windet, was sich gegen Gott richtet. Und es ist 3. die War­nung: Wer sich nicht auf diese ganz andere Art des Mes­sias ein­lässt, wird zu seinem Geg­n­er. Er/sie riskiert, ‚Satan‘ beze­ich­net und in die Schranken gewiesen zu wer­den, von Jesus selb­st. — Ich lese Markus 8,27–33 in der Über­tra­gung der Basis Bibel:

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