„singt Gott ein neues Lied!“ Gleich zwei Psalmen beginnen mit diesen Worten. Geschrieben vor mehr als 2‘500 Jahren. Es begann also nicht erst mit den sogenannt ‚modernen‘ Liedern und Worship-Songs. Schon zu Davids Zeiten wurden immer wieder neue Lieder geschrieben und gesungen. Jede Epoche der Kirchengeschichte hatte ihre neuen Lieder: Gregorianische Gesänge waren einmal ‚der letzte Schrei‘. Die Reformation hatte ihre Lieder. Die sogenannte Orthodoxie im Protestantismus ebenfalls (→ Paul Gerhard). Der Methodismus hatte mit Charles Wesley einen herausragenden (und äusserst produktiven) Liederdichter. Die Erweckungsbewegung, die charismatische Bewegung. Jede (notwendige) Erneuerung in der Kirche ging einher mit neuen Liedern. Der Glaube braucht neue Lieder.
in der Pfarrerweiterbildung vergangene Woche beschäftigten wir uns mit dem Lob Gottes. Schwerpunktmässig ging es ums Singen. Wir haben Loblieder analysiert und festgestellt, dass viele nur einen kleinen Teil des Spektrums des Christusglaubens abdecken. Wir haben über die Einbettung von Liedern im Gottesdienst nachgedacht. Wir haben gesungen. Neue Lieder probiert. Es war spannend. Inspirierend. Wohltuend. Nachdenklich machte mich der Einstieg. Der Referent fragte ganz harmlos: Warum singen, warum loben wir eigentlich? – Im ersten Moment war da der Gedanke: ‚Was für eine Frage! Ist doch klar!‘ Dann aber ein leises Erschrecken: ‚Ich kann es gar nicht so leicht formulieren!‘ Ist es Tradition? Ist es Pflicht? Schulden wir Gott womöglich Lob? Das würde ja etwas Erzwungenes in die Sache bringen, das nicht passen will. Gott loben hat doch mehr mit Feiern, mit Vertrauen, mit Beziehung zu tun. Warum loben wir Gott? Mir kam die Geschichte von Paulus und Silas in den Sinn, die mitten in der Nacht im Gefängnis Loblieder sangen. Sie lobten Gott, weil sie innerlich frei waren, trotz widerlicher äusserer Umstände. Weil sie Gott vertrauten. Sie fanden im Lob Gottes Freiheit. Und konnten so vielen anderen zumindest eine Erfahrung von Befreiung ermöglichen.
Ich suche heute einen erzählerischen Zugang zur Geschichte, wie sie Apg 16 erzählt. Dabei gehe ich von Philipper 4,1–3 aus. Paulus grüsst dort Leute aus der Gemeinde in Philippi: «Also, meine lieben Brüder und Schwestern, nach denen ich mich sehne, meine Freude und mein Siegeskranz: Haltet unerschütterlich daran fest, dass ihr zum Herrn gehört, ihr meine Lieben! Ich ermahne Evodia und ich ermahne Syntyche: Seid euch einig, denn ihr gehört beide zum Herrn. Ja, und dich, treuer Weggefährte, bitte ich: Hilf ihnen dabei! Die beiden Frauen haben gemeinsam mit mir für die Gute Nachricht gekämpft. Sie taten das zusammen mit Klemens und meinen anderen Mitarbeitern, deren Namen im Buch des Lebens stehen.» — Von Evodia und Syntyche wissen wir nicht mehr, als dass sie sich offenbar immer wieder aneinander rieben. Klemens, so stelle ich mir vor, war der Gefängniswärter von Philippi.
Hier nun also meine Geschichte. Das Gotteslob ist eines ihrer Themen. Aber auch noch allerlei Anderes:
Gehalten am 25.12.2023 (Weihnachten) in der EMK Adliswil
Liebe Gemeinde,
die Engel singen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen“. Das ist so ein Moment, in dem alles stimmt. Gott ist nicht hinterfragt. Er bekommt die Ehre, die ihm zusteht. Und das bewirkt mindestens eine friedliche Stimmung, wenn nicht sogar mehr bei denen, die zuhören, unten auf der Erde. Doch solche perfekten Momente sind flüchtig. Der nächste Satz in der Weihnachtsgeschichte beginnt mit: “Als die Engel von ihnen fort in den Himmel gegangen waren …” Und das ist dann der Augenblick, den wir immer wieder fürchten: Die Sekunde, die Stunde, der Tag danach … wenn alles vorbei ist! Die Engel sind weg! Der Traum platzt! Das Fest ist vorbei! Man schlägt hart wieder auf dem Boden der Wirklichkeit auf. Der Alltag hat einen wieder und ist so grau wie eh und je, wenn nicht gar noch etwas düsterer. Jedenfalls ist keine nachhaltige Veränderung zum Besseren greifbar.