Joy to the World

Lukas 4,16–21

Gedanken im öku­menis­chen Gottes­di­enst auf dem Brugge­platz Adliswil am 01.12.2024 (1. Advent)

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Liebe Gemeinde,

Ist der Samich­laus ein Freuden­bote? Ich denke schon. In den Gedanken ist der strafende Aspekt und mit ihm die ‚Fitze‘ immer mehr in den Hin­ter­grund getreten. Im Vorder­grund ste­ht, dass der Samichlaus/Weihnachtsmann Geschenke bringt und Freude macht. – Wussten Sie übri­gens, dass die Fig­ur des Weihnachtsmanns/Samichlauses, so wie sie heute in den Medi­en dominiert (fre­undlich­er alter Mann in Rot, Ren­tier­schlit­ten) von ein­er Wer­bekam­pagne von Coca-Cola entschei­dend mit­geprägt wurde? Der Zeich­n­er Had­don Sund­blom zeich­nete von 1931–1964 jährlich min­destens einen Wei­h­nachts­mann für Wer­bekam­pagne von Coca-Cola? Wie sehr ihnen Coca-Cola Freude macht, weiss ich nicht? Aber auch das his­torische Vor­bild des Samich­laus­es, der Bischof von Myra im 4. Jh., war ein Freuden­bote. Er brachte Freude durch gelebte Mit­men­schlichkeit, Näch­sten­liebe. Er war ausser­dem ein Mann, der sich sehr stark an Jesus ori­en­tierte. Er lebte, was auch Jesus von sich selb­st sagte.

Dazu lese ich nun einen Abschnitt aus dem Lukasevangelium:

Jesus kam auch nach Nazaret, wo er aufgewach­sen war.
Am Sab­bat ging er wie gewohnt in die Syn­a­goge.
Er stand auf, um aus der Heili­gen Schrift vorzule­sen.
Man reichte ihm die Schriftrolle
mit dem Propheten Jesa­ja.
Jesus rollte sie auf
und fand die Stelle, wo geschrieben ste­ht:
»Der Geist des Her­rn ruht auf mir,
denn der Herr hat mich gesalbt.
Er hat mich gesandt,
den Armen gute Nachricht zu verkün­den.
Den Gefan­genen soll ich zurufen,
dass sie frei sind,
und den Blind­en, dass sie sehen wer­den.
Den Unter­drück­ten soll ich die Frei­heit brin­gen.
Ich soll verkün­den: Jet­zt begin­nt das Jahr,
in dem der Herr Gnade schenkt.«
Jesus rollte die Schriftrolle wieder zusam­men,
gab sie dem Syn­a­gogen­di­ener zurück und set­zte sich.
Alle Augen in der Syn­a­goge
waren ges­pan­nt auf ihn gerichtet.
Da sagte er zu den Anwe­senden:
»Heute ist diese Stelle in der Heili­gen Schrift
in eur­er Gegen­wart in Erfül­lung gegan­gen.«
Lukas 4,16–21 (Basis Bibel)

Liebe Gemeinde,

den Armen/Bedürftigen sollen gute Nachricht­en verkündigt wer­den. Die guten Nachricht­en beste­hen in der Zusage von Befreiung: Blinde sollen wieder sehen. Gefan­gene befre­it wer­den. Unter­drück­te Anerken­nung und Respekt erfahren. Darin wird erleb­bar: Gott ist da. Er kommt zu Besuch in dieser Welt. Er schenkt seine Gnade und Liebe.
Darum ging es gemäss dem gele­se­nen Abschnitt Jesus mit seinen Worten und Tat­en. Gott kommt nahe. Gott befre­it. Gott heilt. Das alles ist Grund zur Freude in ein­er Welt, in der es oft wenig bis nichts zu lachen gibt.

Jesus hat das übri­gens nicht nur ein­mal gesagt. Als Johannes der Täufer ein­mal ins Zweifeln geri­et und sich fragte, ob Jesus der richtige sei, liess er seinem Vor­läufer aus­richt­en: „berichtet Johannes, was ihr hört und seht: ›Blinde sehen und Lahme gehen. Men­schen mit Aus­satz wer­den rein. Taube hören, Tote wer­den zum Leben erweckt, und Armen wird die Gute Nachricht verkün­det.‹ (vgl. Mt 11,1–6) An dem, was um und durch Jesus geschah, sollte Johannes able­sen kön­nen: Jesus ist der richtige. Jesus ist der Freuden­bote Gottes. In ihm kommt Gott auf die Welt bzw. ins Leben.

Was hat das nun mit dem Samich­laus bzw. dem Niko­laus zu tun? – Nun: Jesus hat seine Jünger:innen aufge­fordert, es ihm nachzu­tun, seinem Vor­bild nachzueifern. Wie er und in seinem Namen zu Blind­en, Lah­men, Armen etc. zu gehen und ihnen Freude zu machen durch gute Nachricht­en.
Niko­laus von Myra war ein­er, der dies vor­bildlich umge­set­zt hat. Zwar wis­sen wir wenig Gesichertes über ihn. Aber auch die Leg­en­den, die sich um ihn ranken, lassen begreifen: Niko­laus war ein­er, der im Namen Gottes für die Men­schen da war und sich grossh­erzig ein­set­zte. Mit wohl viel Phan­tasie gelang es im immer wieder, Men­schen einen Ausweg aus Nöten und Äng­sten zu zeigen. Sie erleben zu lassen, dass Gott sie nicht vergessen hat. Dass sie gese­hen sind. Respek­tiert. Wichtig genom­men. Geliebt.
Dem­nach hat Niko­laus gelebt, was sich Jesus von seinen Jünger:innen  erhofft. Er hat getan, was auch unsere Auf­gabe ist. Er ist so ein Vor­bild für uns. Es ist näm­lich auch unser Job: „… den Armen gute Nachricht verkün­den. Den Gefan­genen zurufen, dass sie frei sind, und den Blind­en, dass sie sehen wer­den. Den Unter­drück­ten  die Frei­heit brin­gen und verkün­den: Jet­zt begin­nt das Jahr, in dem der Herr Gnade schenkt.“
So kommt Freude in die Welt. Und bevor Sie jet­zt befürcht­en, das bedeute nur viel Mühe und Anstren­gung, weise ich gerne abschliessend auf das Ver­sprechen hin, das sich damit verbindet. In einem Gle­ich­nis hat Jesus erk­lärt: „Was ihr für Hun­grige, Durstige, Fremde, Nack­te, Kranke, Gefan­gene getan habt, das habt ihr für mich getan.“ (vgl. Mt. 25, 31–40). Mit anderen Worten: Wer wie Niko­laus von Myra sich um Mit­men­schen küm­mert und ihnen Freude macht, begeg­net darin Jesus selb­st. In Mit­men­schlichkeit, in Begeg­nun­gen und Beziehun­gen ist Gott gegen­wär­tig. Jesu trägt immer wieder das Gesicht des Men­schen, der mir ger­ade gegenüber ist. — Oder noch anders gesagt: Wenn ich der Welt im Namen Gottes Freude bringe (Joy to the World), finde ger­ade auch ich selb­st darin Freude und begeg­ne Chris­tus höch­st­per­sön­lich. Amen

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