Weihnachtsgeschenk für Jesus

Lukas 1,46–55

Predigt am 15.12.2024 (3. Advent) in der EMK Adliswil

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Liebe Gemeinde,

wie hal­ten Sie es mit den Wei­h­nachts­geschenken? – Die Fest­tage rück­en näher. Man will für alle ein passendes Geschenk bere­it haben. Manche haben schon nach den Som­mer­fe­rien ange­fan­gen mit Pla­nen und Basteln. Andere kämpfen damit, dass ihre Einkauf­s­liste immer noch ein Lück­en­text ist. Und dann gibt es auch die, welche sich früh­stens am 23.12. ins Getüm­mel stürzen um spon­tan die ide­alen Geschenke zu find­en. Sie wun­dern sich jedes Jahr neu, wie teuer und stres­sig die ganze Sache gerät. So oder so ist die grösste Her­aus­forderung: Die lieben Fre­unde und Ver­wandten eigentlich längst alles, was sie zu einem guten Leben brauchen…. Darum verzicht­en immer mehr Leute auf Wei­h­nachts-geschenke und drück­en ihre Wertschätzung mit Spenden im Namen der Lieben aus.
A pro­pos Lück­en­text: Ich muss nicht nur passende Geschenke für jeden und jede find­en. Ich will auch nie­man­den vergessen! Habe ich wirk­lich an alle gedacht? – Dabei kommt mir der Gedanke: Fehlt wom­öglich auf mein­er Wei­h­nachts­geschen­kliste nicht die Haupt­per­son? Wei­h­nacht­en ist doch ein Geburt­stags­fest. Ste­ht denn das Geburt­stagskind auf mein­er Geschenke­liste? Was bekommt Jesus Chris­tus von mir zu Weihnachten?

Zu gut hätte er doch ganz sich­er etwas. Aber was? In den Geschäften gibt es für dieses Prob­lem nichts zu kaufen. Auch mit Basteln kann man es wohl nicht lösen. Mit Spenden für wohltätige Zwecke käme man der Sache sich­er etwas näher. Es befriedigt mich aber noch nicht ganz. Ich möchte doch Jesus direkt ein per­sön­lich­es Geschenk machen. Was kön­nte das sein? Was wün­scht sich Jesus zu seinem Wiegen­fest von uns? Gibt es Hin­weise in der Wei­h­nachts­geschichte? Was wurde dem Kind in der Krippe geschenkt?
Von Geschenken lesen wir nur im Mt-Ev. Es berichtet von weisen Män­nern, die Gold, Weihrauch und Myrrhe in den Stall bracht­en. Es gab noch weit­ere Gäste und Besuch­er: innen in Beth­le­hem. Freilich hat­ten Ochse und Esel (die übri­gens in der bib­lis­chen Wei­h­nachts­geschichte nicht vorkom­men, son­dern von der Tra­di­tion auf­grund von Jes 1,3 ‚hineinge­tra­gen‘ wur­den) nichts abzugeben. Und die Hirten waren wohl zu arm um sich Geschenke leis­ten zu kön­nen. Sie kamen mit leeren Hän­den. Und doch schenk­ten sie etwas. Im Lk-Ev heisst es, dass sie Gott dank­ten, lobten und priesen für das Geschenk dieses Kindes. D.h. sie öffneten ihre Herzen im Stall von Beth­le­hem. Bilder und Gemälde, die diesen Moment darstellen, tra­gen oft den Titel: ‚Die Anbe­tung der Hirten’. Und genau darum geht es. Das ist das Wei­h­nachts­geschenk der Hirten an das neuge­borene Kind: Anbe­tung. – Wenn also Jesus einen Wun­schzettel hätte, dann kön­nte darauf das Stich­wort ‚Anbe­tung‘ ste­hen. Das wün­scht er sich von uns. Aber was ist das? Es muss doch mehr sein als eine bes­timmte Art von Musik oder ein definiertes litur­gis­ches Ele­ment. Was ist Anbe­tung? Was macht dieses Geschenk aus, das Gott sich nicht sel­ber machen kann?
Anbe­tung hat mit Hingabe zu tun. Sie ist eigentlich eine Liebe­serk­lärung. Bib­lisch gipfelt sie Gott gegenüber im vom Herzen kom­menden Beken­nt­nis: ’Gott, du bist mein Gott!’. Wobei es aber nicht nur um die Worte geht. Tat­en spie­len bei Anbe­tung genau­so eine Rolle. Eine gesproch­ene Liebe­serk­lärung an Gott bedarf des Tat­be­weis­es in der Geschwis­ter­liebe. Schliesslich heisst es in 1. Jh 4,20: „Wer behauptet: »Ich liebe Gott!«, aber seinen Brud­er und seine Schwest­er has­st, ist ein Lügn­er.»
Anbe­tung heisst ein­er­seits, Chris­tus gegenüber Liebe aus­drück­en mit Worten, mit Musik, mit kreativ­er Energie. Und es heisst ander­er­seits: Dieser Liebe entsprechend das Leben gestal­ten, Gemein­schaft mit anderen Men­schen aufzubauen, ihnen mit Empathie, mit offen­em Herzen und offe­nen Armen begeg­nen. Sie wertschätzen und das Leben teilen mit anderen Men­schen.
Kön­nte Anbe­tung mein/unser Wei­h­nachts­geschenk an Jesus Chris­tus sein? Ich will diesen Gedanken ver­tiefen und greife zu ein­er bib­lis­chen Liebe­serk­lärung an Gott. In Lk 1,46–55 ste­ht der soge­nan­nte Lobge­sang Marias (auch bekan­nt als ’Mag­ni­fi­cat’). Mar­tin Luther nan­nte den Text die “Kro­ne aller Gebete”. Es ist ein Beispiel dafür, wie Anbe­tung als unser Wei­h­nachts­geschenk an Gott ausse­hen könnte:

46) Maria aber sprach: »Mein Herz preist den Her­rn,
47) alles in mir jubelt vor Freude über Gott, meinen Ret­ter!
48) Ich bin nur seine ger­ing­ste Diener­in, und doch hat er sich mir zuge­wandt. Jet­zt wer­den die Men­schen mich glück­lich preisen in allen kom­menden Gen­er­a­tio­nen;
49) denn Gott hat Großes an mir getan, er, der mächtig und heilig ist.
50) Sein Erbar­men hört niemals auf; er schenkt es allen, die ihn ehren, von ein­er Gen­er­a­tion zur andern.
51) Jet­zt hebt er seinen gewalti­gen Arm und fegt die Stolzen weg samt ihren Plä­nen.
52) Jet­zt stürzt er die Mächti­gen vom Thron und richtet die Unter­drück­ten auf
53) Den Hungern­den gibt er reich­lich zu essen und schickt die Reichen mit leeren Hän­den fort.
54) Er hat an seinen Diener Israel gedacht und sich über sein Volk erbarmt
55) Wie er es unsern Vor­fahren ver­sprochen hat­te, Abra­ham und seinen Nachkom­men für alle Zeiten. 

Dieses Gebet zeigt zunächst: Anbe­tung kommt von Herzen.
Das wird klar, wenn wir sehen, in welchem Zusam­men­hang Maria so betet: Da kommt also ein Engel in das Zim­mer eines höch­stens 16-jähri­gen Mäd­chens und sagt ihr, dass Gott sie liebt. Doch nicht bloss das. Gott habe sie unter allen Frauen aus­gewählt und etwas Beson­deres mit ihr vor: Sie soll den Sohn Gottes zur Welt brin­gen. Daraufhin geht Maria zu ihrer Ver­wandten Elis­a­beth. Die hat auch ein Wun­der erlebt, ist sie doch im hohen Alter noch schwanger gewor­den. Als Maria bei Elis­a­beth angekom­men, begin­nt das Kind in Elis­a­beths Bauch zu tanzen und Elis­a­beth sagt: “Dich hat Gott geseg­net mehr als alle anderen Frauen, dich und dein Kind. Was Gott dir angekündigt hat, wird geschehen.“
In diesem Moment bricht nach der luk Wei­h­nachts­geschichte ein Gebet aus Maria her­vor. Eben das Mag­ni­fi­cat. Für heutige Ohren mag es unwirk­lich klin­gen. Hat­te doch ein schwan­geres Mäd­chen, das keinen Mann bzw. Vater des Kindes vor­weisen kon­nte, über­haupt nichts zu lachen, zu jubeln oder gar anzu­beten. Aber das ist für Lk nicht der Punkt. Son­dern er geht davon aus, dass Elis­a­beths wun­der­bare Schwanger­schaft eine Bestä­ti­gung für Maria ist. Und für die Ver­heis­sung, die sie erhal­ten hat­te. Ausser­dem tanzt das Kind in Elis­a­beth. Lk ver­ste­ht das als Ehrerbi­etung und Freude von Johannes bei der Begeg­nung mit Jesus. So wird auch das zur Bestä­ti­gung der erhal­te­nen Ver­sprechen. Das muss Maria zu Herzen gegan­gen sein. Lk zeigt mit sein­er Geschichte: Marias Herz ist so voll von Gott, dass sie gar nicht anders kann, als anzu­beten. Es ist, wie es das Sprich­wort sagt: ’Wer ein volles Herz hat, dem läuft der Mund über!“
Mit ihrem Gebet bringt sie dabei zweier­lei zum Ausdruck:

1. Beken­nt­nis: Gott ist Gott in meinem Leben

Marias Leben hat eine atem­ber­aubende Wende genom­men: Eben noch war sie eine unbe­deu­tende und unauf­fäl­lige junge Frau wie tausend andere in Israel auch. Und nun soll aus­gerech­net sie die Auser­wählte sein — die Mut­ter Gottes? Nur weil sie eine Vision von einem Engel hat­te und eine alte Frau sie glück­lich preist? … Es hätte ja auch ein­fach ein Tag­traum gewe­sen sein kön­nen (welch­es Mäd­chen träumt nicht davon, eine Prinzessin zu sein?) und die Worte Elis­a­beths das Geplap­per ein­er über­dreht­en Frau.
Was hat­te sich in den let­zten paar Tagen denn verän­dert? Man sah Maria ja noch nicht ein­mal an, dass sie in Erwartung war. Gott sei Dank nicht. Noch kon­nte sie hof­fen, alles sei nur eine Täuschung gewe­sen. Schliesslich war eine Schwanger­schaft für ein ledi­ges Mäd­chen damals nicht weniger als die Katas­tro­phe Maria kon­nte ja noch nicht mal auf einen Mann ver­weisen, der sie dann hätte heirat­en müssen. Nichts! Ihre ganze Zukun­ft war ihr ver­baut. Bis zum Lebensende ver­don­nert im Haus ihrer Eltern zu schmacht­en — immer mit dem Nim­bus ein­er Schlampe!
Doch all diese Gedanken ficht Maria in Lukas‘ Geschichte über­haupt nicht an. Mit ein­er bemerkenswerten Sicher­heit ver­lässt sie sich auf Gottes Zusagen. Das hört man aus ihrem Gebet her­aus. Es ist für sie gar keine Frage, dass Gott zu seinen Zusagen ste­ht.
Genau dieses Ver­trauen wächst aus der Anbe­tung. Denn Anbe­tung bedeutet einen Wech­sel der Per­spek­tive! Ich schaue nicht mehr mit meinen, son­dern mit Gottes Augen auf meine Sit­u­a­tion. Anbe­tung bedeutet zu glauben und auszus­prechen: Gott ist Gott in meinem Leben. Sich darauf zu ver­lassen, auch wenn noch nichts Entsprechen­des zu sehen ist, das heisst anbeten: Gott ist Gott und darum wird er sich auch in meinem Leben durch­set­zen. Bas­ta! Oder Amen, wie man wohl in ein­er Kirche eher sagt.
Doch zur Anbe­tung gehört noch mehr. Ein zweites kommt in Marias Gebet zum Aus­druck, näm­lich das aus vollem Herzen kom­mende Bekenntnis …

2. Beken­nt­nis: Gott ist Gott ist in dieser Welt

Wir hören noch ein­mal ein paar Zeilen aus Marias Gebet: „Unüberse­hbar han­delt Gott in der Welt: Die Stolzen bekom­men seine Macht zu spüren. Er stürzt Herrsch­er von ihrem Thron, doch Unter­drück­te richtet er auf. Die Hun­gri­gen hat er satt gemacht und die Reichen schickt er mit leeren Hän­den weg“.
Kann man so beten und for­mulieren mit den Schlagzeilen der let­zten Tage und Wochen in den Ohren? Ok, in Syrien ist tat­säch­lich ein Herrsch­er vom Thron gestossen wor­den! Aber war das Gott? Und sind die, die nachkom­men nun bess­er? Für Syrien darf man tat­säch­lich noch hof­fen … und vor allem: Beten. Aber die Liste mit unbarmherzi­gen, selb­st­ge­fäl­li­gen, bru­tal­en und got­t­losen Herrsch­ern ist immer noch sehr lang. Und viele von ihnen sitzen sehr sich­er im Sat­tel. Trotz Syrien ist die Erfahrung und Beobach­tung eher: Die stolzen Herrsch­er kom­men mit allem irgend­wie durch. Was ist denn in Nord­ko­rea, im Sudan, in Rus­s­land, in Chi­na? Was ist mit all den War­lords, Freis­chär­lern und Ter­ror­is­ten­führern? Stösst Gott sie von ihrem Thron? Richtet er die Arbeit­slosen auf? Macht er die Hungern­den satt? Wieso lässt er zu, dass jet­zt, da die Wirtschaft in Europa stot­tert, viele ihren Job ver­lieren … während die Super­re­ichen so viel an Ver­mö­gen zugelegt haben wie noch nie? Wo bitteschön han­delt Gott unüberse­hbar in dieser Welt?
War vielle­icht die Welt zu Zeit­en von Maria und Lukas eine andere? Bessere? Dann liesse sich das Gebet bess­er ver­ste­hen.– Doch so war es nicht. Man war zwar nicht so umfassend und erschöpfend über alle Nöte weltweit ori­en­tiert wie heute. Doch schlechte Nachricht­en gab es auch damals mehr als genug. Es kommt hier aber zum Aus­druck: Anbe­tung bedeutet einen Per­spek­tivwech­sel. Das ist nicht nur im Blick auf mein per­sön­lich­es Leben so. Es gilt auch dafür, wie ich die Welt anschaue. Anbeten heisst eigentlich: ich schaue mit Gottes Augen hin­ter die Kulis­sen der Geschichte! Und ich schaue vom Ende her, von dem die Bibel sagt: “Alle Völk­er, die du gemacht hast, wer­den kom­men und vor dir anbeten, Herr, und deinen Namen ehren.” Gott ist Gott auch in der Geschichte und darum wird er sich durch­set­zen!
Glaubt Ihr das, dass Gott Gott ist in der Welt und Eurem Leben? Dass er Dich mit Deinem Namen ken­nt und liebt? Dass er etwas ganz Beson­deres vorhat mit Dir? Gott hat jeden und jede von uns berufen, eine ganz beson­dere Auf­gabe zu erfüllen. Und weil er Gott ist, wird er diese Beru­fung in Deinem Leben auch vol­len­den. Glaub­st Du das?? Und hast Du Gott das auch schon gesagt? Hast Du ihm schon ein­mal staunend gesagt, was er Dir bedeutet. Wann hast Du zulet­zt in Worte gefasst, wie viel es Deinem Leben gegeben hat, dass Du Gott ken­nen gel­ernt hast? Kön­nte nicht ein solch­es Gebet Dein Geburt­stags­geschenk an Jesus sein, das Du ihm zu Wei­h­nacht­en in die Krippe legst?

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