wer von uns hätte gewagt, was David tat? Goliath entgegenzutreten? Sich ihm zu stellen? Es geht heute um Mut. Wir müssen zwar – Gott sei Dank – nicht Mut im Kampf auf Leben und Tod aufbringen. Dennoch: Mutig vorwärts gehen – das soll ein Wert unserer Gemeinde sein. — Ist das auch so? Sind wir wirklich mutig? Nicht oft vielmehr vorsichtig? Zaudernd? Vielleicht sogar ängstlich? Ist es nicht oft eher ein Wunsch oder ein Traum als Wirklichkeit, dass wir mutig vorwärts gehen?
seit Jahresbeginn beschäftigen wir uns in den Gottesdiensten mit den Werten unserer Kirche/Gemeinde. Die bisher vier Predigten drehten sich um die Frage: Wie können, sollen und wollen wir Gemeinde sein? Im SLI-Prozess des BeVo haben wir als Antwort vier Werte formuliert. Nämlich, dass wir erstens ein inklusives, d.h. offenes und integrierendes Miteinander leben wollen. Zweitens soll der dreieinige Gott Mittel- und Ausgangspunkt unserer Gemeinde sein. Als Drittes wollen wir unsere Gemeinschaft tragend, grosszügig und befähigend gestalten. Und schliesslich viertens: Wir nehmen uns vor, immer wieder mutig Schritte vorwärts zu gehen.
Die Predigtreihe kommt heute zu ihrem vorläufigen Abschluss. Vorläufig, weil uns die Werte immer wieder beschäftigen sollten. Schliesslich nützen schöne Formulierungen wenig, wenn wir nicht immer wieder überprüfen, ob wir auch tatsächlich leben (umsetzen), was wir wollen.
Mutig vorwärts gehen heisst heute das Thema. Wenn wir in einer Turnhalle wären, wenn wir unsere Muskeln aufgewärmt hätten, könnten wir das Thema spielerisch angehen: Sich mit geschlossenen Augen in die Arme anderer fallen lassen, die Kletterstange hoch gehen (davor hatte ich lange grosse Angst), vom Trampolin über ein Hindernis auf eine Matte springen …
Das schenken wir uns. Aber ganz ohne Mutprobe geht es nicht heute. Sie sehen es am Mikrophon in meiner Hand. Ich will ein paar Stimmen einfangen zu den Fragen:
zum dritten Mal beschäftigen wir uns heute mit den Werten unserer Kirche / Gemeinde. Zuerst ging es um Inklusion = Einschliesslichkeit. Dann beschäftigten wir uns letzten Sonntag damit, dass der dreieinige Gott Mittel- und Ausgangspunkt der Gemeinde sein und bleiben müsse. Heute nun geht es um das Wesen der kirchlichen Gemeinschaft. Sie soll tragend, grosszügig und befähigend sein.
Beginnen wir mit den Wörtern Kirche und Gemeinde. Im Griechischen steht hinter Kirche der Begriff ‚Ekklesia‘. Es leitet sich von einem Verb ab, das ‚herausrufen‘ bedeutet. Die Kirche ist demnach die Versammlung oder Gemeinschaft der Herausgerufenen ( … aus der Einsamkeit in die Gemeinschaft; aus der Dunkelheit ins Licht; aus der Gottferne (‚Sünde‘) in die Beziehung zu Gott). Im Deutschen ist ‚Kirche‘ wohl aus einem anderen griechischen Wort entstanden (kurikon bzw. kuriakon). Es bezeichnet, ‚was zum Herrn gehört‘. Kirche bilden also diejenigen, die zum Herrn gehören. Oder, beides zusammenfassend: Kirche ist die Gemeinschaft der in die Gotteskindschaft Berufenen.
Beim Begriff ‚Gemeinde‘ ist die Herleitung einfacher. Das Wort kommt von Gemeinschaft. Im Griechischen ist das ‚Koinonia‘, auf Lateinisch ist es ‚Communio‘. In den Paulusbriefen wird es zu einem ganz zentralen Begriff. Er bezeichnet das Miteinander derer, die in einer Beziehung mit Christus leben. Dieses Miteinander bzw. diese Gemeinschaft ist notabene durch Gottes schöpferisches Wirken begründet und geschaffen. Sie ist eine Neuschöpfung oder wenigstens die Wiederherstellung der ursprünglichen Gemeinschaft (im Paradies) von Menschen untereinander – und zusammen mit Gott.
in einem katholischen Kindergarten soll sich Folgendes zugetragen haben: Es ist Morgen. Die Schwester Kindergärtnerin ist gerade dabei, die Kinder im Kreis zu sammeln und wartet, bis die Letzten auch noch still sind. Da sieht sie draussen vor dem Fenster ein Eichhörnchen über den Spielplatz springen und im Baum verschwinden. Es geht ganz schnell und von den Kindern hat keines etwas bemerkt. Sie macht also ein kleines Rätsel und sagt zu den Kindern: „Wisst Ihr was? Ich habe gerade etwas ganz Tolles gesehen. Klein, braun, schnell. Mit einem grossen, buschigen Schwanz. Was war das wohl?“ Die Kinder machen grosse Augen. Aber keines sagt etwas. „Ach kommt. Das wisst ihr! Ein Tier, das gut klettern und hüpfen kann!“ Da meldet sich dann doch einer und meint: „Na ja. Ich würde ja sagen, dass es ein Eichhörnchen war. Aber so, wie ich den Laden hier kenne, muss es wohl etwas mit dem Jesuskind zu tun haben!“
Damit hat er es zwar auf die Spitze getrieben. Aber ganz falsch liegt er dennoch nicht. In der Kirche hat alles mit Jesus zu tun oder wird zu ihm in Bezug gebracht. Das Eichhörnchen bleibt natürlich ein Eichhörnchen. Aber wir wissen, dass auch es von Gott geschaffen ist und wie alle Geschöpfe entsprechenden Respekt verdient. Albert Schweitzer z.B. hat von der nötigen Ehrfurcht vor allem Leben gesprochen.
wie sollten wir Kirche/Gemeinde sein? Wie wollen wir Kirche/Gemeinde sein? Und: Wie können wir Kirche/Gemeinde sein? – Damit beschäftigen wir uns intensiv im SLI-Prozess. In den nächsten fünf Predigten (inkl. heute) geht es genau darum: Wie sollen, wollen und können wir Kirche/Gemeinde sein?
Wichtig dabei ist: Ich trage nicht fertige Ergebnisse vor. Das Nachdenken ist im SLI-Team nicht abgeschlossen. Es muss immer weitergehen. Unser Wunsch ist aber: Die ganze Gemeinde, jede® einzelne soll mitdenken können. In diesem Sinne hoffe ich mit dieser Predigtreihe dazu beizutragen, dass alle sich einbringen können. Entsprechend hoffe ich auch auf Feedbacks und Rückfragen. Wir alle, die wir im SLI-Prozess mitmachen, reden sehr gerne mit allen über unsere Gemeinde/unseren Bezirk. Ausserdem verweise ich bei dieser Gelegenheit auch gerne auf die Kommentarfunktion meines BLOGs www.danieleschbach.ch. Dort sind nicht nur alle Predigten nachzulesen. Es können auch Kommentare dazu gepostet werden.