Im Zusammenhang mit dem ultimativen Corona-Stopp denke ich oft an Niklaus von Flüe. Vor 550 Jahren hat er sich als Einsiedler in die Ranft Schlucht zurückgezogen und dort ein intensives Gebets-Leben geführt. Sein bekanntestes Gebet sagt in Kürze mehr aus als viele theologische Bücher:
„Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir.“
von Pfr. Robert Seitz; aus seinem Buch: ‘So weit der Himmel ist — Horizont-Erweiterungen’, S. 182
Es ging ein Mensch in die Kirche, um seinem Gott nahe zu sein. Er bezeichnete sich selber als einen Gläubigen. In seinem Auftreten war er ein lebendiger Vorwurf für die Ungläubigen um ihn herum. Er stand da in der Kirche und lobte seinen Gott mit erhobenen Armen. Mit seinen Liedern erhob er ihn zum Sieger über alle seine Feinde. Er fühlte sich entrückt in die Gegenwart des Allmächtigen und ohne dass er es wusste, kreiste er wie ein Planet um sich selber. Die Engel aber waren in Sorge und flüsterten einander zu: “Wenn er doch nur etwas weniger das Wort ich gebrauchen würde! Hat nicht unser Erlöser Christus im Gebet, das er uns lehrte, dieses Wort kein einziges Mal gebraucht?”
Aber der Mensch betete weiter und sagte: “Ich danke dir, Gott, dass ich näher bei dir bin. Ich bin kein Einbrecher und homosexuell bin ich auch nicht. Ich bin kein Sozialbezüger. sondern ich arbeite. Ich faste zweimal die Woche mit etwas Obst und esse Knoblauch. Ich bin darum gesünder geblieben als andere Leute. Ich gebe von meinem Einkommen ungefähr den Zehnten für gute Zwecke und ich nehme keine Kleinkredite auf.”
Und während er betete, hielten sich die Engel ihre Ohren zu und sagten zueinander: „Jetzt hat er schon wieder zehn Mal ich gesagt.“ Und Gabriel schlug vor: “Dieses Gebet übertragen wir nicht an höchste Stelle.”
Und ein Armer stand da und hatte nur seine innere Armut. Stationen aus seinem Leben tauchten auf in seinem Gedächtnis. Und er brachte die Worte kaum hörbar über seine Lippen: “Gott, deine Liebe ist meine letzte Rettung. Sieh meine Armut und nimm mich an.“ Und die Engel waren sich einig: “Das übertragen wir mit Freude live.”
Ja, ich weiss: Über vorformulierte Gebete kann man streiten. Viele mögen es, sich die Worte anderer leihen, ja sich in sie hineinlegen zu können. Das hilft, wenn eigene Formulierungen nicht zu finden sind, vielleicht sogar, weil es einem im Moment schlicht die Sprache verschlagen hat. Andere bemängeln die fehlende Spontaneität beim Beten fester Formulierungen. Sie empfinden es als unecht, im Gebet anderen nachzuplappern. Ausserdem kennen alle die Schwierigkeiten, beim Rezitieren auswendig gelernter Gebete mit den Gedanken ganz bei der Sache zu bleiben. Ganz besonders treten diese beim Unservater auf, dem zweifellos am häufigsten gesprochenen christlichen Gebet.
Auf den ersten Blick scheinen in der Bibel alle Kranken gesund und alle Gebete erhört zu werden. Wie geht man damit um, wenn man selbst krank ist und bleibt oder wenn trotz starkem Ringen im Gebet persönliche Herzensanliegen unerfüllt bleiben?„Warten auf Erhörung“ weiterlesen