Ostern bedeutet einen, ja den Machtwechsel schlechthin: Vom Tod zum Leben; von der Verzweiflung zur Hoffnung; von Lethargie und Resignation zum Aufbruch. In den Geschäften findet der Machtwechsel jeweils schon etliche Wochen früher statt, nicht gerade tiefgreifend, aber augenfällig: Spätestens Ende Februar verschwinden Mandarinen, Erdnüsse und Fasnachtschüechli aus den Regalen. Plötzlich regieren Schoggihasen und Ostereier. Ich erschrecke zwar Jahr für Jahr, wenn gefühlt noch mitten im Winter die Dekoration ganz auf Frühling wechselt. Aber ich feiere gerne den Machtwechsel von Ostern. Den Sieg des Lebens über den Tod
„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!“ Die Jahreslosung 2024 konzentriert Entscheidendes in ganz wenigen Worten. Es kommt darauf an, dass die Liebe wirksam wird. Paulus hat in 1.Kor 13, dem berühmten Hohelied der Liebe, ausführlicher so formuliert: „Stellt euch vor: Ich kann die Sprachen der Menschen sprechen und sogar die Sprachen der Engel. Wenn ich keine Liebe habe, bin ich wie ein dröhnender Gong oder ein schepperndes Becken. Oder stellt euch vor: Ich kann reden wie ein Prophet, kenne alle Geheimnisse und habe jede Erkenntnis. Oder sogar: Ich besitze den stärksten Glauben –sodass ich Berge versetzen kann. Wenn ich keine Liebe habe, bin ich nichts. Stellt euch vor: Ich verteile meinen gesamten Besitz. Oder ich bin sogar bereit, mich bei lebendigem Leib verbrennen zu lassen. Wenn ich keine Liebe habe, nützt mir das gar nichts.“ Und dann am Schluss dieses Kapitels: „Was bleibt, sind Glaube, Hoffnung, Liebe –diese drei. Doch am grössten von ihnen ist die Liebe.“
Die Liebe ist die Hauptsache beim Leben und Glauben. Dem würde niemand widersprechen, der oder die sich an Christus orientiert. Und doch ist es kompliziert: Weil schöne Worte über die Liebe nur das eine sind, diese Liebe im Leben konkret werden zu lassen aber etwas ganz anderes. Weil Liebe oft mit Verliebtsein verwechselt wird. Weil nicht Gefühle, sondern ein entschiedenes Ja zum Mitmenschen gemeint ist. Weil Liebe so etwas Grosses ist, dass gut gemeinte fromme Worte der Realität kaum standhalten. Weil es zu einfach klingen will zu sagen: ‚Hauptsache, du hast Jesus lieb. Sonst braucht es nichts!‘ (vgl. Themenformulierung).
ich habe Anfang Woche ein Mail erhalten. Darin hat mir jemand ausführlich von einer anderen EMK-Gemeinde erzählt. Es ist von vielen Problemen die Rede. Aber der Bericht endet dann so: „Unsere Gemeinde würde es, menschlich gesehen, in dieser Form nicht geben nach allen Problemen, die wir in den letzten Jahren hatten. Und doch gibt es sie. Sie ist lebendig und Vielen eine Heimat. Ostern — Auferstehung, das Ende der Hoffnungslosigkeit, wenn auch anfänglich gar nicht wahrgenommen.“
Wir haben am nächsten Donnerstag Bezirksversammlung. Sie haben die Berichte vielleicht schon gelesen. Die Zahlen zu den Finanzen mitgenommen und studiert. Und dabei wohl entdeckt: Es gibt Herausforderungen, Sorgen und Fragen. Die Zukunft unseres Gemeindebezirks mag – menschlich gesehen – kurzfristig gesichert sein. Mittelfristig steht sie mindestens auf wackligen Füssen. Und langfristig? Na ja, sagen wir mal so: Würde jemand wetten, dass es den Gemeindebezirk in zehn Jahren noch so gibt? – Das wäre menschlich gesehen riskant. Anzeichen eines neuen Aufschwungs drängen sich ja nicht auf.
sie hätten es wissen können … und waren doch überhaupt nicht darauf gefasst. Jesus hatte seinen JüngerInnen seine Auferstehung angekündigt. Dennoch konnten sie die Osterbotschaft nicht fassen. Die Begegnung mit Engeln und die Nachricht, dass Jesus am Leben sei, hat sie erst einmal zu Tode erschreckt. Mindestens verwirrt, eher sogar verstört und panisch reagierten sie auf diese Situation, die sie nicht einordnen konnten. Deutliche Spuren dieses Schreckens zeigt der wohl älteste Osterbericht in den Evangelien in Markus 16,1–8:
Predigt am 09.04.2023 (Ostern) in der EMK Adliswil
Liebe Gemeinde,
beim Lesen in den Osterberichten der Evangelien bin ich diesmal bei Lk hängen geblieben. Wie die anderen auch erzählt er von den Frauen, die am frühen Ostermorgen zum Grab Jesu gingen. Dort finden sie aber nicht den Leichnam Jesu, den sie salben wollten. Dafür treffen sie auf Engel. Lk erzählt von zwei Engeln, welche die Frauen mit vorwurfsvollem Unterton anreden: “Was macht Ihr denn hier? Warum sucht Ihr den Lebenden bei den Toten?” – Sie klingen wie ein genervter Lehrer, der seinen Schülern schon zum 27.Mal zu erklären versucht, was sie längst wissen sollten: „Ihr müsstet es doch längst wissen! Jesus hat es Euch doch so oft erklärt und vorausgesagt. Warum sucht Ihr ihn jetzt doch bei den Toten?“
Predigt in der EMK Adliswil am Ostersonntag, 17.04.2022
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der älteste Osterbericht der Evangelien hörte ursprünglich so auf, wie wir es in der Schriftlesung gehört haben: „Da gingen sie (die Frauen) hinaus und flohen weg vom Grab, denn sie waren starr vor Angst und Entsetzen. Und sie sagten niemandem etwas, denn sie fürchteten sich“ (Mk 16,8). Darin spiegelt sich etwas davon, wie schwer die Auferstehungsbotschaft zu fassen ist. Sie liegt ja ganz ausserhalb unseres üblichen Wahrnehmungs- und Erfahrungshorizontes. Ausserdem steckten Jesu JüngerInnen in einer tiefen Depression.
„Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner grossen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“ – Ein Ungetüm von einem Satz am Anfang des 1. Petrusbriefes. Mich fasziniert daran immer wieder das Stichwort ‘lebendige Hoffnung’. — Wie steht es um unsere Hoffnung?
Eigentlich sollte Ostern ein Tag sein, an dem gilt:“Freude herrscht!‘ So aber war es nicht von Anfang an. Erst gegen Abend kam Freude auf. Vorher regierten am Ostertag, wie die Berichte der Evangelien zeigen, Angst, Trauer und Zweifel. Die Frauen hatten den Jüngern zwar erzählt, dass Jesus lebe. Beim Lesen dünkt einem, das hätten sie doch glauben können. Schliesslich hatte Jesus vorher oft davon gesprochen, dass er leiden und sterben, danach aber auferstehen werde. Doch das wollte den Jüngern nicht wieder in den Sinn kommen. Sie waren am Ostermorgen von Karfreitag her noch total im Ausnahmezustand. Sie hatten Angst, dass sie auch gefangen genommen und getötet werden könnten. Sie wussten überhaupt nicht, was sie als Nächstes tun sollten. Solange war Jesus bei ihnen gewesen. Er hatte ihnen immer geholfen, wenn sie nicht mehr weiterwussten. Doch jetzt war er weg. Alle hatten zwar gewusst, was für ein guter Mensch er gewesen war. Doch geschickte das das Misstrauen zwischen Pilatus und Herodes ausnützend hatten Jesu Gegner es geschafft, dass Jesus ans Kreuz geschlagen wurde. Damit war es auch für die Jünger gefährlich geworden. Deshalb hatten sie Angst. — Angst kann einen einmauern wie ein Gefängnis. Und dann sieht man nicht mehr drüber, sieht nicht mehr, was auch noch ist und kann nicht mehr an ein Wunder glauben.
Video-Gottesdienst zu Ostern aus der EMK Adliswil. Bibeltexte: Johannes 20,29 und Lukas 24,13–35; mit Liedern aus dem EMK-Gesangbuch zum Mitsingen.
Für die Musik durfte ich Aufnahmen des Posaunenchors Adliswil verwenden. Und technisch hat mich wieder Luca Hunold bei Aufnahme und Schnittunterstützt. Ganz herzlichen Dank.
Corona
und sein lebensbedrohender, tödlicher Virus hat unseren Alltag in wenigen Tagen
total auf den Kopf gestellt. Das Leben auf nie vorstellbarer „Sparflamme“ hat
nicht nur fragende Augen, Hektik und Ängste, sondern auch eine grosse und
überraschende Solidarität ausgelöst.
Ich
bin überzeugt, dass der grosse Schöpfer allen Lebens noch nicht fertig ist mit
uns!!! So hat er uns, mitten in der Passions-Zeit, diese Not-Bremse ungefragt
verordnet, um unsere hohen Ansprüche von Hallo: “Ich will alles, ich will
mehr und ich will es sofort” endlich zu überdenken und herunter zu
schrauben.