vor 80 Jahren wurden auf Hiroshima und Nagasaki Atombomben abgeworfen. Vergangene Woche fanden Gedenkfeiern statt. Dabei wurde eindringlich appelliert, dem Frieden eine Chance zu geben. Ein dringend nötiger Appell! Denn der Trend geht in die andere Richtung. Wer Macht hat, nutzt diese wieder hemmungslos aus. Kriegstreiber:innen treiben hemmungslos und ganz öffentlich ihre bösen Spiele treiben. Sogar in Japan ist eine atomare Bewaffnung nicht mehr tabu. Vorbei der Traum, dass sich Friede weltweit ausbreiten könnte! Wir sind in den letzten Jahren brutal daraus aufgeschreckt worden.
„singt Gott ein neues Lied!“ Gleich zwei Psalmen beginnen mit diesen Worten. Geschrieben vor mehr als 2‘500 Jahren. Es begann also nicht erst mit den sogenannt ‚modernen‘ Liedern und Worship-Songs. Schon zu Davids Zeiten wurden immer wieder neue Lieder geschrieben und gesungen. Jede Epoche der Kirchengeschichte hatte ihre neuen Lieder: Gregorianische Gesänge waren einmal ‚der letzte Schrei‘. Die Reformation hatte ihre Lieder. Die sogenannte Orthodoxie im Protestantismus ebenfalls (→ Paul Gerhard). Der Methodismus hatte mit Charles Wesley einen herausragenden (und äusserst produktiven) Liederdichter. Die Erweckungsbewegung, die charismatische Bewegung. Jede (notwendige) Erneuerung in der Kirche ging einher mit neuen Liedern. Der Glaube braucht neue Lieder.
wir glauben hoffnungsvoll. Weil Christus auferstanden ist und so alles, was das Leben einschränkt, überwunden hat, stirbt die Hoffnung nie. Unser Glaube ist voller Hoffnung, macht den Mitmenschen Hoffnung … etc. So habe ich am letzten Sonntag formuliert. Davon nehme ich nichts zurück. Hoffnung soll unseren Glauben prägen und formen. Genau so ist. Die Crux liegt wie so oft bei ‚Richtigkeiten‘ des Glaubens in ihrer Umsetzung: Wie schaffen wir das? Woher nehmen wir die Kraft, hoffnungsvoll zu glauben? Mein Glaube äussert sich oft weniger im Statement: „Ich glaube hoffnungsvoll!“ Sondern im Hilferuf: „Ich glaube, Herr, hilf meinem Unglauben!“ (vgl. Mk 9,24) Dann träume ich davon, dass mein Glaube stark wäre, viel stärker, als er oft ist. Nicht, weil ich mal einen Tag lang ein frommer Superheld sein möchte. Auch nicht, weil ich Berge versetzen möchte. Ok, ich ärgere mich manchmal schon, wieviel Sonne die Albiskette Adliswil am Nachmittag und Abend wegnimmt. Aber die Hügel deshalb wegbeten? Da würde ja auch viel verloren gehen…. Doch Spass beiseite: Ich stelle mir vor, dass mit einem stärkeren Glauben Vieles etwas leichter gehen könnte.
von der Tagung ‚Bunt glauben‘ am vorletzten Sa habe ich zwei Sätze mitgenommen. Zunächst: Die Gnade hat das letzte Wort. — Egal wo, egal wie. Die Gnade hat das letzte Wort! Das charakterisiert unseren Glauben. Auch viele andere Ideologien, Philosophien und Religionen kennen Gnade. Aber sie geben der Gnade nicht das letzte Wort. Christ:innen schon: Die Gnade hat das letzte Wort!
Das begründet den zweiten Satz, den ich seit vorletztem Samstag mit mir trage: Wir glauben hoffnungsvoll. Dieser Satz stammt aus einer Arbeit des Bildungszentrums Bienenberg. Sie formulierte in 13 Thesen, wie (wohlgemerkt: Wie, nicht was) Christ:innen heute glauben können. Diese Thesen gruppieren sich in vier Themenbereiche, nämlich: 1. Wir glauben Jesus; 2. Wir glauben gemeinschaftlich; 3. Wir glauben engagiert; und eben – das hat es mir besonders angetan- 4. Wir glauben hoffnungsvoll!
Hoffnung gehört nach Paulus neben Glaube und Liebe zu den grossen, bleibenden drei (vgl. 1. Kor 13,13). Spätestens seit der Auferstehung Christi gehört Hoffnung zum Kern unseres Glaubens. Glaube an Christus ist hoffnungsvoll, macht Hoffnung, steckt andere mit Hoffnung ein. Dabei ist zu unterstreichen: Wir reden hier nicht nur von der Hoffnung auf die Vollendung irgendwann am Ende. Das Bildungszentrum Bienenberg ist renommiert für seine Friedenstheologie, Konfliktforschung und Versöhnungsarbeit. Darum versteht es die Hoffnung diesseitig: Gott will das Beste für die Welt und seine Menschen. Er will diese Welt in einen friedlicheren Ort transformieren. Dafür engagiert er sich … und wir hoffentlich auch.
der Ewigkeitssonntag konfrontiert uns mit dem Tod und der eigenen Sterblichkeit. Das mögen wir zwar nicht, aber es ist wichtig. In Psalm 90,12 bittet einer sogar: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden!“ – Auch ausserbiblisch wurde der Gedanke an den Tod in der Antike empfohlen. So gab es im alten Rom folgenden Brauch: Bei Triumphzügen von hohen Offizieren hatte ein Sklave auf dem Triumphwagen zu stehen. Seine einzige Aufgabe bestand darin, dem Geehrten alle paar Minuten ins Ohr zu sagen: „Memento mori!“ Frei übersetzt: „Denk daran, du bist sterblich!“ Vielleicht etwas makaber, aber ein probates Mittel um auch im Triumph am Boden zu bleiben.
ich habe Anfang Woche ein Mail erhalten. Darin hat mir jemand ausführlich von einer anderen EMK-Gemeinde erzählt. Es ist von vielen Problemen die Rede. Aber der Bericht endet dann so: „Unsere Gemeinde würde es, menschlich gesehen, in dieser Form nicht geben nach allen Problemen, die wir in den letzten Jahren hatten. Und doch gibt es sie. Sie ist lebendig und Vielen eine Heimat. Ostern — Auferstehung, das Ende der Hoffnungslosigkeit, wenn auch anfänglich gar nicht wahrgenommen.“
Wir haben am nächsten Donnerstag Bezirksversammlung. Sie haben die Berichte vielleicht schon gelesen. Die Zahlen zu den Finanzen mitgenommen und studiert. Und dabei wohl entdeckt: Es gibt Herausforderungen, Sorgen und Fragen. Die Zukunft unseres Gemeindebezirks mag – menschlich gesehen – kurzfristig gesichert sein. Mittelfristig steht sie mindestens auf wackligen Füssen. Und langfristig? Na ja, sagen wir mal so: Würde jemand wetten, dass es den Gemeindebezirk in zehn Jahren noch so gibt? – Das wäre menschlich gesehen riskant. Anzeichen eines neuen Aufschwungs drängen sich ja nicht auf.
sie hätten es wissen können … und waren doch überhaupt nicht darauf gefasst. Jesus hatte seinen JüngerInnen seine Auferstehung angekündigt. Dennoch konnten sie die Osterbotschaft nicht fassen. Die Begegnung mit Engeln und die Nachricht, dass Jesus am Leben sei, hat sie erst einmal zu Tode erschreckt. Mindestens verwirrt, eher sogar verstört und panisch reagierten sie auf diese Situation, die sie nicht einordnen konnten. Deutliche Spuren dieses Schreckens zeigt der wohl älteste Osterbericht in den Evangelien in Markus 16,1–8:
in seinem Jahresrückblick zählt der Tagesanzeiger 20 Dinge auf, die 2023 zum ersten Mal passiert sind. Darunter gibt es Positives. Aber hängen bleiben vor allem die Katastrophenschlagzeilen: Wetterrekorde, die zeigen, dass der Klimawandel in vollem Gang ist. Und das kaum gebremst. Der Zusammenbruch der CH-Superbank Credit Suisse. Der demographische Wandel: Erstmals gibt es mehr als 100‘000 65-jährige in der CH. Und das sind 14‘500 mehr als 20jährige. Der Vormarsch von Rechtspopulisten in der westlichen Welt. Die KI hat den Sprung in den Alltag geschafft, was womöglich grosse Risiken birgt ….
Dazu kommen viele weitere schlechte Nachrichten: Kriege. Naturkatastrophen. Signale, dass die Gesellschaft am Auseinanderbrechen sein könnte. Wer sich das alles bewusst macht, braucht Kraft, es auszuhalten. Zuversicht wird zur Herausforderung. Gesucht sind Quellen der Hoffnung. Dabei flüchten sich manche in verklärende Nostalgie. Sie schwärmen dann vor guten alten, vermeintlich besseren Zeit. Andere flüchten in die Zukunft. Sie heben geradezu ab und verlieren sich in Visionen z.B. über die Eroberung neuer Lebensräume im Weltraum. Dazwischen suchen manche, u.a. Christen, Hoffnung zu wecken und zu begründen. Das ist schliesslich eine Hauptaufgabe von ChristInnen/Kirchen: Wir sind ExpertInnen der Hoffnung. Dazu sind wir nicht nur ausgesandt, sondern auch begabt. – Aber das ist schwierig heute. Wer anderen Hoffnung machen will, braucht zuerst eine gute Verwurzelung der eigenen Zuversicht. Muss selbst Hoffnung haben! Aber wie und woher? Was lässt uns angesichts von lauter Katastrophen und Problemen hoffen?
Gehalten am 26.11.2023 (Ewigkeitssonntag) in der EMK Adliswil
Liebe Gemeinde,
der Kontrast ist gross am Ewigkeitssonntag: Auf der einen Seite sind die Trauer und der Schmerz in der Erinnerung an jene, die nicht mehr unter uns sind. Auf der anderen Seite sind Hoffnung und Vorfreude auf die Vollendung, auf die Ewigkeit. Wie bringen wir beides zusammen?
Predigt am 09.04.2023 (Ostern) in der EMK Adliswil
Liebe Gemeinde,
beim Lesen in den Osterberichten der Evangelien bin ich diesmal bei Lk hängen geblieben. Wie die anderen auch erzählt er von den Frauen, die am frühen Ostermorgen zum Grab Jesu gingen. Dort finden sie aber nicht den Leichnam Jesu, den sie salben wollten. Dafür treffen sie auf Engel. Lk erzählt von zwei Engeln, welche die Frauen mit vorwurfsvollem Unterton anreden: “Was macht Ihr denn hier? Warum sucht Ihr den Lebenden bei den Toten?” – Sie klingen wie ein genervter Lehrer, der seinen Schülern schon zum 27.Mal zu erklären versucht, was sie längst wissen sollten: „Ihr müsstet es doch längst wissen! Jesus hat es Euch doch so oft erklärt und vorausgesagt. Warum sucht Ihr ihn jetzt doch bei den Toten?“