‘Dank’ Corona bekommen wir in diesen Wochen vorgeführt, wie sehr wir dazu neigen, die Bedürfnisse des Individuums zu Lasten der Gemeinschaft zu betonen. Darum fällt es uns alles andere als leicht, zu Gunsten der Gemeinschaft auf individuelle Freiheiten zu verzichten. Wir sind schon ziemlich selbstverliebt. Wie oft wird zum ausschlaggebenden Argument:„Hauptsache, es stimmt für mich!“, ganz unabhängig davon, was gerade zur Debatte steht! — Natürlich ist das nicht nur schlecht. Es gab Zeiten, in denen die Bedürfnisse der einzelnen Menschen zu wenig beachtet wurden und viele unter die Räder kamen. Aber zur Zeit schlägt das Pendel wohl eher auf die andere Seite aus. — Da klingt dann doch ziemlich fremt, was Paulus in Römer 14,7–8 schreibt: „Denn unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber. Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn.“
Bei der Geschichte von der Speisung der 4000 ist Vieles ganz aussergewöhnlich:
Zum einen steht nur zwei Kapitel vorher die Geschichte der Speisung der Fünftausend. Sie wird hier fast wörtlich wiedergegeben. Schlaue Theologen sprechen gerne von einer Doppelüberlieferung, dh. eine Geschichte wird zweimal separat überliefert, weil sie nicht ganz identisch sind. Niemand merkt es, nur wir, 2000 Jahre später, weil wir so gescheit sind. Aber das ist natürlich Unsinn: Markus wusste sehr wohl, dass er ein fast identisches Wunder kurz vorher erzählt hat. Das Aussergewöhnliche daran ist nun nicht mehr die Vermehrung des Brotes — jedeR LeserIn weiss, dass Jesus das kann. Aussergewöhnlich ist, dass die Jünger es offenbar nicht begriffen haben. Sie sind das zweite Mal ebenso sprachlos und ideenfrei wie das erste Mal. Das scheint mir der geistliche Clou dieser Geschichte zu sein.
Ein weitere Gesichtspunkt ist die Selbstverständlichkeit des Wunders: Jesus dankt nur, und dann ist viel mehr da, als benötigt wird. Wie es geschieht, wird nicht erzählt. Dass es jemandem aufgefallen wäre, auch nicht. Es passiert einfach so, als wäre es alltäglich.
Und schliesslich: Diese Geschichte erinnert mich auf eine fast schon schockierende Art an die Zeit, in der wir gerade leben: Aus nichts wird sehr, sehr viel, und wir wissen nicht, wie es geschieht. Nicht Brot, aber Tod.
Drei Gedankenanstösse zu drei Gesichtspunkten:
1. Wie oft müssen wir etwas erleben, bevor wir es glauben können bzw. es so tief in unsere Seele hineinsinkt, dass wir ein nächstes Mal darauf vertrauen können? Wie oft muss uns Gott helfen oder einen Weg zeigen, bis wir in der nächsten Sackgasse nicht wieder verzagt und hoffnungslos vor dem Berg stehen, sondern uns vertrauensvoll an Jesus wenden, weil wir glauben und erfahren haben und wissen, dass er hilft? Vielleicht wäre das heute Hilfe zur Hoffnung: Hat er dich je hängenlassen?
2. Jesus dankt, und aus fast nichts wird sehr viel. Nun, ich kann kein Brot vermehren, aber ich kann danken. Und sehen, was ich wirklich habe und nicht bloss vermissen, was mir fehlt. Das macht mein Leben reich. Es bleibt aber die Aufgabe des Verteilens: Jesus macht nicht Brot für sich, sondern für die anderen. Auch mein Brot gehört nicht nur mir. Was ich dankend als Gabe Gottes erkenne, ist immer auch eine Gabe Gottes an mich — durch mich — für andere.
3. Wer je gezweifelt hat, ob Brot sich überhaupt vermehren kann und ob diese Geschichte nicht einfach ein Ammenmärchen ist, merkt jetzt, wie wenig es wirklich braucht, damit plötzlich alles stillsteht, weil die unheilige Vermehrung nicht mehr zu stoppen ist. Oder hätte jemand von uns gedacht, dass wir noch ZeugInnen einer modernen Pest werden? Diese Geschichte gibt mir aber trotzdem Hoffnung: Wo viele viel brauchen und nichts mehr haben, da teilt Jesus aus. Wann und wie weiss ich auch nicht, aber ich weiss: „Da sagt Jesus zu den Jüngern: Das Volk tut mir leid.“ (Markus 8,2). Das bringt das Bild oben zum Ausdruck — etwas kitschig vielleicht, aber nicht minder wahr.
„Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner grossen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“ – Ein Ungetüm von einem Satz am Anfang des 1. Petrusbriefes. Mich fasziniert daran immer wieder das Stichwort ‘lebendige Hoffnung’. — Wie steht es um unsere Hoffnung?
Jesus sagt: “Nichts, was von aussen in den Menschen hineingeht, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das ist es, was den Menschen unrein macht.”
von Pfr. Robert Seitz; aus seinem Buch: ‘So weit der Himmel ist — Horizont-Erweiterungen’, S. 182
Es ging ein Mensch in die Kirche, um seinem Gott nahe zu sein. Er bezeichnete sich selber als einen Gläubigen. In seinem Auftreten war er ein lebendiger Vorwurf für die Ungläubigen um ihn herum. Er stand da in der Kirche und lobte seinen Gott mit erhobenen Armen. Mit seinen Liedern erhob er ihn zum Sieger über alle seine Feinde. Er fühlte sich entrückt in die Gegenwart des Allmächtigen und ohne dass er es wusste, kreiste er wie ein Planet um sich selber. Die Engel aber waren in Sorge und flüsterten einander zu: “Wenn er doch nur etwas weniger das Wort ich gebrauchen würde! Hat nicht unser Erlöser Christus im Gebet, das er uns lehrte, dieses Wort kein einziges Mal gebraucht?”
Aber der Mensch betete weiter und sagte: “Ich danke dir, Gott, dass ich näher bei dir bin. Ich bin kein Einbrecher und homosexuell bin ich auch nicht. Ich bin kein Sozialbezüger. sondern ich arbeite. Ich faste zweimal die Woche mit etwas Obst und esse Knoblauch. Ich bin darum gesünder geblieben als andere Leute. Ich gebe von meinem Einkommen ungefähr den Zehnten für gute Zwecke und ich nehme keine Kleinkredite auf.”
Und während er betete, hielten sich die Engel ihre Ohren zu und sagten zueinander: „Jetzt hat er schon wieder zehn Mal ich gesagt.“ Und Gabriel schlug vor: “Dieses Gebet übertragen wir nicht an höchste Stelle.”
Und ein Armer stand da und hatte nur seine innere Armut. Stationen aus seinem Leben tauchten auf in seinem Gedächtnis. Und er brachte die Worte kaum hörbar über seine Lippen: “Gott, deine Liebe ist meine letzte Rettung. Sieh meine Armut und nimm mich an.“ Und die Engel waren sich einig: “Das übertragen wir mit Freude live.”
Eigentlich sollte Ostern ein Tag sein, an dem gilt:“Freude herrscht!‘ So aber war es nicht von Anfang an. Erst gegen Abend kam Freude auf. Vorher regierten am Ostertag, wie die Berichte der Evangelien zeigen, Angst, Trauer und Zweifel. Die Frauen hatten den Jüngern zwar erzählt, dass Jesus lebe. Beim Lesen dünkt einem, das hätten sie doch glauben können. Schliesslich hatte Jesus vorher oft davon gesprochen, dass er leiden und sterben, danach aber auferstehen werde. Doch das wollte den Jüngern nicht wieder in den Sinn kommen. Sie waren am Ostermorgen von Karfreitag her noch total im Ausnahmezustand. Sie hatten Angst, dass sie auch gefangen genommen und getötet werden könnten. Sie wussten überhaupt nicht, was sie als Nächstes tun sollten. Solange war Jesus bei ihnen gewesen. Er hatte ihnen immer geholfen, wenn sie nicht mehr weiterwussten. Doch jetzt war er weg. Alle hatten zwar gewusst, was für ein guter Mensch er gewesen war. Doch geschickte das das Misstrauen zwischen Pilatus und Herodes ausnützend hatten Jesu Gegner es geschafft, dass Jesus ans Kreuz geschlagen wurde. Damit war es auch für die Jünger gefährlich geworden. Deshalb hatten sie Angst. — Angst kann einen einmauern wie ein Gefängnis. Und dann sieht man nicht mehr drüber, sieht nicht mehr, was auch noch ist und kann nicht mehr an ein Wunder glauben.
Ausnahmsweise erzählt Markus nicht wie sonst kurze Geschichten, sondern zwei lange — die Heilung des Geraseners und die der Tochter des Jairus. In die zweite ist die Heilung der blutflüssigen Frau kunstvoll eingewoben, und wer je der Meinung war, dass Markus ein simpler Erzähler ist, wird hier eines besseren belehrt. Es sind drei Auferstehungsgeschichten: Der Gerasener, der eine ganze Legion an Stimmen und Personen in sich trägt und aus der Gesellschaft ausgeschlossen ist, weil er schreit und droht und verletzt, wird von Jesus direkt angesprochen. Jesus kennt keine Scheu und keine Angst, er weiss, in wessen Namen und mit wessen Kraft er gesandt ist. Die Flucht der Dämonen in die Schweine, die sich ins Meer stürzen, hat schon fast etwas Komisches. Zentral aber bleibt, dass Jesus Schranken und Ausgrenzung überwindet und Menschen zurück in die Gesellschaft führt. Der Gerasener hat neues Leben erhalten. Ein für die vielen Augenzeugen erschreckend machtvolles Wunder.
Beim Lesen in den Ostergeschichten fällt mir auf: Niemand, der dem Auferstandenen begegnete ist, begriff sofort, was passiert war. Alle haben den Christus bestenfalls auf den zweiten Blick erkannt. Sie brauchten mehrere Anläufe, um die Osterbotschaft zu glauben:
Wir mögen voneinander getrennt sein. Dennoch können wir zusammen feiern und Gott loben. Als Hilfe dazu haben Discipleship Ministries und United Methodist Communications das folgende Video produziert: Über 300 Methodisten aus der ganzen Welt singen zusammen in einem virtuellen Chor Charles Wesleys Osterlied ‘Christ, der Herr, ist auferstanden!’