Sich anvertrauen — Glaube als Ressource II

Jesa­ja 40,27–31

Predigt am 05.02.01.2023 in der EMK Adliswil

Liebe Gemeinde,

am 24.Mai 1738 schrieb John Wes­ley in sein Tage­buch: „My heart felt strange­ly warmed!“ D.h. Mein Herz fühlte sich selt­sam erwärmt. Und stellt fest: Plöt­zlich war die Gewis­sheit, von Gott geliebt zu sein, da. An diesem Abend um 20.45, während Luthers Vorrede zum Römer­brief gele­sen wurde. Und die Gewis­sheit blieb.

Manche reden von der ‚Bekehrung‘, oder wenig­stens von der ‚zweit­en‘ Bekehrung, die Wes­ley in dem Moment erlebte. – Jahre­lang hat­te er ver­sucht, über Pflicht­be­wusst­sein und Gehor­sam seines Heils gewiss zu wer­den. Das hat­te nicht funk­tion­iert. Von nun an war Wes­ley klar: Kraft, Frieden, Zuver­sicht, Gewis­sheit aus dem Glauben kann und muss sich nie­mand erar­beit­en. Son­dern sie ste­hen zur Ver­fü­gung als Geschenk Gottes. — Oder anders for­muliert: Wes­ley hat­te erfasst, dass der Glaube kein Forderungskat­a­log ist und auch keinen Leis­tungsausweis ver­langt. Vielmehr ist der Glaube die von Gott geschenk­te Quelle von Kraft zum Leben. Glaube ist eine Ressource.

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Auf festem Boden

Matthäus 7,24–27

Predigt am 01.01.2023 in der EMK Adliswil

Copy­right: Silas Beisch on unsplash.com

Liebe Gemeinde,

Hoff­nun­gen, Träume, Befürch­tun­gen, Äng­ste … was gibt den Ton an zu Beginn des neuen Jahres? Ich wün­sche mir, dass es Hoff­nun­gen und Träume sind, dass Zuver­sicht die Stim­mung prägt. Damit das so sein kann, brauche ich aber fes­ten Boden unter den Füssen. Und so schliesst sich die Frag an: Was gibt Boden unter die Füsse? Was trägt mein Leben, auch im Jahr 2023? Worauf kann ich mich wirk­lich verlassen?

Darauf gibt es viele, ganz ver­schiedene Antworten: Manche set­zen auf Naturver­bun­den­heit, ernähren sich bewusst gesund und bewe­gen sich viel. Andere find­en: Davon kann man sich aber nichts kaufen. Du brauchst Geld, Erfolg und Macht, um sich­er leben zu kön­nen. Entsprechend set­zen sie ganz auf die Kar­riere! Haben sie recht? Oder gin­ge es eher darum, möglichst viel und hem­mungs­los zu feiern? Mit Jubel und Trubel gegen Sor­gen und schlechte Nachricht­en anfeiern? Ist das sin­nvoll? JA, geht es über­haupt. — Wieder andere konzen­tri­eren sich darauf, so wenig Fehler wie nur irgend möglich zu machen. Aber ob sie glück­lich sind dabei? Ist fehler­frei auch gut? „Alles richtig zu machen, ist lang­weilig“, sagen manche Leute. Sie suchen das Risiko, tas­ten ihre Gren­zen ab, wollen span­nende Aben­teuer erleben und viel von der Welt sehen. Andere fliehen vor der Hek­tik unser­er Zeit in die Stille und nehmen sich viel Zeit, über die grossen Fra­gen und Rät­sel des Lebens nachzu­denken? Find­et man so Antworten, aus denen sich ‚fes­ter Boden‘ bauen lässt?

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Die Tür bleibt offen

Offen­barung 3,7–13

Predigt am 13.11.2022 in der EMK Adliswil

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am kom­menden Mittwoch wer­den in Adliswil alle Kirchen rot angeleuchtet. Wir haben uns als AGAP (Arbeits­ge­mein­schaft Adliswiler Pfar­rämter ® Ökumene; auch das Gebäude der Chrischona soll rot angeleuchtet wer­den) entsch­ieden, bei der Aktion Red Wednes­day des katholis­chen Hil­f­swerks ‚Kirche in Not‘ mitzu­machen. Es ruft weltweit dazu auf, Kirchen und öffentliche Gebäude im Novem­ber rot anzus­trahlen. Dies zum Zeichen der Sol­i­dar­ität für wegen ihres Glaubens ver­fol­gte und diskri­m­inierte Chris­ten auf der ganzen Welt.

Begleit­et wird diese Aktion im Sihltal ein­er­seits durch die Ausstel­lung ‚ver­fol­gte Chris­ten, die vom 13.–30.November in der reformierten Kirche Lang­nau a.A. zu sehen ist. Und ander­er­seits find­et am kom­menden Mittwoch, 16.November, um 19.00 bei uns in der EMK ein Infor­ma­tionsver­anstal­tung mit Podi­ums­diskus­sion statt. Zu Gast sein wer­den Bischof Bruno Ate­ba aus Nord-Kamerun und Rolf Bren­nwald von der Hil­f­sor­gan­i­sa­tion Open Doors.

Warum ein Red Wednes­day? — Weil für diskri­m­inierte und ver­fol­gte Glaubende jedes Zeichen der Sol­i­dar­ität sehr wertvoll ist. Und weil das Prob­lem der Ver­fol­gung zwar riesig ist und den­noch kaum beachtet wird.

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Bei Gott zu Hause

Psalm 84

Predigt am 06.11.2022 in der EMK Adliswil

Liebe Gemeinde,

Grat­u­la­tion! Sie haben es geschafft. Das Ziel erre­icht! – Jeden­falls, wenn man dem Beter des 84. Psalms glaubt. Wir haben es in der Schriftle­sung gehört. Der Gottes­di­enst ist für ihn der Ort, wo sich alle Sehn­süchte und Hoff­nun­gen erfüllen. Nicht weniger als das Paradies. Also: Grat­u­la­tion, sie haben das Paradies erreicht!

Haben Sie damit gerech­net, als Sie heute Mor­gen hier­her aufge­brochen sind? Ver­mut­lich waren Ihre Erwartun­gen beschei­den­er. Sie sind gekom­men, weil das eben zum Son­ntag gehört. Oder weil Sie sich darauf freuten, die Band­lieder mitzusin­gen. Oder war es die Aus­sicht auf Kaf­fee, Zopf und But­ter, die Sie auf­brechen liess? Der Wun­sch nach Gesprächen?

Der Gottes­di­enst als Paradies? Als Ort der ungetrübten Begeg­nung mit Gott? – Sich­er: Ich und alle anderen Beteiligten geben uns alle Mühe. Doch das Paradies kön­nen wir nicht erschaf­fen. Nicht ein­mal für einen flüchti­gen Moment. Und doch, das glaube ich fest: Es kommt vor, nicht ein­mal sel­ten, dass Gottes Gegen­wart zu erah­nen ist im Gottes­di­enst. Vielle­icht sog­ar spür­bar, fast greif­bar wird. Aber das ist erstens ein Geschenk Gottes. Und zweit­ens ist es weniger vom Rah­men als von der Bere­itschaft der Teil­nehmerIn­nen abhängig, sich für die Begeg­nung mit Gott zu öffnen.

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Kontrolle abgeben

Bibel­text: Josua 1,9

Ich bin ein Angsthase! Ver­mut­lich sieht man mir das nicht an. Ich gebe und füh­le mich oft sou­verän, gelassen, zuver­sichtlich. Ich füh­le die Angst sel­ten. Aber das hat nicht damit zu tun, dass ich so mutig wäre. Son­dern es liegt daran, dass ich Sit­u­a­tio­nen, in denen ich Angst fühlen kön­nte, in denen ich an Gren­zen kom­men kön­nte, sorgfältig mei­de. Durch detail­lierte Pla­nung lange im Voraus. Indem ich darauf achte, nicht zu hohe Erwartun­gen zu weck­en. Ver­mei­dungstak­tik­er wie ich kön­nen sehr kreativ sein, wenn es darum geht, vorzu­gaukeln, dass man furcht­los sei. Wenn einem dann aber ein­mal das Heft aus der Hand rutscht und die Kon­trolle ver­loren geht, dann ist die Angst da. Und wie! Ich bin dann wie gelähmt. Ver­suche mir Ver­trauen und Glauben einzure­den. Doch das kommt im Herzen nicht an.

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Vertrauend glauben

Josua 1,9, Galater­brief

Eine Predigt in drei Por­tio­nen, gehal­ten am 21.08.2022 in der EMK Adliswil

Portion I: Ein Ferienerlebnis

  • Die Ferien­zeit ist vor­bei. Mor­gen geht es wieder los! ® Vor­freude, aber auch Bam­mel: Was kommt auf mich zu? Schaffe ich es? Reicht meine Kraft? Finde ich Unter­stützung, wo ich sie brauche? – Schöne Zusage: „Gott gibt den Müden Kraft und die Schwachen macht er stark“! – Wage ich es, mich darauf zu ver­lassen? Oder suche ich nach zusät­zlichen Sicherheiten?
  • Neuan­fang oder neue Runde wie eine Berg­wan­derung. — Ich erzäh­le von ein­er Wan­derung, die wir in den Ferien gemacht haben.
  • Vor 40 Jahren: Ferien in Zinal mit Herkun­fts­fam­i­lie. Tracuit-Hütte SAC am Weis­shorn als Traumziel. Es kam damals nicht dazu. Mein Vater erwis­chte eine Som­mer­grippe. Meine Mut­ter traute sich die Wan­derung mit uns Kindern nicht alleine zu (über 4 h Auf­stieg; ~ 1700 m Höhen­dif­ferenz; Ziel auf über 3200 m). Ich war noch zu  jung, um die Ver­ant­wor­tung für Mut­ter und jün­gere Geschwis­ter zu übernehmen. ® uner­füll­ter Traum
  • Vor 2½ Wochen mit WoMo nach Zinal gefahren, eigentlich eher zufäl­lig. Dort erwachte der Traum, zur Tracuit-Hütte auf 3259 MüM zu wan­dern, wieder. Das Wet­ter war gut. Wir entschlossen uns, den Ver­such zu wagen.
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Versöhnung — oder: Wenn Gott das Vorzeichen ändert

1. Mose 50,15–21

Predigt am 17.07.2022 in der EMK Adliswil

Copy­right: Josue Michel on unsplash.com

Liebe Gemeinde,

„Herr, gib mir Mut zum Brück­en­bauen!“ Das Lied, das wir ger­ade gesun­gen haben, löst Gegen­sät­zlich­es aus in mir. Ein­er­seits Zus­tim­mung: Ja, ich möchte Brück­en zwis­chen Men­schen bauen kön­nen. Ich möchte zu Ver­söh­nung, zu besserem Miteinan­der: beitra­gen kön­nen. Ich möchte mich auch selb­st ver­söh­nen. Und ganz sich­er: Ja, dazu brauche ich Hil­fe, Gottes Hil­fe! Meine eigene Kraft und Kom­pe­tenz reicht nicht. Auf mich allein gestellt bin ich oft hil­f­los, wenn ich anderen zu Frieden helfen möchte. Erst recht, wenn ich mich selb­st ver­söh­nen möchte oder sollte. – Dabei ist doch genau dies der Anspruch an uns Chris­ten. Wir selb­st erwarten es von uns. Und andere fordern von uns: Wir sollen Botschafter und Förder­er der Ver­söh­nung sein (vgl. Schriftle­sung aus 2. Ko 5,17–21). — Ander­er­seits wehre ich mich gegen den Druck solch­er Erwartun­gen: Es ist bekan­nt, dass Ver­söh­nung Zeit braucht, viel Zeit. Vorschnelle Friedenss­chlüsse kön­nen fatal sein kön­nen, wenn der Kon­flikt unter der Ober­fläche weit­ergärt. Und ich merke: Wo ich selb­st in Kon­flik­te ver­wick­elt bin, kann (und will?) ich mich manch­mal nicht ver­söh­nen. Noch nicht. Weil die Ver­let­zung noch zu sehr schmerzt. Weil das Ver­trauen, dass es beim näch­sten Mal gehen kann, nicht da ist. Noch nicht. Weil ich noch Zeit brauche.

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Deine Liebe

Pho­to by Xan Grif­fin on Unsplash

Bibel­text: Psalm 139

Psalm 139 gehört zu meinen lieb­sten Bibel­tex­ten. Gestern habe ich dazu eine Über­tra­gung aus der Fed­er von Pfr. Robert Seitz gepostet. Heute nun, sozusagen als Zugabe, eine Bildmed­i­ta­tion zu einem Lied des Oslo Gospel Choir, die ich schon vor etlichen Jahren ein­mal zusam­mengestellt habe: 

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GASTBEITRAG: Ich rede mit dir

Pho­to by Patrick Fore on Unsplash

Bibel­text: Psalm 139

Diese Über­tra­gung von Psalm 139 stammt von Pfr. Robert Seitz aus seinem Buch ‘das Leben umarmen’ 

Gott, mein Schöpfer,
Du weißt, wer ich bin.
Du siehst in mein Inner­stes.
Was mir sel­ber ver­bor­gen ist,
ist bei Dir kein Geheim­nis.
Vor Dir muss ich keinen falschen Schein erweck­en.
Ich darf sein wie ein offenes Buch.
Neben den schö­nen Kapiteln meines Lebens
muss ich die Unschö­nen nicht verbergen

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(Un)glaube?

Pho­to by Harley Upton on Unsplash

Bibel­text: Markus 9,14–29

Video-Gottes­di­enst — Her­zlichen Dank an Urs Bertschinger, Orgel (Eingewei­hte wer­den es schnell merken: Die Orgel­musik haben wir dies­mal in der EMK Zürich 2 aufgenom­men) und Luca Hunold, Tech­nik, für ihre Unterstützung.