Kraft in der Schwachheit (aus dem Vollen schöpfen III)

Predigt zu 2. Korinther 12,9 in der EMK Adliswil am 23.03.2025

Copy­right Yok­sel Zok on unsplash.com

Liebe Gemeinde,

‚Lass dir an mein­er Gnade genü­gen, denn meine Kraft ist im Schwachen mächtig‘ Paulus hat das geschrieben. Ver­mut­lich con­tre Coeur. Denn auch Paulus wün­schte sich sich­er nicht, schwach zu sein. Das wün­scht sich nie­mand. Nein! Men­schen wollen stark sein, nicht schwach. Sie wollen gewin­nen und nicht knapp am Siegerpodest vor­beis­chram­men. Sie wollen selb­st­bes­timmt und unab­hängig entschei­den kön­nen. Sie wollen den Schwachen helfen. Sie wollen nicht selb­st schwach, hil­fs­bedürftig und abhängig sein. Den­noch ken­nen alle auch Erfahrun­gen und Momente der Schwäche. Ich meine jet­zt nicht die Erschöp­fung, wenn man ein Ziel erre­icht hat. Dann ist man bei aller Müdigkeit auch zufrieden und dankbar. Son­dern ich meine: K.o. sein, wenn man alles gegeben und doch nichts erre­icht hat. Wie sich ein Burnout anfühlt: Die Kraft ist weg. Und sie bleibt weg. Wom­it auch Zuver­sicht, Ideen, Moti­va­tion fehlen. So geht es einem Fuss­baller im Moment, da das Spiel um den Lig­aer­halt ver­loren und der Abstieg unver­mei­d­bar gewor­den ist. Von solch­er Schwäche schreibt Paulus.

„Kraft in der Schwach­heit (aus dem Vollen schöpfen III)“ weit­er­lesen

Es hat genug (aus dem Vollen schöpfen I)

Predigt zu Markus 6,34–44 in der EMK Adliswil am 26.01.2025

Liebe Gemeinde,

von der Tagung ‚Bunt glauben‘ am vor­let­zten Sa habe ich zwei Sätze mitgenom­men. Zunächst: Die Gnade hat das let­zte Wort. — Egal wo, egal wie. Die Gnade hat das let­zte Wort! Das charak­ter­isiert unseren Glauben. Auch viele andere Ide­olo­gien, Philoso­phien und Reli­gio­nen ken­nen Gnade. Aber sie geben der Gnade nicht das let­zte Wort. Christ:innen schon: Die Gnade hat das let­zte Wort!

Das begrün­det den zweit­en Satz, den ich seit vor­let­ztem Sam­stag mit mir trage: Wir glauben hoff­nungsvoll. Dieser Satz stammt aus ein­er Arbeit des Bil­dungszen­trums Bienen­berg. Sie for­mulierte in 13 The­sen, wie (wohlge­merkt: Wie, nicht was) Christ:innen heute glauben kön­nen. Diese The­sen grup­pieren sich in vier The­men­bere­iche, näm­lich: 1. Wir glauben Jesus; 2. Wir glauben gemein­schaftlich; 3. Wir glauben engagiert; und eben – das hat es mir beson­ders ange­tan- 4. Wir glauben hoffnungsvoll!

Hoff­nung gehört nach Paulus neben Glaube und Liebe zu den grossen, bleiben­den drei (vgl. 1. Kor 13,13). Spätestens seit der Aufer­ste­hung Christi gehört Hoff­nung zum Kern unseres Glaubens. Glaube an Chris­tus ist hoff­nungsvoll, macht Hoff­nung, steckt andere mit Hoff­nung ein. Dabei ist zu unter­stre­ichen: Wir reden hier nicht nur von der Hoff­nung auf die Vol­len­dung irgend­wann am Ende. Das Bil­dungszen­trum Bienen­berg ist renom­miert für seine Frieden­s­the­olo­gie, Kon­flik­t­forschung und Ver­söh­nungsar­beit. Darum ver­ste­ht es die Hoff­nung dies­seit­ig: Gott will das Beste für die Welt und seine Men­schen. Er will diese Welt in einen friedlicheren Ort trans­formieren. Dafür engagiert er sich … und wir hof­fentlich auch.

„Es hat genug (aus dem Vollen schöpfen I)“ weit­er­lesen

Werte III: Tragende, grosszügige und befähigende Gemeinschaft

2. Mose 20,32. Korinther 9,8

Gehal­ten am 28.01.2024 in der EMK Adliswil

Copy­right: joel mott on unsplash.com

Liebe Gemeinde,

zum drit­ten Mal beschäfti­gen wir uns heute mit den Werten unser­er Kirche / Gemeinde. Zuerst ging es um Inklu­sion = Ein­schliesslichkeit. Dann beschäftigten wir uns let­zten Son­ntag damit, dass der dreieinige Gott Mit­tel- und Aus­gangspunkt der Gemeinde sein und bleiben müsse. Heute nun geht es um das Wesen der kirch­lichen Gemein­schaft. Sie soll tra­gend, grosszügig und befähi­gend sein.

Begin­nen wir mit den Wörtern Kirche und Gemeinde. Im Griechis­chen ste­ht hin­ter Kirche der Begriff ‚Ekkle­sia‘. Es leit­et sich von einem Verb ab, das ‚her­aus­rufen‘ bedeutet. Die Kirche ist dem­nach die Ver­samm­lung oder Gemein­schaft der Her­aus­gerufe­nen ( … aus der Ein­samkeit in die Gemein­schaft; aus der Dunkel­heit ins Licht; aus der Got­tferne (‚Sünde‘) in die Beziehung zu Gott). Im Deutschen ist ‚Kirche‘ wohl aus einem anderen griechis­chen Wort ent­standen (kurikon bzw. kuri­akon). Es beze­ich­net, ‚was zum Her­rn gehört‘. Kirche bilden also diejeni­gen, die zum Her­rn gehören. Oder, bei­des zusam­men­fassend: Kirche ist die Gemein­schaft der in die Gotte­skind­schaft Berufenen.

Beim Begriff ‚Gemeinde‘ ist die Her­leitung ein­fach­er. Das Wort kommt von Gemein­schaft. Im Griechis­chen ist das ‚Koinon­ia‘, auf Lateinisch ist es ‚Com­mu­nio‘. In den Paulus­briefen wird es zu einem ganz zen­tralen Begriff. Er beze­ich­net das Miteinan­der der­er, die in ein­er Beziehung mit Chris­tus leben. Dieses Miteinan­der bzw. diese Gemein­schaft ist notabene durch Gottes schöpferisches Wirken begrün­det und geschaf­fen. Sie ist eine Neuschöp­fung oder wenig­stens die Wieder­her­stel­lung der ursprünglichen Gemein­schaft (im Paradies) von Men­schen untere­inan­der – und zusam­men mit Gott.

„Werte III: Tra­gende, grosszügige und befähi­gende Gemein­schaft“ weit­er­lesen

Begnadet

Lukas 1,26–38

Gehal­ten am 17.12.2023 (3. Advent) in der EMK Adliswil

Copy­right: Jamet­lene Reskp on unsplash.com

Liebe Gemeinde,

am ver­gan­genen Son­ntag wur­den anlässlich der ‚Sports awards‘ die Schweiz­er Sport­lerIn­nen des Jahres gekürt. Gewon­nen haben mit Lara Gut-Behra­mi und Mar­co Oder­matt zwei beg­nadete Ski­fahrerIn­nen. ‚Beg­nadet‘! Sportre­porter brauchen das Wort gerne. Von Roger Fed­er­er las ich ein­mal, dass er ein ‚beg­nadetes‘ Händ­chen habe. Auch Fuss­bal­lerIn­nen wer­den immer wieder als ‚beg­nadet‘ beze­ich­net. Lionel Mes­si sei ein beg­nade­ter Drib­bler, Erling Håland ein beg­nade­ter Mit­tel­stürmer, Yann Som­mer ein beg­nade­ter Torhüter. Auch im Blick auf Kul­turelles wird der Begriff häu­fig gebraucht. Wir lesen oder hören von beg­nade­ten Schaus­pielerin­nen, Regis­seuren oder Musik­erIn­nen. Aus allen musikalis­chen Sparten und Stilen. Zulet­zt habe ich von Tay­lor Swift, der zur Zeit wohl alle anderen über­strahlen­den Pop-Kün­st­lerin gele­sen: Sie sei eine beg­nadete Musik­erin und – vielle­icht sog­ar noch wichtiger — eine beg­nadete Kommunikatorin.

„Beg­nadet“ weit­er­lesen

Liebe ist verschwenderisch

Markus 4,1–8

Predigt am 03.09.2023 in der EMK Adliswil und in der Regen­bo­genkirche

Paulus schreibt, die Liebe sei das Grösste. Sie übertr­e­ffe sog­ar Glauben und Hoff­nung (vgl. 1.Kor 13,13). Schliesslich: Wenn wir lieben, ver­schenken wir uns selb­st. Mehr, Wertvolleres kann nie­mand geben. Aber Liebende sind auch ver­let­zlich. Darum über­legen wir uns genau, wem wir wann wieviel Liebe schenken. Und knau­sern oft dabei. Aus Angst, ver­let­zt zu wer­den. Aus Sorge, uns selb­st zu verlieren.

Darum wirkt die Geschichte von der Sal­bung Jesu durch eine Frau (→ ntl. Schriftle­sung) befremdlich. Diese Frau übertreibt doch. Sie ist so mass­los in ihrer Liebe zu Jesus. Das scheint unvernün­ftig, und auch unanständig. Wir kön­nen die Jünger ver­ste­hen, die sich kri­tisch äussern.

Doch Jesus gibt ihnen nicht Recht. Er will zeigen: Liebe ist nicht dosier­bar. Sie ist mehr als grosszügig, ist ver­schwen­derisch. Diese Frau set­zt genau Gottes Idee und Vor­bild um. Denn auch er ist in sein­er Liebe gren­zen­los. Unvernün­ftig vielle­icht. Sich­er ver­schwen­derisch. Das ist die Idee. So ist Liebe. Darum ist sie die Grösste. Bei ander­er Gele­gen­heit hat Jesus dieses Wesen von Gottes Liebe in ein­er Beispielgeschichte ver­an­schaulicht. Ich lese Markus 4,1–8 :

„Liebe ist ver­schwen­derisch“ weit­er­lesen

Recht haben oder gerechtfertigt sein?

Lukas 18,9–14

Predigt am 27.08.2023 in der EMK Adliswil

Copy­right: Jamet­lene Reskp on Unsplash.com

wis­sen Sie, was das ist? – Das ist ein Phar­isäer. Jeden­falls kriegt man so etwas vorge­set­zt, wenn man im Nor­den Deutsch­lands im Restau­rant einen Phar­isäer bestellt. Bei uns würde man es wohl Café mélange nen­nen …. jeden­falls bis zum ersten Schluck. Danach müsste man wohl noch ein­mal über die Büch­er. Denn es ist kein gewöhn­lich­er Kaf­fee. Unter der Sah­ne­haube ver­steckt sich vielmehr Kaf­fee und Rum im Ver­hält­nis 1:1! Es heisst, die Friesen hät­ten früher mit diesem Getränk gerne Pas­toren und andere strenge Per­so­n­en irre geführt. Die Sah­ne­haube ver­hin­dert näm­lich, dass man den hoch­prozenti­gen Zusatz riecht. Der Pas­tor, dessen Tasse genau gle­ich aus­sah, aber eben keinen Rum enthielt, schöpfte so keinen Ver­dacht und stellte keine unan­genehmen Fra­gen. Und weil dieses Getränk eben nicht ist, was es zu sein vorgibt, gab man ihm den Namen Pharisäer.

Schliesslich gel­ten die Phar­isäer als sprich­wörtliche Heuch­ler. Die Beze­ich­nung ist ein Schimpf­wort. Das war sie übri­gens schon zu ntl Zeit­en. ‘Phar­isäer’ war schon damals keine Selb­st­beze­ich­nung. Die damit gemeinte jüdis­che Gruppe beze­ich­nete sich selb­st als ‘chaver­im’ = ‘Fre­unde (der Schrift). – Als war es schon damals wie noch heute: ‘Phar­isäer’ ist man nie sel­ber. Das sind immer die anderen.

„Recht haben oder gerecht­fer­tigt sein?“ weit­er­lesen

Liebe zu Christus zeigen

Lukas 7,36–50

Predigt am 28.08.2022 in der EMK Adliswil

Darstel­lung aus dem EMK Bildersaal

Nacherzäh­lung von Lukas 7,36–50

Irgend­wo am See Genezareth in Galiläa find­et ein Emp­fang statt. Die wichti­gen Leute des Dor­fes sind ein­ge­laden, ‚natür­lich‘ damals auss­chliesslich Män­ner. Dabei ist auch Jesus, der vom Volk so gefeierte Wan­der­predi­ger. Man will die Gele­gen­heit nutzen, ihm ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Gast­ge­ber ist Simon, ein Phar­isäer. Er ist ein wohlhaben­der und ange­se­hen­er Mann. Man sagt ihm echte Fröm­migkeit nach.

Plöt­zlich — der Haupt­gang wurde ger­ade serviert — betritt eine Frau den Fest­saal. Sie sucht Jesus und tritt von hin­ten an ihn her­an. Er liegt, wie die anderen auch, auf die Ell­bo­gen gestützt am Tisch. Die Füsse streckt er nach hin­ten aus.

Was will die Frau bloss hier? Merkt sie nicht, dass sie völ­lig fehl am Platz ist? Falls ja, ist es ihr egal. Jet­zt hat sie ein Fläschchen in der Hand. Es sieht teuer aus. Wie Par­fum. Was will sie damit? Ihre Hände zit­tern. Offen­bar will ihr nicht gle­ich gelin­gen, was sie vor hat. Und das bringt sie aus der Fas­sung. Sie weint heftig. Ihre Trä­nen tropfen Jesus auf die Füsse …

„Liebe zu Chris­tus zeigen“ weit­er­lesen

Gnade als Herausforderung

Matthäus 20,1–16

Predigt in der EMK Adliswil am Son­ntag, 01.05.2022

alle paar Jahre ein­mal fällt wie heute der 1. Mai auf einen Son­ntag. Was Schü­lerIn­nen und Arbeit­nehmerIn­nen wom­öglich frus­tri­ert (→‘Aus­fall‘ eines Feiertags), ist Arbeit­ge­berIn­nen vielle­icht willkom­men. Und ob die Gew­erkschaften so mehr oder weniger Mühe haben, Leute für ihre Kundge­bun­gen zu rekru­tieren, kann ich nicht beurteilen.

Was machen wir als Kirche, als Chris­ten mit diesem Feiertag, dem ‚Tag der Arbeit‘? Es ist ja kein christlich­er Feiertag. Von sein­er Entste­hung her trägt er vielle­icht sog­ar kirchenkri­tis­che und reli­gion­skri­tis­che Züge. Doch die Anliegen von mehr sozialer Gerechtigkeit, von Annäherung zwis­chen reich und arm, von ‚gle­ich­er Lohn für gle­iche Arbeit‘ etc. müssten auch Kirchen und Chris­ten wichtig sein. Immer­hin wer­den sie von der Bibel deut­lich unterstützt.

„Gnade als Her­aus­forderung“ weit­er­lesen

Nur Jesus allein

Bibel­text: Markus 9,2–13

Am 01. Feb­ru­ar 2022 haben wir in ‘Zäme … mit dr Bible die Geschichte von der Verk­lärung Jesu zu ver­ste­hen ver­sucht. Ich habe beim span­nen­den Gespräch nicht mit­geschrieben.
Aber in meinem Archiv habe ich eine Predigt gefun­den, die ich im Som­mer 2020 über diesen Bibel­text gehal­ten habe. Wer sich dafür inter­essiert, kann ein­fach auf ‘WEITERLESEN’ klicken .…

„Nur Jesus allein“ weit­er­lesen

GASTBEITRAG: Es ging ein Mensch in die Kirche

Bibel­text: Lukas 18,9–14

von Pfr. Robert Seitz; aus seinem Buch: ‘So weit der Him­mel ist — Hor­i­zont-Erweiterun­gen’, S. 182

Es ging ein Men­sch in die Kirche,
um seinem Gott nahe zu sein.
Er beze­ich­nete sich sel­ber als einen Gläu­bi­gen.
In seinem Auftreten war er ein lebendi­ger Vor­wurf
für die Ungläu­bi­gen um ihn herum.
Er stand da in der Kirche und
lobte seinen Gott mit erhobe­nen Armen.
Mit seinen Liedern erhob er ihn zum Sieger
über alle seine Feinde.
Er fühlte sich entrückt in die Gegen­wart des Allmächti­gen
und ohne dass er es wusste,
kreiste er wie ein Plan­et um sich sel­ber.
Die Engel aber waren in Sorge und flüsterten einan­der zu:
“Wenn er doch nur etwas weniger das Wort ich gebrauchen würde!
Hat nicht unser Erlös­er Chris­tus im Gebet, das er uns lehrte,
dieses Wort kein einziges Mal gebraucht?”

Aber der Men­sch betete weit­er und sagte:
“Ich danke dir, Gott, dass ich näher bei dir bin.
Ich bin kein Ein­brech­er und homo­sex­uell bin ich auch nicht.
Ich bin kein Sozial­bezüger. son­dern ich arbeite.
Ich faste zweimal die Woche mit etwas Obst und esse Knoblauch.
Ich bin darum gesün­der geblieben als andere Leute.
Ich gebe von meinem Einkom­men unge­fähr den Zehn­ten
für gute Zwecke und ich nehme keine Kleinkred­ite auf.”

Und während er betete, hiel­ten sich die Engel ihre Ohren zu
und sagten zueinan­der:
„Jet­zt hat er schon wieder zehn Mal ich gesagt.“
Und Gabriel schlug vor:
“Dieses Gebet über­tra­gen wir nicht an höch­ste Stelle.”

Und ein Armer stand da und hat­te nur seine innere Armut.
Sta­tio­nen aus seinem Leben taucht­en auf in seinem Gedächt­nis.
Und er brachte die Worte kaum hör­bar über seine Lip­pen:
“Gott, deine Liebe ist meine let­zte Ret­tung.
Sieh meine Armut und nimm mich an.“
Und die Engel waren sich einig:
“Das über­tra­gen wir mit Freude live.”