Jesus sagt: “Nichts, was von aussen in den Menschen hineingeht, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das ist es, was den Menschen unrein macht.”
von Pfr. Robert Seitz; aus seinem Buch: ‘So weit der Himmel ist — Horizont-Erweiterungen’, S. 182
Es ging ein Mensch in die Kirche, um seinem Gott nahe zu sein. Er bezeichnete sich selber als einen Gläubigen. In seinem Auftreten war er ein lebendiger Vorwurf für die Ungläubigen um ihn herum. Er stand da in der Kirche und lobte seinen Gott mit erhobenen Armen. Mit seinen Liedern erhob er ihn zum Sieger über alle seine Feinde. Er fühlte sich entrückt in die Gegenwart des Allmächtigen und ohne dass er es wusste, kreiste er wie ein Planet um sich selber. Die Engel aber waren in Sorge und flüsterten einander zu: “Wenn er doch nur etwas weniger das Wort ich gebrauchen würde! Hat nicht unser Erlöser Christus im Gebet, das er uns lehrte, dieses Wort kein einziges Mal gebraucht?”
Aber der Mensch betete weiter und sagte: “Ich danke dir, Gott, dass ich näher bei dir bin. Ich bin kein Einbrecher und homosexuell bin ich auch nicht. Ich bin kein Sozialbezüger. sondern ich arbeite. Ich faste zweimal die Woche mit etwas Obst und esse Knoblauch. Ich bin darum gesünder geblieben als andere Leute. Ich gebe von meinem Einkommen ungefähr den Zehnten für gute Zwecke und ich nehme keine Kleinkredite auf.”
Und während er betete, hielten sich die Engel ihre Ohren zu und sagten zueinander: „Jetzt hat er schon wieder zehn Mal ich gesagt.“ Und Gabriel schlug vor: “Dieses Gebet übertragen wir nicht an höchste Stelle.”
Und ein Armer stand da und hatte nur seine innere Armut. Stationen aus seinem Leben tauchten auf in seinem Gedächtnis. Und er brachte die Worte kaum hörbar über seine Lippen: “Gott, deine Liebe ist meine letzte Rettung. Sieh meine Armut und nimm mich an.“ Und die Engel waren sich einig: “Das übertragen wir mit Freude live.”
Eigentlich sollte Ostern ein Tag sein, an dem gilt:“Freude herrscht!‘ So aber war es nicht von Anfang an. Erst gegen Abend kam Freude auf. Vorher regierten am Ostertag, wie die Berichte der Evangelien zeigen, Angst, Trauer und Zweifel. Die Frauen hatten den Jüngern zwar erzählt, dass Jesus lebe. Beim Lesen dünkt einem, das hätten sie doch glauben können. Schliesslich hatte Jesus vorher oft davon gesprochen, dass er leiden und sterben, danach aber auferstehen werde. Doch das wollte den Jüngern nicht wieder in den Sinn kommen. Sie waren am Ostermorgen von Karfreitag her noch total im Ausnahmezustand. Sie hatten Angst, dass sie auch gefangen genommen und getötet werden könnten. Sie wussten überhaupt nicht, was sie als Nächstes tun sollten. Solange war Jesus bei ihnen gewesen. Er hatte ihnen immer geholfen, wenn sie nicht mehr weiterwussten. Doch jetzt war er weg. Alle hatten zwar gewusst, was für ein guter Mensch er gewesen war. Doch geschickte das das Misstrauen zwischen Pilatus und Herodes ausnützend hatten Jesu Gegner es geschafft, dass Jesus ans Kreuz geschlagen wurde. Damit war es auch für die Jünger gefährlich geworden. Deshalb hatten sie Angst. — Angst kann einen einmauern wie ein Gefängnis. Und dann sieht man nicht mehr drüber, sieht nicht mehr, was auch noch ist und kann nicht mehr an ein Wunder glauben.
Ausnahmsweise erzählt Markus nicht wie sonst kurze Geschichten, sondern zwei lange — die Heilung des Geraseners und die der Tochter des Jairus. In die zweite ist die Heilung der blutflüssigen Frau kunstvoll eingewoben, und wer je der Meinung war, dass Markus ein simpler Erzähler ist, wird hier eines besseren belehrt. Es sind drei Auferstehungsgeschichten: Der Gerasener, der eine ganze Legion an Stimmen und Personen in sich trägt und aus der Gesellschaft ausgeschlossen ist, weil er schreit und droht und verletzt, wird von Jesus direkt angesprochen. Jesus kennt keine Scheu und keine Angst, er weiss, in wessen Namen und mit wessen Kraft er gesandt ist. Die Flucht der Dämonen in die Schweine, die sich ins Meer stürzen, hat schon fast etwas Komisches. Zentral aber bleibt, dass Jesus Schranken und Ausgrenzung überwindet und Menschen zurück in die Gesellschaft führt. Der Gerasener hat neues Leben erhalten. Ein für die vielen Augenzeugen erschreckend machtvolles Wunder.
Beim Lesen in den Ostergeschichten fällt mir auf: Niemand, der dem Auferstandenen begegnete ist, begriff sofort, was passiert war. Alle haben den Christus bestenfalls auf den zweiten Blick erkannt. Sie brauchten mehrere Anläufe, um die Osterbotschaft zu glauben:
Video-Gottesdienst zu Ostern aus der EMK Adliswil. Bibeltexte: Johannes 20,29 und Lukas 24,13–35; mit Liedern aus dem EMK-Gesangbuch zum Mitsingen.
Für die Musik durfte ich Aufnahmen des Posaunenchors Adliswil verwenden. Und technisch hat mich wieder Luca Hunold bei Aufnahme und Schnittunterstützt. Ganz herzlichen Dank.
Willy Fries (1907 bis 1980) hatte als Augenzeuge vom Beginn des Nationalsozialismus in Berlin die Grösse, an der Passion und dem schwärzesten Tag von Karfreitag nicht hängen zu bleiben. Er will bewusst Ostern und seinen hellsten Tag feiern!! Er fühlt sich beauftragt, mit Pinsel und Leinwand das Evangelium zu verkündigen.
Video-Gottesdienst mit Abendmahl zum Karfreitag aus der EMK Adliswil zu Johannes 13,1 und Lukas 23,33–49; mit Liedern aus dem EMK-Gesangbuch zum Mitsingen.
Für das Abendmahl empfehle ich, sich so einzurichten: An einem schönen Platz zu Hause den Tisch decken. Auf den Tisch kommen ein Teller oder eine Schale mit einigen Brotstückchen, ein Becher mit Traubensaft, vielleicht auch eine Kerze, eine offene Bibel, ein kleines Kreuz oder eine Blume. — Und dann einfach das Video laufen lassen. Ich führe durch die Liturgie, wie ich das in einem Gottesdienst auch mache.
Die Gedanken basieren auf einem Text von Pfr. Robert Seitz aus seinem Buch ‘Tagträume mit Gott’, S.112–115.
Urs Bertschinger an der Orgel und Luca Hunold mit Kamera und Schnitt haben mich unterstützt. Ganz herzlichen Dank für Euer Engagement.
Von Jesu Jüngern macht in der Passionsgeschichte keiner eine gute Figur. Elf von ihnen werden später dennoch zu Aposteln, einer (Petrus) sogar zum ‘Fels’. Judas aber wird als Verräter abgestempelt und erlebt Ostern schon gar nicht mehr. — Ich habe das immer als ein wenig unfair empfunden. War die Verleugnung durch Petrus wirklich so viel weniger schlimm als der Verrat des Judas?